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Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

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Re: Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

Beitrag von Bummler » Fr 30. Sep 2016, 13:58

norbert hat geschrieben:Auch wäre da die Frage, warum kann eine kleine Minderheit diese Prägung sehr gut überwinden?


Weil es immer mal wieder eine kleine Menge von Leuten gibt, die gegen das System opponieren.
Egal gegen welches und egal aus welchen Gründen. Wichtig ist nicht das Ziel, sondern die Gegnerschaft.
Das Ziel ist nur vorgeschoben, auch wenn diejenigen das bestreiten werden.

Deswegen hatten die 68-er ja auch bald hingeschmissen. Und einig waren sie sich schon von Anfang an nicht.
Die Spießer waren mitten unter den 68-er:

Langhans: Klar, sexuelle Freiheit war eine unserer Forderungen. Anders als Rudi Dutschke reichte es uns nicht, den Kapitalismus abzuschaffen. Wir wollten uns selbst neu erfinden. Kein Mensch darf einem anderen Menschen gehören! Wir haben damals zu Rudi gesagt: Du kannst nicht Revolutionär sein und gleichzeitig diese Spießerehe mit Gretchen führen – komm in die Kommune! Er sagte: Nein, nein, da wird Gretchen eifersüchtig, das erlaubt sie mir nicht.

http://www.zeit.de/campus/2010/03/leben ... ettansicht

Deshalb waren sie (die 68-er) zwangsläufig nur eine "Mode". So wie heute dieses oder jenes Tattoo.
Freiheit ist immer nur eine Einstellung, die man für sich haben kann oder die man "zeigen" kann. Für das "Zeigen" von Freiheit benötigt man etwas was nicht üblich ist. Mal war es Nacktheit, mal war es Protest, mal war es Urlaub in Italien oder ein dickes Auto.

Wenn etwas dann alle tun, ist es nicht mehr frei, sondern spießig. Also muss man sich was neues einfallen lassen...

Letztendlich waren die Ursachen großer gesellschaftlicher Veränderungen nicht irgendwelche Heinis, sondern die wirtschaftlichen Prozesse, die über Wohlstand und Fortschritt entscheiden.

 

Re: Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

Beitrag von hajo » Fr 30. Sep 2016, 14:22

Oh Gott!

Quatsch: Oh Marx!

Du bist also gerne nackt - das unterstelle ich jetzt mal, korrigier mich, wenn ich falsch liege - , weil du einer kleinen Gruppe angehört, die gegen das System opponieren will.

Aus Prinzip, versteht sich.

Falls du das jetzt anders darstellen möchtest, dann ist es nur vorgeschoben. Schreibst du.

Na, das ist ja mal eine Methode, jedwede Aussage, jedwede Stellungnahme und dazu alle anderen Ansichten als deine eigenen a priori ad absurdum zu führen! Wenn ich etwas anderes über mich behauptete, wäre es "nur vorgeschoben", selbst wenn ich diese Unterstellung bestritte...

Wie kann irgendjemand dann noch mir dir kommunizieren?

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Re: Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

Beitrag von Aria » Fr 30. Sep 2016, 20:40

Free2015 hat geschrieben:Dir ist schon klar dass "die 68er" und "die Alten" von heute die gleichen Leute sind, und "die geburtenstarken Jahrgänge" auch um die 50 sind? Und dass diese Generationen in mehreren Bundesländern "die Jugend" per hochoffiziellem Bildungsplan mit allerlei rosa-lila Ideen beglücken wollen? Da braucht man sich nicht wundern wenn die Jungen von diesen berufsjugendlichen Toleranzrammböcken, die immer noch tun was sie für richtig halten, nichts mehr hören will, und teils in prüde religiöse Ansichten flüchtet.
Man muss das differenziert sehen: Früher wurden die Menschen von Kindesbeinen an (vielfach mit Gewalt) dazu gebracht, „das Richtige“ zu denken und zu tun. Seit „68“ ist das zum Glück immer weniger der Fall. Die heutige Jugend ist also freier aufgewachsen als irgendeine Generation vor ihnen, scheint aber mit dieser Freiheit nicht viel anzufangen.

Warum hatten es die 68er leichter, gesellschaftlichen Verhältnisse in großem Umfang zu ändern? Weil sie viele waren und die wenigen Alten sich schuldig fühlten, ein verbrecherisches Regime an die Macht gebracht und ihm Treue bis zuletzt gehalten zu haben. Ähnlich konnten die alten Stützen des Systems nach dem I. Weltkrieg in den 1920er Jahren die junge Generation nicht bremsen – sie haben mit dem Krieg auch ihre Autorität verloren.

Man könnte also postulieren: Solange die Zügel eines Staates in festen Händen sind und an der Fähigkeit der Regierenden keine grundlegende Zweifel bestehen, solange wird es zu keinen größeren Veränderungen in der Gesellschaft kommen: Die Beharrungskräfte der Alten sind dann kaum zu überwinden, wenn die Herrschenden klug genug sind, ihre Klientel – die sog. Stützen des Systems – bei Laune zu halten. Es gibt dann kleine Zugeständnissen da und dort, aber Grundlegendes wird nicht angetastet: Siehe das eben beschlossene Reformchen der Erbschaftssteuer, das ohnehin nur auf Druck des Verfassungsgerichts in Angriff genommen werden musste.


Eule hat geschrieben:Erotik ist die Freude an dem Schönen allgemein und daher nicht nur auf "sexuelle Wirkung" ausgerichtet.
„Erotik ist die Freude an dem Schönen allgemein“? Diese „Erkenntnis“ hast du allein für dich – Duden sagt beispielsweise dazu:

Erotik:
1. den geistig-psychischen Bereich einbeziehende sinnliche Liebe; Liebes-, Geschlechtsleben
2. (verhüllend) Sexualität


Eule hat geschrieben:
Aria hat geschrieben:Es ging und geht auch heute immer noch darum: Nacktheit wird mit der Sexualität in Verbindung gebracht. Deshalb ist die von Eule geforderte Trennung – hier Nacktheit, dort Sexualität – schlicht Unsinn, denn wir können hier nicht so tun als ob es diese Verbindung nicht gäbe.
Was viele in Verbindung setzen muss deswegen noch lange nicht richtig sein.
Ob richtig oder falsch, diese Verbindung ist eine Tatsache, mit der wir uns auseinanderzusetzen haben – alles andere, was z.B. Nacktheit oder Sexualität ist, kann man nachlesen, schließlich sind das feststehende Begriffe.

Eule hat geschrieben:
Aria hat geschrieben:Zurück zur Prägung: Um diese zu überwinden, braucht man erstens die Erkenntnis, dass diese Prägung falsch ist, und dann den Mut, etwas zu tun, das dieser Prägung zuwiderläuft.
Ja, richtig. Und wir fragen uns jetzt, warum lässt sich die Prägung, die Nacktheit als solches negativ zu sehen und zu bewerten, zumal wenn diese in die Öffentlichkeit getragen wird, nicht oder eben von vielen nicht überwinden, wobei doch die Nacktheit als solches als natürlich angesehen wird?
Das ist doch klar: Weil die Nacktheit mit tabuisierten Sexualität in Verbindung steht, färbt dieses Tabu auf die Nacktheit ab. Sind wir nackt, werden unsere Geschlechtsteile, die ja der tabuisierten Sexualität dienen, sichtbar, was laut unseren gesellschaftlichen Regeln nicht sein darf.

Wer dieses Tabu brechen will, muss sich also gegen die ganze Gesellschaft stellen, was nur wenige wagen, denn (begrenzte) Nacktheit wird praktisch nur bei uns und bei den Künstlern toleriert. Wer es wagt weiter zu gehen und neben der Nacktheit die Sexualität in Vordergrund stellt, wird wegen Exhibitionismus angeklagt. Dazu reicht schon eine sichtbare Erektion, ohne dass die Hand angelegt wird, sprich ohne dass eine sexuelle Handlung erfolgte, die ja unbedingt sein muss, damit Exhibitionismus-Paragraph greift.

Das zeigt sehr anschaulich, wie stark die Sexualität tabuisiert ist: Schon der Anschein wird sanktioniert.


Bummler hat geschrieben:Deswegen hatten die 68-er ja auch bald hingeschmissen.
Sie haben nicht hingeschmissen, sondern den Gang durch die Institutionen angetreten, und das, zumindest im Westen, durchaus erfolgreich. Nun sind sie in Rente oder werden bald sein, was zur Folge hat, dass jetzt die später Geborenen am Ruder sind bzw. bald sein werden. Diese später Geborenen sehnen sich offensichtlich nach mehr Kontrolle und mehr Ordnung, was zusammen mit den in der DDR sozialisierten Menschen, die zunehmend nostalgische Erinnerungen an jene DDR-Ordnung haben, den Wunsch nach mehr Staat gebiert. Diesen Wunsch hat sich AfD zu eigen gemacht, was die Wähler honorieren. Und aus dem zuvor Gesagten dürfte klar sein, warum AfD gerade im Osten der Republik so erfolgreich ist.

 
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Re: Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

Beitrag von Eule » Fr 30. Sep 2016, 22:37

@ hajo
Eule hat geschrieben: Und wir fragen uns jetzt, warum lässt sich die Prägung, ..., nicht oder eben von vielen nicht überwinden,...

Weil "Prägung" per Definition ein Lernvorgang ist, der in einer bestimmten, eng begrenzten sensiblen Phase geschieht und relativ unwiderruflich ist.
Im menschlichen Erziehungsprozess lassen sich solche Prägungen durch Umlernen und Einsicht wieder aufheben. Daher ist diese "Prägung" nicht mit der Prägung aus der Zoologie vergleichbar.

OB es sich bei der Nacktphobie allerdings tatsächlich um eine "Prägung" im ethologischen Sinn handelt... ich hab da meine Zweifel.
Hier stimme ich dir zu.

@ norbert
Auch wäre da die Frage, warum kann eine kleine Minderheit diese Prägung sehr gut überwinden?
Weil diese kleine Gruppe in der Lage ist, die Richtigkeit und Angemessenheit der genossenen Erziehung zu hinterfragen.

@ Aria
Die heutige Jugend ist also freier aufgewachsen als irgendeine Generation vor ihnen, scheint aber mit dieser Freiheit nicht viel anzufangen.
Spontan würde ich diesem deinen Satz zustimmen. Aber wenn ich nachdenke, kann ich es nicht mehr. Das Problem ist meines Erachtens nicht die Freiheit sondern die Frage der Wertevermittlung. Wir haben heute einen Wertedefizit in unserer Gesellschaft und dieses macht viele für strenge religiöse oder radikale politische Systeme empfänglich. Zurück zu unserem Thema würde die Frage lauten, gegen welche Werte verstößt die Nacktheit und/oder für welche steht sie?

Aria, deine gesellschaftspolitischen Äußerungen kann ich so nicht beitreten. Du beschränkst dich hier auf einige wenige Ereignisse, die so nicht ausschlaggebend waren. Sie spielen mit, ja. Aber nicht so im Vordergrund, wie du es hier darstellst.

„Erotik ist die Freude an dem Schönen allgemein“? Diese „Erkenntnis“ hast du allein für dich – Duden sagt beispielsweise dazu: ...
Mir ist es durchaus bekannt, dass in den modernen Lexika der Begriff der Erotik und der Sexualität gleich gesetzt werden. Diese Gleichsetzung ist aber aus der philosophischen Sicht falsch und ich bleibe daher bei der alten Begriffsbestimmung. Aber diese Position von mir hörst du nicht das erste Mal und sollte dir daher bekannt sein.

Ob richtig oder falsch, diese Verbindung ist eine Tatsache, mit der wir uns auseinanderzusetzen haben – alles andere, was z.B. Nacktheit oder Sexualität ist, kann man nachlesen, schließlich sind das feststehende Begriffe.
Du kannst viele Fragen, die wir hier erörtern, so nicht in den Lexika nachlesen. Warum? Weil dieses für den größten Teil der Bevölkerung unwichtig ist und sie nicht trennungsscharf denken und nicht dementsprechend denken können.

Das ist doch klar: Weil die Nacktheit mit tabuisierten Sexualität in Verbindung steht, färbt dieses Tabu auf die Nacktheit ab.
Dieser dein Lösungsansatz ist zu simpel. Auch deine Schlussfolgerung:
Sind wir nackt, werden unsere Geschlechtsteile, die ja der tabuisierten Sexualität dienen, sichtbar, was laut unseren gesellschaftlichen Regeln nicht sein darf.
trifft den Kern nicht. Wir dürfen doch heute offen über Sexualität reden. Wir dürfen, abgesehen von der Altersbegrenzung, doch auch Sexfilme, -bücher und -artikel frei ansehen und kaufen. Warum dürfen wir trotzdem nicht nackt in der Öffentlichkeit sein?

Wer es wagt weiter zu gehen und neben der Nacktheit die Sexualität in Vordergrund stellt, wird wegen Exhibitionismus angeklagt.
Hier machst du es dir zu einfach. Nacktheit als solches ist kein Straftatsmerkmal! Wenn es so wäre, dann müsstest du, wenn du dich an einem öffentlich zugänglichen See, Fluss, Wald oder Wiese aufhältst, ja mit einer Anzeige und einer Gerichtsverhandlung rechnen. Dieses ist jedoch nicht der Fall.

Dazu reicht schon eine sichtbare Erektion, ohne dass die Hand angelegt wird, sprich ohne dass eine sexuelle Handlung erfolgte, die ja unbedingt sein muss, damit Exhibitionismus-Paragraph greift.
Dieser Satz ist in sich widersprüchlich. Der erste Teil ist eindeutig falsch, der zweite hingegen zutreffend, wenn dieses so gemacht wird, dass Passanten dich beobachten können oder sollen.

Das zeigt sehr anschaulich, wie stark die Sexualität tabuisiert ist: Schon der Anschein wird sanktioniert.
Wer sanktioniert und wie wird sanktioniert? Diese deine Feststellung ist, sorry, Unsinn.

Diese später Geborenen sehnen sich offensichtlich nach mehr Kontrolle und mehr Ordnung, was zusammen mit den in der DDR sozialisierten Menschen, die zunehmend nostalgische Erinnerungen an jene DDR-Ordnung haben, den Wunsch nach mehr Staat gebiert.
Unsinn und mit Vorurteilen beladen!
Diesen Wunsch hat sich AfD zu eigen gemacht, was die Wähler honorieren. Und aus dem zuvor Gesagten dürfte klar sein, warum AfD gerade im Osten der Republik so erfolgreich ist.
Ich denke, du hast das Phänomen der AfD nicht begriffen. Die AfD steht für nix, sondern nur für das gegen die da oben Sein. Du siehst die gleiche Hirnlosigkeit in den USA mit Trump.

 
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Re: Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

Beitrag von FKK ist Freude » Sa 1. Okt 2016, 11:35

FKK ist eine Kultur und jede Kultur hat Werte. Welche Werte sind es heute?

Veränderungen brauchen Mut. Darauf zu warten, dass sie sich von selbst einstellen, darauf sollten wir nicht warten.

Dass die afd für nichts steht, kann man so nicht sagen. Sie sagt es nur nicht oft so direkt. Sie vertritt die alten Werte, die Sicherheit vermitteln. Sie steht für Ausgrenzung statt Miteinander. Der Stärkere gegen den Schwachen. Wenn wir der Entwicklung etwas entgegensetzen wollen, brauchen wir gute Argumente. Wir leben in einer schönen Gesellschaft, viele Menschen bekleiden Ehrenämter -vielleicht auch mal unbekleidet :) :).

Ich sehe gute Möglichkeiten. Die Liebe in den Herzen muss stärker sein, als der Hass und die Kälte.

Der Verstand sagt ja zur Nacktheit, dann müssen jetzt die Herzen folgen und nicht mehr innerlich traurig sein. Wir sind wirklich ein tolles Land. Warum sonst wollen Menschen nach Deutschland?

Ein wenig Dankbarkeit könnte nicht schaden, bei allem was auch zu kritisieren ist. Aber zurück zu den angesprochenen Werten, wofür stehen wir, was möchten wir?

- Hilfsbereitschaft
- Menschlicher Umgang
- Sich als Mensch zeigen und begegnen
- Körper, Geist und Seele im Einklang mit der Natur
- Natürlichkeit
- Freundlicher Umgang miteinander
...

Ich denke wir haben Angst davor abgelehnt zu werden, dass man uns nicht mehr mag als Person, wenn sie von uns wissen, dass wir gerne naggisch sind. Dem ist nicht unbedingt so, dies kann ich für mich sagen. Vor den Menschen in unserem Umfeld brauchen wir nicht so große Bedenken haben.

Vielfach trauen wir uns nicht zu sagen, was uns im tiefsten Inneren glücklich macht, aus Angst ausgelacht und ausgeschlossen zu werden. Wir öffnen uns nicht, aus Bedenken, was die anderen dann von uns halten. Wir wollen unser Innerstes und uns selbst vor Nachteilen bewahren.

Die sexuellen Betätigungen sind von Bekleidung unabhängig vorhanden. Kleidung verhindert diesen starken Drang nicht. Beim FKK ist es nur sichtbarer. Dass wir diesen Trieb kontrollieren können ist klar, ob wir es immer möchten eine andere. Ob wir noch ein Stück von der leckeren Sahnetorte aufessen können wir bestimmen es und dann der duftende Kaffee dabei... Wir möchten es nicht immer kontrollieren. :)

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Re: Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

Beitrag von Aria » Sa 1. Okt 2016, 16:24

Eule hat geschrieben:
Aria hat geschrieben:Die heutige Jugend ist also freier aufgewachsen als irgendeine Generation vor ihnen, scheint aber mit dieser Freiheit nicht viel anzufangen.
Spontan würde ich diesem deinen Satz zustimmen. Aber wenn ich nachdenke, kann ich es nicht mehr. Das Problem ist meines Erachtens nicht die Freiheit sondern die Frage der Wertevermittlung. Wir haben heute einen Wertedefizit in unserer Gesellschaft und dieses macht viele für strenge religiöse oder radikale politische Systeme empfänglich.
Mit diesen Sätzen bist du voll auf der Linie von Sarrazin und Udo di Fabio, aber da wir das schon in anderen Threads behandelt haben, verweise ich hier nur darauf:
FKK-Verbot für Lehrer und Schüler
Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Eule hat geschrieben:
Aria hat geschrieben:Das ist doch klar: Weil die Nacktheit mit tabuisierten Sexualität in Verbindung steht, färbt dieses Tabu auf die Nacktheit ab.
Dieser dein Lösungsansatz ist zu simpel. Auch deine Schlussfolgerung:
Sind wir nackt, werden unsere Geschlechtsteile, die ja der tabuisierten Sexualität dienen, sichtbar, was laut unseren gesellschaftlichen Regeln nicht sein darf.
trifft den Kern nicht. Wir dürfen doch heute offen über Sexualität reden. Wir dürfen, abgesehen von der Altersbegrenzung, doch auch Sexfilme, -bücher und -artikel frei ansehen und kaufen. Warum dürfen wir trotzdem nicht nackt in der Öffentlichkeit sein?
Ich habe eine mögliche Antwort geliefert, es wird Zeit auch für dich, nicht nur Fragen zu stellen bzw. Antworten anderer einfach zurückzuweisen, sondern selbst zu antworten.

Eule hat geschrieben:
Aria hat geschrieben:Wer es wagt weiter zu gehen und neben der Nacktheit die Sexualität in Vordergrund stellt, wird wegen Exhibitionismus angeklagt.

Dazu reicht schon eine sichtbare Erektion, ohne dass die Hand angelegt wird, sprich ohne dass eine sexuelle Handlung erfolgte, die ja unbedingt sein muss, damit Exhibitionismus-Paragraph greift.
Dieser Satz ist in sich widersprüchlich. Der erste Teil ist eindeutig falsch, der zweite hingegen zutreffend, wenn dieses so gemacht wird, dass Passanten dich beobachten können oder sollen.
Wenn du meinen Satz – und auch die Sätze davor! – noch einmal liest, wirst du vielleicht feststellen, dass ich zwar von der einfachen Nacktheit sprach, allerdings mit dem erigierten Penis, ohne dass dazu eine sexuelle Handlung vorlag.

Wenn ein erigierter Penis zu sehen ist – egal ob in Natur oder nur auf einem Foto –, greift der Jugendschutz. Ich erinnere mich an eine Sendung von „Liebe Sünde“ in den 1990er Jahren, die hinterher vom Staatsanwalt moniert wurde, weil in ihr für 3 Sekunden ein Bild eines einsamen Mannes mit erigierten Penis zu sehen war. Das Bild war ziemlich klein und nur verkehrt herum zu sehen – im Rahmens eines Berichtes über eine Druckerei, war da entfernt eine Palette mit Broschüren mit dem inkriminierten Bild ins Blickfeld der Kamera geraten –, aber die 3 Sekunden waren zu viel für den Staatsanwalt und der Sender musste ein Bußgeld zahlen, weil die Sendung vor 23 Uhr lief.

Was ich sagen wollte: Wir berufen uns bei der Nacktheit darauf, dass diese natürlich sei, aber sobald ein erigierter Penis zu sehen ist, wird das von der Gesellschaft nicht mehr toleriert, obwohl ein erigierter Penis genauso natürlich ist wie ein schlapper. Das ist der Kern des Problems.

Eule hat geschrieben:
Aria hat geschrieben:Diese später Geborenen sehnen sich offensichtlich nach mehr Kontrolle und mehr Ordnung, was zusammen mit den in der DDR sozialisierten Menschen, die zunehmend nostalgische Erinnerungen an jene DDR-Ordnung haben, den Wunsch nach mehr Staat gebiert. Diesen Wunsch hat sich AfD zu eigen gemacht, was die Wähler honorieren. Und aus dem zuvor Gesagten dürfte klar sein, warum AfD gerade im Osten der Republik so erfolgreich ist.
Ich denke, du hast das Phänomen der AfD nicht begriffen. Die AfD steht für nix, sondern nur für das gegen die da oben Sein. Du siehst die gleiche Hirnlosigkeit in den USA mit Trump.
Du verharmlost die Situation, denn das, was AfD macht, ist ein Phänomen, das in der ganzen westlichen Welt zu beobachten ist. Dir scheint es entgangen zu sein, was in Ungarn, Polen, Frankreich und nun auch in den USA vor sich geht. Dieser Rechtsruck wäre in diesem Ausmaß vor 10 oder 20 Jahren nicht möglich gewesen.

Der gesellschaftliche Wandel ist bereits im vollen Gang, nur du sprichst immer noch von Moden, die kommen und gehen würden.

 
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Re: Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

Beitrag von Eule » Sa 1. Okt 2016, 22:55

@ Aria
Mit Sarrazin und Udo di Fabio habe ich nichts am Hut. Beide orientieren sich an die Vergangenheit. Ich orientiere mich als Christ an die Zukunft und versuche das christliche Leitbild der Nächstenliebe umzusetzen. Weiter ist es mir berwusst, dass die christlichen Leitbilder sich im realen Leben nicht 1:1 umsetzen lassen und man hier also stets einen Interessensausgleich schaffen muss. Und wenn ich von christlichen Leitbildern spreche, so meine ich damit keine Dogmen oder von der Amtskirche oder der Geschichte entwickelten Lehrsätze. Ich meine die Leitbilder in ihrer direkten und ursprünglichen Art.
Die heutige Jugend ist also freier aufgewachsen als irgendeine Generation vor ihnen, scheint aber mit dieser Freiheit nicht viel anzufangen.
Daraus kann ich der Jugend keinen Vorwurf machen, denn der Jugend fehlt heute das Beispiel der Unfreiheit. Die Unfreiheit kennt es nur aus den Büchern und aus den Erzählungen der älteren Generation. Eigene Erfahrungen oder auch nur eigenes Anschauen kann sie nicht mehr machen, die reale Unfreiheit ist räumlich zu weit weg.

Ich habe eine mögliche Antwort geliefert, es wird Zeit auch für dich, nicht nur Fragen zu stellen bzw. Antworten anderer einfach zurückzuweisen, sondern selbst zu antworten.
Blätter mal hier in diesem Thread zurück uns sehe dir meine Beiträge an. Da findest du genug Aussagen, die jedoch nicht weitergeführt wurden, weil immer wieder jemand mit der Sexualität kam und das scheinbar und offensichtlich das leichtere Thema ist. So wirst du dort meine Aussage finden, dass die Nacktheit aus unserer Kulturgeschichte heraus gesehen als ein Zeichen der Armut gesehen wird. Ich bin nur kultiviert bzw. zivilisiert, wenn ich Kleidung trage. Nacktheit wird als Ausdruck der Primitivität gesehen und so vermittelt.

Weiter wirst du von mir eine Aussage darüber finden, dass die Nacktheit zu einer Schutzlosigkeit führt. Zeige ich mich unbekannten Menschen in der Öffentlichkeit unbekleidet, dann erhalten diese Macht über meinen Körper. Nacktheit beeinträchtigt bzw. hebt die Verfügungsgewalt über meinen eigenen Körper aut. Mit dieser Aussage habe ich dich direkt angesprochen, du hast aber nicht darauf reagiert.

Sich nackt in der Öffentlichkeit zu bewegen schickt sich nicht. Es schickt sich ebenfalls nicht, unangemessen bekleidet sich in der Öffentlichkeit zu zeigen.

Du kannst unschwer erkennen, ich habe jetzt drei unterschiedliche Aussagen gemacht und keine dieser Aussagen hat was mit Sexualität zu tun. Dann gibt es hier noch graduelle Unterschiede, denn was den Männern zugestanden wird, dürfen Frauen bei Weitem nicht.

Diese von mir gemachten Aussagen sagen aber noch nichts darüber aus, warum diese Aussagen heute noch zutreffen. Ich habe gesagt, dass ich aufgrund einer Sondersituation in meiner Sozialisation keine allgemeingültigen Begründungen aus meiner eigenen Erfahrung geben kann. Ich kann hier also nur Informationen aus zweiter Hand weiter geben. Diese sind zwar gespeist durch eigene Beobachtungen, Gespräche und später durch Informationen aus der Fachliteratur. Bei einigen Begründungen, die ich beobachtet und gehört habe, habe ich einen bestimmten Verdacht, woher sich diese ableiten. Du und die anderen User, die nicht diese Sondersituation in ihrer Sozialisation durchleben mussten, ihr kommt mit eurer eigenen Erfahrung sicher näher an die tragenden Elemente der bürgerlichen Moral heran, die wir hier ja zu ergründen suchen. Und ich kann hier wirklich nur noch einmal betonen, wenn wir den Unterschied zwischen der Nacktheit und der Sexualität heraus arbeiten wollen, dann ist alles, was diese beiden Begriffe zusammen betrifft für unser Thema uninteressant. Wenn ich den Unterschied zwischen Miniralwasser und Apfelsaft heraus arbeiten will, dann reden wir ja auch nicht über die Apfelschorle.

Du verharmlost die Situation, denn das, was AfD macht, ist ein Phänomen, das in der ganzen westlichen Welt zu beobachten ist.
Nein, ich verharmlose nicht. Dieses Problem findest du auch in den östlichen Ländern, also in den Ländern der ehemaligen UdSSR.
Dir scheint es entgangen zu sein, was in Ungarn, Polen, Frankreich und nun auch in den USA vor sich geht.
Ich hatte die Meinung, dass ich mit dem Hinweis auf Trump die USA schon benannt hätte. Ich muss jetzt nicht auch noch die Niederlande, Dänemark und weitere Länder auflisten, bei denen der Rechtsruck auftritt. Aber das Phänomen AfD ist eigentlich nicht der Rechtsruck, denn der entwickelt sich ja jetzt erst deutlich bei der AfD heraus, sondern der hirnlose Protest gegen die da oben. Da hättest du dich besser auf den Brexit bezogen, denn dieses trifft meine Intention besser.
Dieser Rechtsruck wäre in diesem Ausmaß vor 10 oder 20 Jahren nicht möglich gewesen.
Nein, wir hatten schon rechtsradikale Parteien in den unterschiedlichsten Parlamenten. Das ist in der Tat jetzt keine Neuentwicklung.

Der gesellschaftliche Wandel ist bereits im vollen Gang, nur du sprichst immer noch von Moden, die kommen und gehen würden.
Du scheinst es immer noch nicht begriffen zu haben. Dein Thread über den gesellschaftlichen Wandel startet mit deiner Sorge, unsere Gesellschaft könne sich wieder in die Prüde Gesellschaft der 1950-er Jahre hin entwickeln. Deine Beispiele für eine Entwicklung in die Prüderie habe ich als nicht ausreichend bezeichnet und deine Feststellung von einer freieren Gesellschaft nach den 68-er Jahren nur als eine Modeerscheinung bezeichnet, weil dieswe scheinbare Freiheit schlagartig, wie bei einem Modetrendwechsel, verschwand. Unsere Gesellschaft befindet sich zur Zeit in einem großen Wandel. Ja. Aber nicht in dem Sinne, wie du diesen Thread gestartet hast.

Wenden wir uns jetzt wieder der Frage der Nacktheit zu. Und zwar nur der Nacktheit.

 

Re: Der Unterschied zwischen Nacktheit und Sexualität

Beitrag von hajo » Mi 5. Okt 2016, 12:31

Eule hat geschrieben:Du scheinst es immer noch nicht begriffen zu haben.
... Deine Beispiele für eine Entwicklung in die Prüderie habe ich als nicht ausreichend bezeichnet und deine Feststellung von einer freieren Gesellschaft nach den 68-er Jahren nur als eine Modeerscheinung bezeichnet, weil dieswe scheinbare Freiheit schlagartig, wie bei einem Modetrendwechsel, verschwand.
Aha.
Weil DU das so bezeichnet hast, muss es auch so sein. Weil du eine Feststellung getroffen hast, ist diese auch schon richtig.
Glaubst du an einen Gott oder bist du einer?

Ich habe bisher Diskussion immer ein wenig anders verstanden...
Eule hat geschrieben:Wenden wir uns jetzt wieder der Frage der Nacktheit zu. Und zwar nur der Nacktheit.
Warum?
Weil du das willst?

Oder weil das Thema hier lautet: "Der Unterschied zwischen Nacktheit und Sexualität"?

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Re: Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

Beitrag von Shiva205 » Mi 5. Okt 2016, 15:22

Oder weil das Thema hier lautet: "Der Unterschied zwischen Nacktheit und Sexualität"?
Ich finde auch, dass Nacktheit allein nicht das Thema hier ist.

Im früher von der Kirche, jetzt von Amerika stark beeinflussten gesellschaftliche Klischee (Jugendschutz, Zensur in den Medien ...) wird Nacktheit tabuisiert, weil das Zeigen des nackten Körpers mit Sexualität assoziiert wird und daher in der Öffentlichkeit als etwas Unanständiges betrachtet wird. Im Gegensatz dazu versteht der klassische FKK-ler Nacktheit als etwas Asexuelles und trennt das Sexuelle vom Nackten (zumindest gedanklich) ab um damit eine auf Natürlichkeit basierende Moral aufzubauen, in der Sexualität erst mal keine Rolle spielt.

Ich finde, dass diese beiden Ansätze beide nicht mehr zeitgemäß sind. Mittelfristig brauchen wir eine neue gesellschaftlich zu akzeptierende Moral, in der weder die Nacktheit noch die Sexualität tabuisiert werden. Damit das möglich wird, brauchen wir allerdings noch etwas Vorarbeit. Die Sexualität wird tabuisiert, einerseits, weil Sexualpartner als "Besitz" betrachtet werden, der nicht von Jedem angeschaut werden soll, andererseits zum Schutz vor Übergriffen, weil Nackte vielleicht als sexuell benutzbares "Freiwild" betrachtet werden könnten. Mit anderen Worten: Eigentlich geht es nicht um die Reglementierung von Sexualität und Nacktheit, sondern um die Achtung von Selbstbestimmtheit und Menschenwürde. Wenn das erfüllt ist, sehe ich keinen Grund mehr, dass Nacktheit oder sexuelle Aktivitäten noch eingeschränkt werden müssten.

 

Re: Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

Beitrag von hajo » Mi 5. Okt 2016, 17:48

Shiva205 hat geschrieben:Mittelfristig brauchen wir eine neue gesellschaftlich zu akzeptierende Moral, in der weder die Nacktheit noch die Sexualität tabuisiert werden.
... Mit anderen Worten: Eigentlich geht es nicht um die Reglementierung von Sexualität und Nacktheit, sondern um die Achtung von Selbstbestimmtheit und Menschenwürde. Wenn das erfüllt ist, sehe ich keinen Grund mehr, dass Nacktheit oder sexuelle Aktivitäten noch eingeschränkt werden müssten.
Genau DAS ist das zu lösende Problem. Wenn es eine wirklich humanistische Gleichheit der Menschen gibt - also logisch auch der Geschlechter (Achtung für Leser: "humanistische Gleichheit" steht da...), dann kann und muss die Äußerung - also das Sich-Nach-Außen-Darbieten - eines jeden Menschen gleich wert sein.
Das beinhaltet sofort die Gleichwertigkeit des Aussehens, des Handelns, des Sich-Entscheidens.
WENN diese Gleichheit gegeben ist, dann kann niemand auf Kosten anderer handeln. Nicht indem er ihnen Schaden zufügt, nicht, indem er sie einschränkt, nicht, indem er sie diffamiert, nicht, in dem er ihnen absurde Vorschriften macht.
Dann ist das Maß für jeden Menschen jeweils der andere Mensch, mit dem er zu tun hat.

Wie schrieb Konrad Lorenz vor mehr als 50 Jahren:
,,Das langgesuchte Bindeglied zwischen dem Tiere und dem wahrhaft humanen Menschen - sind wir!"(Lorenz, K. Das sogenannte Böse, Wien 1963, p. 333)

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