Deutschland ist im Vergleich zu anderen EU-Ländern ein Billiglohnland. Bei der Größe des Niedriglohn-Sektors liegt Deutschland in der Europäischen Union im oberen Drittel auf Platz sieben (Quelle:
http://www.boeckler.de/43185_43193.htm). Schlechter stehen da nur noch Lettland, Littauen, Rumänien, Polen, Estland und Zypern dar.
Kann es sein dass dieses auch mit unserer unheimlich hohen Anspruchshaltung zu tun hat? Die skandinavischen Länder belegen ja in der Tabelle mit Frankreich und Belgien die ersten Plätze. Wenn ich mir dann allerdings die Wohnungen von "Otto Normalverbraucher", insbesondere unserer nordischen Nachbarn, anschaue, da bestehen bis auf Ausnahmen Welten zu unseren Standards. Dann die bei uns seit Jahrzehnten aus den Boden sprießenden Neubausiedlungen mit Häusern von 130 - 200 qm Größe und einer Ausstattung nach "schöner Wohnen"... da träumen die meisten Nordländer von.
Nun muss dieser deutsche Luxus, den viele deutsche Bürger und Bausparer als normal betrachten ja auch finanziert werden. Und wenn dies alles auch noch "Made in Germany" sein soll geht das eben nur mit Dumpinglöhnen. Natürlich wäre es möglich, einen Mindeststundenlohn von 10,- Euro oder noch höher festzusetzen. Aber was hätte das für Folgen?
Der deutsche Verbraucher ist immer noch geprägt vom deutschen Wirtschaftswunder, auch wenn die meisten diese Zeit gerade noch als Kind mitbekommen haben und ihnen der Name Ludwig Erhard nichts mehr sagt. Der Deutsche ist verwöhnt; es muss immer das Neueste und Beste sein.
Wer nun die Meinung vertritt, dass die unteren Löhne kräftig angehoben werden sollten muss gleichzeitig auch bereit sein, für deutsche Produkte mehr zu bezahlen. Aber das sind nur ganz wenige. Derzeit ist es doch immer noch so, dass die Mehrheit aller Verbraucher jede Woche die Tageszeitungen oder Anzeigenblätter nach Supersonderangeboten durchsucht. Gibt’s dann gerade das Gefrierhähnchen für 2,99 Euro oder das Schweineschnitzel zum Wahnsinnspreis wird gleich der heimische Gefrierschrank mit einem Jahresvorrat zugeknallt. Und dann gibt’s da noch den Blödmarkt, Amazon, Aldi, Lidl und Co., die mit mörderischen Kampfpreisen
Hersteller bzw. Erzeuger in die Knie zwingen und Lohndumping noch fördern.
Erst wenn wir bereit sind, für gute Arbeit und Qualität einen angemessenen Preis zu zahlen, werden auch die Löhne angehoben werden können. Da damit aber nicht zu rechnen ist werden wir Dumpinglöhne hinnehmen müssen. Oder aber deutsche Firmen lassen noch mehr als bisher in Fernost produzieren.
Da kann man dann nur noch sagen „Der Letzte macht das Licht aus“.