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Nacktheit und Sexualethik

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Re: Nacktheit und Sexualethik

Beitrag von Seelöwe » Fr 13. Dez 2024, 15:09

Danke - fürs Versprechen des Nicht-Mehr-Meldens!
Grüße vom Seelöwen

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Re: Nacktheit und Sexualethik

Beitrag von Seelöwe » Fr 13. Dez 2024, 15:33

Danke für die prompte Demostration, was dein Versprechen wert ist, OSKAR!

Zum Thrma: Ich denke, Arno hat es mit seinen zwei Optionen a) 7nd b) sehr gut auf den Punkt gebracht.
Die Variante a), die auch hier hin und wieder vertreten wird, muss meiner Meinung nach scheitern, weil der Mensch nun mal (wie alle „höheren“ Tiere) ein sexuelles Wesen ist. Die (wenn auch nur zeitweise auf einem FKK-Gelände) Verleugnung dessen muss zu psychichen Störungen führen. Ein verantwortungsvoller Umgang mit der Sexualität setzt aber Offenheit voraus, das Thema anzusprechen und auch den sozialen Umgang damit zu lernen. Totschweigen oder Verdrängen ist kontraproduktiv- siehe Missbrauchsfälle und mehr.
Ja, Sexualität kann immer Auslöser oder auch Ursache von zwischenmenschlichen und gesellschaftlichen Problemen sein. Ein Leugnen der Probleme hilft aber letztlich nicht weiter. Der Umgang mit Sexualität in allen Lebensbereichen, dazu gehört eben auch die (nackte) Freizeitgestaltung, muss gelernt werden, und das geht nur offen und ehrlich, nicht durch Verdrängen.
Meine Meinung und Erfahrung halt…

Grüße vom Seelöwen

 
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Re: Nacktheit und Sexualethik

Beitrag von Eule » Fr 13. Dez 2024, 20:13

@ HTJ
Nacktheit und FKK haben viel mit Sexualität zu tun und das ist gut so!
Auch wenn ich deine Meinung teile, dass die Sexualität mehr als nur den Geschlechtsakt umfasst, so teile ich deine oben zitierte Meinung nicht. Ich kann sexuelle Impulse erhalten, wenn ich bekleidet bin oder eben nicht. Ebenso muss mein Gegenüber nicht entkleidet sein, um mir sexuelle Impulse zu senden. Daher halte ich diese deine Feststellung für nicht zutreffenbd.

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Re: Nacktheit und Sexualethik

Beitrag von Arno Nühm » Fr 13. Dez 2024, 21:53

Seelöwe hat geschrieben: Die Gegenbewegung der 1990er kam alleine durch die Kommerzialisierung von Sexualität, Freizeit, und damit auch Nacktheit

Ich weiß nicht ob ich das so unterschreiben würde.
Die mit der Kommerzialisierung verbundene Art der Darstellung der Nacktheit in gewissen Medien, die in den 90er in Folge der Vermehrung der privaten Fernsehsender (DSF, RTL2 etc) stark zunahm, hat sicher negative Auswirkungen auf die gesellschaftliche Sicht der Nacktheit gehabt. Aber soweit ich das anhand von Erzählungen aus zweiter Hand beurteilen kann, kam die entscheidende "Gegenbewegung" zum einen früher (Anfang / Mitte 80er) [1] und zum anderen denke ich eher, dass es eine Begleiterscheinung des allgemeinen "konservativen Roll-Backs" der 80er war - auch bekannt als "Geistig-Moralische Wende" [2]. Nebenbei: die erste (Soft-)Sexfilmwelle ab Mitte der 70er, die man ja auch als " Kommerzialisierung von Sexualität" betrachten kann, scheint der FKK damals nicht geschadet zu haben.

OSKAR hat geschrieben:Mir erschien es, dass eine Abhängigkeit der Nacktheit von der Akzeptanz der Sexualität behauptet wurde. Das sehe ich nicht

"Abhängigkeit" ist m.E. ein zu starkes Wort - zumindest für das was ich ausdrücken wollte. Um es zu präzisieren: Ich sehe da keine Abhängigkeit im Sinne einer notwendigen Bedingung (d.h. "Akzeptanz der Nacktheit nur wenn liberale Sozialmoral"). Aber eine positive Korrelation (i.S.v. "Eine liberale Sozialmoral ist förderlich für die Akzeptanz der Nacktheit") sehe ich schon.

OSKAR hat geschrieben: Die Akzeptanz der Nacktheit zum einen und der Sexualität zum anderen sehe ich in direkter Abhängigkeit der Wertschätzung der Freiheit.

Die Offenheit gegenüber Nacktheit und Sexualität als "Kanarienvogel in der Kohlemine" bezüglich der Liberalität einer Gesellschaft insgesamt?
Funktioniert m.E. zwar oft, aber eben nicht immer. Sicher haben repressive Gesellschaften oft auch eine repressive Sexualmoral (man denke etwa an die chronische Lustfeindlichkeit typischer Theokratien...), aber wir kennen ja alle das klassische Gegenbeispiel: die DDR (übrigens auch andere Teile des damaligen Ostblocks, z.B. die CSSR).

OSKAR hat geschrieben: Es ist eine schreckliche Verkrampfung der FKK-Bewegung, Sexualität wie eine Schimäre vor sich herzutragen.

Kannst Du mir den Satz bitte mal erklären, so rein sprachlich? Ein Blick in den Duden hat mich ja immerhin zu der Erkenntnis gebracht ,dass "Schimäre" heutzutage die korrekte Schreibweise ist, obwohl ich mir ziemlich sicher bin dass sich das in meiner Jugend noch "Chimäre" schrieb. Aber der Ausdruck "wie eine Schimäre vor sich herzutragen" ist mir völlig unbekannt. Ich kenne "wie eine Monstranz vor sich hertragen" - aber Schimäre? Ist das ein Hessischer (Wiesbadener) Lokalausdruck?

A.

[1] Ich beziehe mich hier ausschließlich auf den Westen, die Entwicklung im Osten verlief bekanntlich anders und hatte auch andere Ursachen
[2] Um jeglichen Missverständnissen vorzubeugen: Ich will damit nicht ausdrücken das Helmut Kohl am Rückgang der FKK in den 80ern schuld war. Aber sein Aufstieg (und der der Konservativen im allgemeinen) sind m.E. Resultat des selben Trends einer insgesamt konservativer werdenden Gesellschaft

 
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Re: Nacktheit und Sexualethik

Beitrag von Konrad R. » Fr 13. Dez 2024, 22:16

Arno Nühm hat geschrieben: Aber soweit ich das anhand von Erzählungen aus zweiter Hand beurteilen kann, kam die entscheidende "Gegenbewegung" zum einen früher (Anfang / Mitte 80er) [1] und zum anderen denke ich eher, dass es eine Begleiterscheinung des allgemeinen "konservativen Roll-Backs" der 80er war - auch bekannt als "Geistig-Moralische Wende"

Diese gern genannte Wende hat es, wie vielfach beschrieben, nicht gegeben. Man kann so etwas ja nicht verordnen.
https://www.deutschlandfunkkultur.de/es ... n-100.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Geistig-moralische_Wende
"Der gestürzte Helmut Schmidt sagte 2012 dazu rückblickend in einem Interview, dass es gar keine Wende gegeben habe, sondern die sozialliberale Politik fortgeführt wurde und „nur das Personal ausgetauscht“ worden sei."
Das Argument taugt also nicht wirklich.

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Re: Nacktheit und Sexualethik

Beitrag von Arno Nühm » Fr 13. Dez 2024, 22:33

Konrad R. hat geschrieben: Diese gern genannte Wende hat es, wie vielfach beschrieben, nicht gegeben. Man kann so etwas ja nicht verordnen.

Ist ein Argument. Wobei die 80er schon deutlich konservativer waren als die 70er, auch wenn man über Deutschland hinaus blickt (Reagan, Thatcher).

A.

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Re: Nacktheit und Sexualethik

Beitrag von Zett » Fr 13. Dez 2024, 22:45

HTJ hat geschrieben:Zusammenfassend kann man sagen: Nur eine freie Sexualität bringt mehr Gelassenheit der Nacktheit gegenüber. Sexualisierung als Ursache für den Rückgang von FKK festzumachen ist Unsinn. Die 1960/70/80er Jahre waren viel mehr sexualisiert. Den Menschen erscheint nur die Gegenwart stark sexualisiert, da man zur Zeit mehr die negativen Aspekte der Sexualität sieht.
Das Wort »frei« wird schnell und gern in den Mund genomen. Frei von was?
Frei von Strafe bei sexueller Misshandlung von Kindern?
Frei von Strafe bei Vergewaltigung von Frauen?
Frei von Strafe bei Sex im Stadtzentrum?

Oder frei vom Zwang des Porno-Nachäffens?

Was bitte ist bei Dir "freie" Sexualität???

Ach und Sexualisierung ist kein Thema mehr? Wie hoch ist die Anklick-Quote von Pornoseiten? (Die inzwischen jedes Kind mit Smartphone kostenlos und ohne Beschränkung aufrufen können)

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Re: Nacktheit und Sexualethik

Beitrag von Arno Nühm » Fr 13. Dez 2024, 23:41

Zett hat geschrieben:Das Wort »frei« wird schnell und gern in den Mund genomen. Frei von was?

Frei, mit damit einverstandenen Erwachsenen in einer den Beteiligten als geeignet erscheinenden Anzahl und Geschlechtsverteilung in einer Art und Weise wie es allen Beteiligten gefällt Sex zu haben, ohne das sich irgendjemand nicht unmittelbar beteiligtes, sei es Staat, sonstige Institution oder besorgter Bürger, anmaßt sich darüber ein Urteil zu erlauben oder sich gar einmischen zu wollen!

A.

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Re: Nacktheit und Sexualethik

Beitrag von Hannes 2.0 » Fr 13. Dez 2024, 23:44

Ich bin keine Psychiater und auch kein Sexualwissenschaftler, aber ich vermute, das Problem liegt zu einem großen Teil
darin begründet, dass viele Menschen Sexualität allzuschnell mit sexuellen Handlungen gleichsetzen.

Die allgemeine Sexualität, eng verbunden mit dem Geschlechtstrieb ist eine natürliche, uns Menschen mitgegebene
Eigenschaft, die ihre Daseinsberechtigung genauso genießt, wie der Nahrungstrieb, oder der Schlaftrieb.
Ich kann sowohl nackt, als auch angezogen Hunger empfinden, oder mich nach Schlaf sehnen.

Und genauso, wie ich beim Nacktsein Hunger empfinden kann, kann ich dabei auch meine Sexualität empfinden
(Das bedeutet nicht, dass ich automatisch sexuell aktiv werde, denn anders als beim Hunger, den ich ohne großes Aufsehen
zu erregen, öffentlich stillen kann, ist es beim Sex anders - diese Aktion ist bis heute auf unsere Privaträume oder bestimmte,
dafür geschaffene Orte beschränkt).
.
Damit es beim Nacktsein zu keinen sexuellen Handlungen in der Öffentlichkeit kommt, greifen unterschiedliche "Mechanismen",
die wir im Laufe unseres Lebens gelernt und mitbekommen haben. Einen wesentlichen Anteil daran haben sicher
moralische Werte und Verhaltensregeln und auch so etwas wie Schamgefühl.

(Warum es Menschen gibt, bei denen diese "Mechanismen" nicht greifen, steht auf einem anderen Blatt)

Manchmal beschleicht mich aber auch das Gefühl, dass viele Menschen vor ihrer eigenen Sexualität und die der anderen Angst haben.
Sie können damit nicht so unbefangen umgehen und das verunsichert sie.
Vielleicht ein Resultat falscher Erziehung, in der ihnen gesagt wurde, Sexualität ist etwas "Schmutziges"...etwas "Unanständiges"
zumindest aber etwas, über das man nicht redet. Und das, worüber man nicht redet, gibt es nicht.
Aus dieser Verdrängung ist schon viel Leid entstanden!
Und leider ist unsere Gesellschaft in dieser Beziehung auch noch nicht viel weiter gekommen.

 
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Re: Nacktheit und Sexualethik

Beitrag von Konrad R. » Fr 13. Dez 2024, 23:57

Hannes 2.0 hat geschrieben:Vielleicht ein Resultat falscher Erziehung, in der ihnen gesagt wurde, Sexualität ist etwas "Schmutziges"...etwas "Unanständiges"
zumindest aber etwas, über das man nicht redet. Und das, worüber man nicht redet, gibt es nicht.

Dazu eine Frage: mit wievielen Freunden und Verwandten redest Du über Sex?

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