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Der "Grundwiderspruch" von FKK

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Re: Der "Grundwiderspruch" von FKK

Beitrag von Campingliesel » Sa 8. Apr 2023, 15:41

Butterfly hat geschrieben:Ich kann das was Du schreibst sehr gut verstehen. Ich bin auch aus der ehemaligen DDR, etwa gleich alt und etwa aus denselben Beweggründen zur FKK gekommen. Ich habe die Nacktheit und Natürlichkeit als schön empfunden, auch meine eigene, aber auch die nackten Mitstudentinnen gern angeschaut, aber hoffentlich nie „geglotzt“. Ich glaube nicht an die These, dass junge, an FKK nicht gewohnte Menschen, die nach ihrer Pubertät zur FKK kommen,von Beginn an die Trennung zwischen Nacktheit und Sexualität kognitiv ganz plötzlich realisieren können. Das ist immer ein Prozeß. Anders ist das bestimmt bei Kindern, die direkt so aufwachsen und von Beginn an daran gewöhnt sind. Dazu kann ich aber nichts sagen. Heute ist es so, dass ich den nackten menschlichen Körper, besonders den weiblichen, einfach schön finde, mich die pure Nacktheit aber nicht mehr sonderlich erregt. Etwas moralisch Verwerfliches kann ich darin nicht sehen und auch keinen Widerspruch. Sogenannte „reine Lehren“ haben meistens nichts mit der Realität zu tun.


Da ist ja auch nichts Verwerfliches dabei. Das steht auch nicht in der "reinen Lehre er FKK "drin, daß man das nicht so empfinden dürfte. Und es ist auch völllig normal, daß einem die pure Nacktheit nicht mehr sonderlich erregt. Das ist sicher ein Lernprozeß, denn man ja auch "gelernt" hat, daß im allgemeinen Nacktheit immer mit Sex in gedankliche Verbindung gebracht wird. Bei der FKK lernt man eben eine andere Sicht der Dinge. Da die FKK eben nicht die Sexualität anspricht, tritt das in den Hintergrund und die Nacktheit erscheint einem dann auch völlig normal und ohne sexuelle Gedanken. Natürlich kann es sein, daß einem jemand besonders gut gefällt, daß man sich vielleicht auch verliebt, näher kommt usw. Aber das zeigt man noch weniger deutlich als sonst in der Öffentlichkeit. Jedenfalls nicht so, wie Textile sich das vorstellen, daß man gleich an Ort und Stelle "loslegt". Sicher gibt es auch mal verliebte Pärchen, die sich küssen. Das ist auch nicht verboten.

 
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Re: Der "Grundwiderspruch" von FKK

Beitrag von Konrad R. » Sa 8. Apr 2023, 15:44

Campingliesel hat geschrieben:Deshalb ist ein FKKler ja auch nicht "asexuell", sonst könnte er auch nicht so empfinden.

Warum soll ein FKKler grds. nicht asexuell sein können? Es muß doch nicht jede(r) so empfinden.

 
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Re: Der "Grundwiderspruch" von FKK

Beitrag von Campingliesel » Sa 8. Apr 2023, 15:54

@ HTJ

Ich habe mich die ganzen Jahre gefragt, ob meine Motivation, dort nackte Frauen zu sehen, moralisch verwerflich ist. Nach der reinen Lehre, dass Nacktheit etwas natürliches ist, wäre es das nämlich. So war ich eigentlich erleichtert über dieses Zitat: "Auch ein Mann, der nicht schwanzgesteuert ist, findet eine nackte Frau reizvoll." Für mich war es eben dann ein Grundwiderspruch nach dem Motto: Ich darf eine nackte Frau nicht reizvoll finden.


Wo hast du denn diese "reine Lehre" gelesen, daß ein Mann eine nackte Frau nicht reizvoll finden darf? Das steht nämlich nirgendwo in einer Defintion drin. Daß Mann bei der FKK nicht mehr auf jede Frau "reagiert", liegt einfach an der Gewöhnung an die Nacktheit. Der Denkprozeß "Nacktheit ------ > Sex " wird dadurch weitgehend durchbrochen. Und Mann fängt dann vielleicht auch an, sein Interesse nicht nur auf den Körper zu richten, sondern eher auf die Persönlichkeit der Frau. Auch hierzu gibt es eine Erklärung bei Wikipedia.

 
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Re: Der "Grundwiderspruch" von FKK

Beitrag von Campingliesel » Sa 8. Apr 2023, 16:05

nochmal das Wichtigste aus dem Artikel in Wikipedia:

Insgesamt scheint es für Nicht-Nudisten ohne Erfahrungen und Kontakt zur Freikörperkultur oftmals schwer vorstellbar, Nacktheit außerhalb eines engen privaten Bereichs nicht automatisch mit Sexualität in Verbindung zu bringen.

Diese Sichtweise gründet in der kulturell verankerten Annahme, dass die Nacktheit zwangsläufig sexuell ist.

Sexuelle Erregung stellt somit eine gelernte Reaktion dar, die in der christlich-abendländischen Kultur mit Nacktheit assoziiert wird. Im Gegensatz zur Mainstream-Kultur ist Nacktheit im Rahmen der Freikörperkultur jedoch nicht sexuell und stellt somit keinen sexuellen Reiz per se dar.[

„Bei der naturalistischen Bewegung ging es nicht um die Sexualisierung des Körpers, sondern um Gesundheit und auch die Idee, die Menschen von der Scham zu befreien – sowie von sozialer Ungleichheit.

Wissenschaftliche Studien und persönliche Erfahrungsberichte stimmen überein, dass Nacktheit innerhalb der Freikörperkultur ihre sexuelle Bedeutung verliert.[8][21] Durch die gewohnheitsmäßige Konfrontation mit Nacktheit in alltäglichen Situationen, die eindeutig nicht sexuell sind, findet eine Entkontextualisierung von Nacktheit statt. Der Blick gewöhnt sich an nackte Körper beiderlei Geschlechts, die in unserem Kulturkreis sozialisierte Verbindung „Nacktheit → Sex“ löst sich auf. Somit entfallen die Motive für Exhibitionismus und Voyeurismus. Der Anblick von gegengeschlechtlicher Nacktheit behält zwar seinen ästhetischen Wert und eine gewisse Neugier in Bezug auf die Körper anderer Menschen bleibt bestehen. Der nackte Körper per se ist jedoch nicht mehr sexuell erregend, sobald die gesellschaftlich erlernten Schemata wegfallen.
Im Kontext der Freikörperkultur dient Nacktheit somit nicht als sexueller Reiz, und sie zieht somit auch keine besondere Aufmerksamkeit auf sich. Viele FKK-Anhänger berichten von einer „Normalisierung“ durch Nacktheit: Diese wird selbstverständlich und allgegenwärtig, verliert somit ihre Aufmerksamkeitsfunktion und „tritt in den Hintergrund“.

Auch dieser Abschnitt sollten sich vor allem junge Leute mal genau durchlesen!

Einfluss auf Körpergefühl und Selbstwahrnehmung
Überwindung von Körperscham


Menschen, die zum ersten Mal in Kontakt mit der Freikörperkultur kommen, beschreiben in der Regel einen mehrstufigen Prozess der Annäherung an diese für sie ungewohnte Umgebung. Anfangs steht das unangenehme Gefühl der Bloßstellung und Schutzlosigkeit im Vordergrund, verbunden mit der Angst, dass andere einen anstarren und für die soziale Normverletzung sanktionieren könnten.
Hinzu kommt eine starke Selbstaufmerksamkeit: Selbstempfundene körperliche Mängel und Makel rücken in den Fokus der eigenen Aufmerksamkeit. Dem folgt jedoch bald die Gewissheit, dass die für einen selbst bisher ungewohnte Nacktheit vor den Augen anderer hier nun ganz normal und „natürlich“ ist und auch keine Sanktionen oder kritischen Blicke drohen.


Andere Menschen um einen herum, deren Körper mitunter ebenso wenig gesellschaftlichen Schönheitsidealen genügen, verbergen diese auch nicht und verstecken nicht ihre vermeintlichen „Makel“. Die Angst vor Spott, Kritik und Missbilligung weicht einem Gefühl der Wertschätzung und Sicherheit im Umgang mit dem eigenen Körper. Man wird akzeptiert, wie man ist, und ebenso schwindet die Beurteilung anderer nach gängigen normativ-ästhetischen Kriterien


Und genau das sind einige der Grundsätze der FKK.

 

Re: Der "Grundwiderspruch" von FKK

Beitrag von Butterfly » Sa 8. Apr 2023, 16:08

Was @Campingliesel da jetzt so geschrieben hat, klingt doch vernünftig. Könnte ich alles unterschreiben. Die Entsexualisierung der Nacktheit ist ein Prozeß auch für jeden Einzelnen. Als FKK-Anfänger ist da noch eine sehr starke Verbindung, und durch Gewöhnung wird sie langsam schwächer. Habe ich genauso auch erlebt.

 
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Re: Der "Grundwiderspruch" von FKK

Beitrag von Campingliesel » Sa 8. Apr 2023, 16:40

Butterfly hat geschrieben:Was @Campingliesel da jetzt so geschrieben hat, klingt doch vernünftig. Könnte ich alles unterschreiben. Die Entsexualisierung der Nacktheit ist ein Prozeß auch für jeden Einzelnen. Als FKK-Anfänger ist da noch eine sehr starke Verbindung, und durch Gewöhnung wird sie langsam schwächer. Habe ich genauso auch erlebt.


Ganz genau so ist es. ABer da heute die Medien soviel Sexualitisiertes verbreiten, und nicht erst heute, sondern schon seit es das Internet gibt, kommen die Jugendlichen und jungen Leute damit oft nicht mehr klar, daß bei der FKK genau das Gegenteil davon wichtig ist. Alles dreht sich nur noch um Schönheit und Makellosigkeit. Und das dauert dann eben, bis sie begreifen, daß das bei der FKK die geringste Rolle spielt.
Bei uns war das mit der Schönheit eben nicht so überbewertet und deshalb hatten es die Jugendlichen auch viel leichter, bei der FKK problemlos mitzumachen. Keiner hatte einen Grund, sich plötzlich was anzuziehen und zu verstecken.

 

Re: Der "Grundwiderspruch" von FKK

Beitrag von Butterfly » Sa 8. Apr 2023, 16:48

Ja der Schönheitswahn ist sicher ein wesentlicher Grund dafür, dass es FKK schwer hat, aber sicher nicht der Einzige, denn dann wären wie gesagt die Saunen nicht voll und nein @Campingliesel, nach meiner Erfahrung haben die meisten Leute dort auch außerhalb der Saunakabinen kein Problem mit Nacktheit. Die meisten duschen natürlich nach dem Saunagang oder gehen in ein Abkühlbecken und es sind zumindest in den großen Städten auch viele junge Leute dabei, die m.E. nie an den FKK gehen würden.

 
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Re: Der "Grundwiderspruch" von FKK

Beitrag von Eule » Sa 8. Apr 2023, 17:17

Der "erotische Blick" ist im Bereich der Textilien größer, da dort die Phantasie eine größere Rolle spielt. Der sog. Schönheitswahn ist heute nicht größer, als es dieser "gestern" war. Dieses hat keinen Einfluss auf Mitgliedergröße der FKK-Vereine oder den Besuch der entsprechenden Plätze. CL verlagert eine Begründung, die ich schon vor Jahrzehnten von Mitgliedern verschiedener FKK-Vereine hörte, in die jetzige Zeit.

Der vom Thread-Starter angegebene Grundwiderspruch sehe ich nicht als einen solchen an. Die Neugier, um diese handelt es sich hier, ist ein absolut klassisches Argument und völlig normal. Unsere Erziehung und die moralischen Vorstellungen der letztern 150 Jahre haben uns diese Neugier beschert.

 

Re: Der "Grundwiderspruch" von FKK

Beitrag von Butterfly » Sa 8. Apr 2023, 17:23

Eule hat geschrieben:Der "erotische Blick" ist im Bereich der Textilien größer, da dort die Phantasie eine größere Rolle spielt.


Das kommt m.E. immer auf die Umstände an. Wenn man in seinem Leben als heterosexueller Jugendlicher noch kaum jemals eine nackte Frau in natura gesehen hat, aber schon zigtausend in Bikini am Textilstrand würde ich nicht drauf schwören, dass der sexuelle Reiz oder erotische Blick oder wie immer man das auch nennen will größer ist , wenn man die 10001. Frau in Bikini sieht, im Vergleich zur 1. oder 2. oder auch 100. in ihrer vollen natürlichen Schönheit.

 
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Re: Der "Grundwiderspruch" von FKK

Beitrag von Eule » Sa 8. Apr 2023, 17:35

@ Butterfly
Der "erotische Blick" entsteht völlig unabhängig davon, ob mein Gegenüber angezogen ist oder nicht. Für die Phantasie ist jedoch das Verdecken relativ wichtig.

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