Beim Gendern verstehe ich es einfach nicht, warum man immer sofort ins Extreme gehen muss. Ja, es hat sich noch kein einheitlicher Stil für das Gendern herausgebildet. Dieses wird wohl auch noch etwas dauern. Aber deswegen kann ich doch mit dem Gendern schon beginnen, auch wenn die von mir persönlich bevorzugte Art sich ggf. nicht durchsetzt.
Beim Gendern kommt es auch nicht darauf an, jedes Wort, welches traditionell ein Merkmal eines der beiden Geschlechter in sich trägt, zwangsweise zu neutralisieren. So habe ich heute in einem Zeitungsartikel das Wort "die Schülern" für das Wort "die Schülerin" gelesen. Es kann sich hier jedoch auch nur um einen Druckfehler handeln. Ob ich nun sage: "liebe Schüler(kurze Pause)innen" oder "liebe Schülerinnen und Schüler" kommt für mich auf das Gleiche hinaus.
Wir leben jetzt in einer Phase des Umbruches. Wir nehmen jetzt Minderheiten als solche wahr und ernst. Und da es zum Ernstnehmen gehört, diese Minderheit auch anzusprechen, gleich wie groß die Population dieser Minderheit ist, haben wir jetzt das Problem, diese Minderheit korrekt anzusprechen, sobald es sich hier um die geschlechtliche Zuordnung handelt. Wir kennen zwar die Diversität oder haben von ihr gehört, aber was sie für den entsprechenden Menschen bedeutet, wissen wir nicht und wollen uns dem auch oft nicht stellen.
In unserer Unsicherheit und/oder ggf. latenten Ablehnung verweigern wir uns dem Gendern oder übertreiben es hierbei. Können wir hier nicht zum richtigen Maß finden? Uns darum bemühen, hier die richtige Sprache zu finden oder gar zu entwickeln? Oder beharren wir darauf: "Dat hat es noch nie gegeben, dat mut net (nech) sein!"