Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute. Seht euch an, wohin uns die normalen gebracht haben.
(G. B. Shaw)
Ich habe nicht diese Aussage als solches angegriffen. Nur dein Rückschluss, dass die kath. Kirche für eine derartige Entscheidung die Verantwortung trage, halte ich für falsch.Na bitte, warum nicht gleich so.Eule hat geschrieben:Wenn sich nun ein Katholik darüber beschwert, es bedauert oder sich durch den Beschluss der kath. Bischofskonferenz in seiner Entscheidung, einem FKK-Verein beizutreten behindert fühlt, so ist dieses durchaus stimmig.
Im Kontext warst du nur so zu verstehen.Nein, darauf kommt es nicht an, denn niemand hat hier behauptet, dass die zitierten Beschlüsse der deutschen Bischofskonferenz Lehrmeinung der katholischen Kirche wären!Eule hat geschrieben:Was jedoch nicht stimmig ist, und darauf kommt es an, dieser Beschluss stellt keine Lehrmeinung der kath. Kirche dar.
Welche Zeitspanne willst du hier als erforderlich ansetzen. Denn die Kirchen haben nicht erst seit 20-30 Jahren ihre „Hoheit“ über die Moral verloren. Das II. Vatikanum ist jetzt 60 Jahre her und deutlich davor war die „Hoheit“ bezüglich moralischer Fragen nicht mehr bei der kath. Kirche.Die Frage ist also, woher kommt es, dass sich die FKK gesellschaftspolitisch immer noch dort befindet, wo sie vor 100 Jahren war, obwohl der einstige Spiritus Rector der Gegner der FKK nicht mehr viel zu sagen hat.
Meine Antwort darauf: Erst seit 20-30 Jahren haben die Kirchen auf dem moralischen Gebiet nicht mehr viel zu sagen in diesem Land. Diese Zeit ist zu kurz, um auszulöschen, was dem Volk in den Jahrhunderten zuvor in Sachen Schamhaftigkeit und Sittlichkeit eingepflanzt worden ist.
Die Religion ist nicht dafür zuständig, auf alles eine Antwort geben zu müssen. Und Menschen, die ihren Standpunkt immer wieder hinterfragen und überprüfen sind mir wirklich lieber, als Menschen, die dieses nicht tun. Und dieses unabhängig davon, ob diese Menschen religiös sind oder nicht.… dass Menschen, selbst wenn sie Religion als eine Zuflucht von Menschen empfinden, die nicht zugeben wollen oder koennen, dass sie fuer manche Sachen keine Erklaerung haben, doch immer wieder ihren eigenen Standpunkt hinterfragen und ueberpruefen.
Volle Zustimmung auch von mir.Im übrigen haben und werden sich normale FKKler nicht durch die Kirche beeinflussen lassen.
Tim007 hat geschrieben:Doch zurück zur Frage: "Geschichte der FKK".
Ich bin immer wieder verblüfft darüber, wie du die Welt vor 30 Jahren siehst. Scheinbar haben wir in unterschiedlichen Welten gelebt, denn der Schönheitswahn ist nicht erst ab 1990 entstanden, den gab es schon vor Jahrhunderten. Und das mit der Sexualisierung unserer Gesellschaft ist auch länger her.
Tja, immer einfach mal losschreiben, ohne zu lesen, worauf die aktuelle Diskussion beruht. Es waren nun mal Texte aus den 1920er Jahren zitiert worden, die belegen, dass es genau diese Bedenken auch damals gab. Und die 1920er Jahre waren, wenn ich mich nicht total irren sollte, etwas (Campingliesel hat geschrieben:Es geht hier nicht einfach um die Welt vor 30 Jahren, sondern es geht darum, wann der Schönheitswahn und die Sexualisierung negativen Einfluß auf die FKK genommen hat. Und das geschah eben erst seit den 90ern.
Aria hat geschrieben:Ein Fundstück aus dem FKK-Museum: Zitat aus Licht-Land (Offizielles Organ der Liga für freie Lebensgestaltung - Illustrierte Blätter für Körperkultur und Lebenserneuerung) vom 1. März 1928 (drittes Bild):
Für einen Christen, der der Freikörperbewegung angehört, ist es tief schmerzlich, immer wieder zu erleben, wie die Kirchen und kirchlichen Vereine unsere Bestrebungen bekämpfen, angeblich aus gründen christlicher Sittlichkeit. Man darf daran nicht gleichgültig vorübergehen; handelt es doch nicht bloß darum, dass solche, die allen Grund haben, sich ihres nackten Körpers zu schämen, nun einen plausiblen Vorwand gefunden haben, unsere Bestrebungen zu schmähen, – das kann uns ganz kühl lassen –, der Jammer ist der, dass viele, besonders junge Leute, die sich nach sittlicher Reinheit sehnen und sie in unserer Bewegung finden könnten, durch die ganz unverständlichen Autoritäten sich abhalten lassen, zu uns zu kommen. Es ist wohl nicht böser Wille, aber doch Gedankenlosigkeit und Weltfremdheit, die uns in Artikeln kirchlichen Zeitschriften entgegentritt, wenn man dort einerseits Prostitution, zweifelhafte Nachtlokale, schlechte Filme, Schundliteratur, andererseits Frauenmoden, Bubikopf, Turnbekleidung und – o Schrecken aller Spießer – Nacktkultur in einem Atem nennt und als Zeichen sittlichen Verfalls wertet.
An diesem Zitat sind 2 Aussagen bemerkenswert:
1. Wer nicht „schön“ sei, hätte allen Grund, sich seines/ihres nackten Körpers zu schämen – Stichwort Schönheitswahn.
2. Jugend würde abgehalten, FKK-Bewegung beizutreten, indem man sie in die Nähe von zweifelhaften Dingen rücke – Stichwort Sexualisierung.
Und das sind so ziemlich genau die Dinge, die auch heute genannt werden, wenn man der Frage nachgeht, warum FKK von der Mehrheitsgesellschaft abgelehnt wird; es hat sich also in diesem Punkt seit mindestens 90 Jahren nichts geändert.
PS: Fast hätte ich’s vergessen: Die Rolle der Kirchen damals wird auf den Punkt gebracht – bin gespannt, was Eule dazu sagen wird, spricht er doch dauernd davon, dass nicht die kirchliche, sondern die bürgerliche Moral gegen die Nacktheit als solche eingestellt war.
.Wer nicht „schön“ sei, hätte allen Grund, sich seines/ihres nackten Körpers zu schämen – Stichwort Schönheitswahn.
Eule hat geschrieben:Für viele ist es heute schon FKK, wenn sie "ohne Höschen" herumlaufen, baden oder Sport treiben. Ob man es nun "Nacktkultur" oder "Freikörperkultur" nennt, meistens wird der Begriff der Kultur entweder nicht berücksichtigt oder sehr niederschwellig angesetzt. Sei es drum, Hauptsache ist doch, dass der Mensch sich aus den Fesseln der Bekleidungszwänge befreit, ein kindliches (nicht kindisches) Verhältnis zu seinem Körper zurück gewinnt und diesen so als moralisch völlig in Ordnung akzeptiert.
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