von Eule » Do 29. Jan 2015, 23:46
Es ist relativ schwierig, den verschiedenen Beiträgen folgen zu können. Da werden Behauptungen aufgestellt, die so keine Entsprechung in der Realität haben. FDP und AfD stehen in keiner Beziehung zueinander. Die FDP ist eine liberale Partei, die sich vorrangig als wirtschaftsliberal sah und verstand. Es stellt sich die Frage, ob der Liberalismus in der heutigen Zeit auf der nationalen Ebene noch eine Wirkungsmöglichkeit hat oder nicht. Die AfD ist eine rechts orientierte natinalistsche Partei. Sie ist per Definition nur dann an übernationalen Fragen interessiert, wenn diese ihrer nationalen Gesinnung von Nutzen sein könnten.
Die veränderte sicherheitspolitische Lage hat nichts mit einer veränderten Gesellschaft zu tun. Wir haben aus den Fehlern der Vergangenheit nicht die richtigen und tragenden Lehren gezogen. Wir haben gelernt, dass der Krieg nicht die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln sein kann und darf, der Krieg keine Berechtigung für die Durchsetzung von nationalen Interessen liefert. Was wir nicht gelernt haben ist, dass der Friede gestaltet werden muss. Dass es eben nicht reicht, nicht aufeinander zu schießen. Wir müssen noch lernen, dass der Friede nur dort einkehrt, wo man auch auf eigene Rechte verzichtet, um dem Gegenüber seine Existenz zu lassen und zu ermöglichen. Viele verlangen Toleranz von Anderen, üben diese aber selbst nicht aus!
Ob nun unsere Gesellschaft sich in konservative Richtung verändert und wenn ja, in welchem Umfange, hängt nicht von der sicherheitspolitischedn Lage ab. Hier ist nur die wirtschaftliche und soziale Lage wichtig. Je angespannter die wirtschaftliche Lage sich darstellt, wird sich die "konservative" Richtung entwickeln. Wird die wirtschaftliche Lage wieder besser, geht's wieder in die andere Richtung.
Ebenso verhält es sich mit dem Begriff der Freiheit. Freiheit verlangt persönliche Entscheidung. Übernahme von Verantwortung und Bekenntnis zu seinem Standpunkt. Vielen macht dieses alles Angst, sie wünschen sich eine Entscheidungsebene, hinter der sie ihre persönliche Verantwortung abgeben können. Unsere Gesellschaft ist immer noch eine Gesellschaft der Mitläufer und noch keine der Gestalter. Wir sind immer noch bzw. immer mehr eine Gesellschaft der Oberflächlichkeit. Der erste Anschein wird schon als Beleg der Tatsache gesehen, es wird nicht weiter nach der Ursache geforscht, das Ergebnis steht ja schon fest. Das Meinen ist wichtiger geworden als das Wissen. Reflexion? Dieser Begriff scheint von einer längst verschollenen Zeit zu stammen.
Aria, eine Gesellschaft, die sich nicht verändert, ist tot. Ob unsere Gesellschaft sich so in eine "konservative" Richtung entwickelt, wie du befürchtest, kann ich noch nicht ausmachen. Einerseits geht vieles von der erreichten Freizügigkeit wieder zurück und anderseits öffnen sich neue Perspektiven der Freizügigkeit. Die offenen Nacktbadestrände werden immer kleiner, jedoch werden Nacktwanderwege neu eingerichtet. Das Potential der "Nackten" wird kleiner, real und nicht nur in der Wahrnehmung, zugleich verlagert sich der Aktivitätsraum dieser kleiner gewordenen "Nackten-Gesellschaft" auf neue Aktivitätsfelder. So eine Schrumpfung der "Nackten-Gesellschaft" muss nicht negativ und gefährlich sein. Sie kann sich zum Nährboden eines neuen, gesunden und souveränen Körperbewusstseins entwickeln und so zu einer großen positiven gesellschaftlichen Kraft werden. Darum ist es wichtig, nicht nur den einzelnen Fakt zu sehen und einzelne Fakten zu einer größeren Summe zusammen zu fassen. Wichtig ist, die Grundströmung zu erfassen und zu ergründen. Eine Gesellschaft verändere ich, in dem ich meine Position öffentlich darstelle und vorlebe und so zum Modell für andere Mitbürger werden kann. Aber bedenke, wer zum Stein des Anstosses werden will darf sich nicht darüber beschweren, dass die Anderen sich an ihm stossen.