Eule hat geschrieben:... Aber der Mensch ist nur deswegen nackt, weil dieser sein Fell bis auf einen kleinen Rest verloren hat. Kulturgeschichtlich haben wir den Begriff "nackt" in der Richtung verändert, dass wir einen Menschen dann nackt nennen, wenn sein künstliches "Fell", eben seine Kleidung, nicht den ganzen Körper bzw. bestimmte Bereiche des Körpers nicht bedeckt. Diese Feststellung, die Bekleidung ist ein künstliches Fell, halte ich für wichtig, weil wir uns nur so ggf. vorhandenen Urängsten nähern können.
Ich schrieb schon vorher mal, was du wohl nicht gelesen hast, dass der Mensch sein Fell nicht verloren hat (ich hab schon mal etwas verloren, weiß also, was das Wort bedeutet), sondern seine "Nacktheit" als menschliches Kennzeichen hat [Ähnlich wie der Löffler nicht seinen Schnabel geändert hat, sondern so heißt, weil der Schnabel sein typisches Merkmal ist (was zur Namensgebung durch uns Menschen führte)].
Menschen haben sich als Art auch durch ihr Großhirn ausgezeichnet. Das ist nicht immer so praktisch, aber hat dazu geführt, dass man zügig auf die Idee kam, dem erlegten Tier das Fell über die Ohren, sich selbst dann anzuziehen und nun die kälteren Regionen aufzusuchen. Eben das, was fellbewehrte Tiele schon zuvor konnten.
Natürlich: wer einem anderen Tier das Fell "ausziehen" konnte, hatte es in der Regel vorher erlegt, war also etwas Besonderes und womöglich einer der damals noch Wenigen, die sich bekleiden konnten.
Darauf beruht noch heute unser Hang zu Markenklamotten...
Etwas Besonderes sein, eben.
Alles, was danach kam, ist - sehr einfach ausgedrückt - Gesellschaft. Alle Gesellschaften zeichnen sich durch eine Vereinheitlichung ihrer Mitglieder aus: Sprache, Kleidung, Sitten, Religion.
Wenn es also zum Kennzeichen einer Gesellschaft wird, bekleidet zu sein, dann werden diejenigen, die dagegen verstoßen, selbst verstoßen.
Selbst bei der
Art der Kleidung war/ist das ja kaum anders. Ich erinnere meine Mutter, die schön regelmäßig bei Annäherung einer "neuen" Jahreszeit sagte, dass sie dieses aus dem letzten Jahr "nicht mehr tragen" könne...
Das ist heute etwas anders. Metall im Gesicht, Hosen, die bei mir seit Jahren als Putzlappen dienen würden, Damenstrümpfe, die von Rissen und Löchern nur so strotzen...
Das geht.
Doch immer noch zeigt Kleidung die Gruppenzugehörigkeit.
Aber nackt? Da fiele das ja weg...
Nein! Bloß(!) nicht!