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FKK als Reaktanz in der DDR

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FKK als Reaktanz in der DDR

Beitrag von SachsenPaar70+ » Mi 18. Dez 2024, 22:47

Gerade tauchte im Thread "Freikörperkultur: die Szene schrumpft" die Formulierung von @NackeDuDaDei auf:
Eigentlich war die FKK-Bewegung ja in strengen wilhelminischen Zeiten entstanden. In der DDR war wohl auch ein gutes Stück Reaktanz ("Grad zum Possen") gegenüber der Obrigkeit dabei.
Aber er schreibt ja selbst "ein gutes Stück Reaktanz".

Zwangsläufig muss ich mit meiner Fragestellung zuerst die ansprechen, die in der DDR gelebt haben und deshalb aus eigener Erfahrung berichten können. Selbstverständlich bitte ich aber auch alle Nicht-DDRler um Teilnahme an diesem Thread.

Meine Frage: War es wirklich diese genannte Reaktanz?
Alle, die ich kenne, haben sich zum FKK-Baden usw. entschieden, weil es ihnen ganz einfach ohne jegliche politische Gedanken gefallen hat, nicht mehr und nicht weniger. Wie war das bei euch? Habt ihr euch zur FKK entschieden, um dem Staat ein Schnippchen schlagen?

 
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Re: FKK als Reaktanz in der DDR

Beitrag von Konrad R. » Mi 18. Dez 2024, 23:20

SachsenPaar70+ hat geschrieben:Alle, die ich kenne, haben sich zum FKK-Baden usw. entschieden, weil es ihnen ganz einfach ohne jegliche politische Gedanken gefallen hat, nicht mehr und nicht weniger. Wie war das bei euch? Habt ihr euch zur FKK entschieden, um dem Staat ein Schnippchen schlagen?

Wie alt warst Du in den 1950igern? Das Nacktbaden wurde zunächst verboten und 1956 wieder erlaubt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Freik%C3% ... in_der_DDR
"Als Der Spiegel im September 1954 über die ostdeutsche Nudistenszene und die Konflikte berichtete,[107] sah die Staatsführung ihren internationalen Ruf gefährdet und verhängte ein vollständiges Nacktbadeverbot an der gesamten Ostseeküste. Auf diesen Entscheid regte sich nunmehr noch größerer Widerstand, zahlreiche Eingaben, Forderungsschreiben an politische Führung der DDR, die binnen Monatsfrist zu beantworten waren und ähnlich wie das Petitionsrecht fungierten, Protestbriefe und öffentliche Aufrufe folgten, bis die DDR-Führung das Verbot 1956 wieder zurücknahm."
Spätere Generationen mussten bzgl. der FKK dem Staat kein Schnippchen mehr schlagen.

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Re: FKK als Reaktanz in der DDR

Beitrag von Arno Nühm » Mi 18. Dez 2024, 23:33

SachsenPaar70+ hat geschrieben: Wie war das bei euch? Habt ihr euch zur FKK entschieden, um dem Staat ein Schnippchen schlagen?

Also ich hatte beim FKK sicher keine politischen Hintergedanken.

Wobei m.E. für FKK als "Reaktanz gegenüber der Obrigkeit" sowieso die Grundlagen gefehlt haben - die "Obrigkeit" der DDR hatte nämlich, zumindest in der Zeit die ich bewusst miterlebt habe (80er), gar nichts gegen FKK einzuwenden. Und Informationen aus zweiter Hand zufolge war das schon spätestens seit Anfang der 70er so.

A.

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Re: FKK als Reaktanz in der DDR

Beitrag von Hannes 2.0 » Do 19. Dez 2024, 02:16

Ich bin im Westen sozialisiert worden und in den Siebzigern mit FKK in Berührung gekommen.
Meine Eltern haben uns Kinder einfach mitgenommen, an den FKK-Strand, auf das FKK-Vereinsgelände
und im Winter einmal im Monat ins Hallenbad zum Nacktbaden.
Das war die pure Freude am Nacktsein und absolut unpolitisch. :D

 
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Re: FKK als Reaktanz in der DDR

Beitrag von Standmixer » Do 19. Dez 2024, 05:41

Meine persönliche Theorie ist, dass die Bademode in späteren Jahren, also nach den 1950ern, einfach nicht sonderlich schick und das Material ebenso wenig sexy war, FKK sozusagen als logischer Weg solcher Art gestalteter Badebekleidung aus dem Weg zu gehen.

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Re: FKK als Reaktanz in der DDR

Beitrag von HTJ » Do 19. Dez 2024, 07:40

Also für mich war FKK in der DDR vollkommen unpolitisch. Und wenn ich mich mit anderen Leuten, die nackt gebadet haben, unterhalten habe, habe ich auch nie einen politischen Hintergrund herausgehört. Ebensowenig war es eine Reaktion auf die nicht so bunte Bademode. Ich persönlich halte die beiden Aspekte für vollkommenen Unsinn.

 
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Re: FKK als Reaktanz in der DDR

Beitrag von SachsenPaar70+ » Do 19. Dez 2024, 10:20

@ Konrad R. schrieb: Wie alt warst Du in den 1950igern? Das Nacktbaden wurde zunächst verboten und 1956 wieder erlaubt.

Die Fünfziger waren bei mir die Zeit vom Embryo bis zum zehnjährigen Schulkind, und meine Eltern haben auch bereits in diesen Jahren mit meinem Bruder und mir nackt gebadet, ohne dabei irgendetwas politisieren zu wollen.
In nahezu allen Kommentaren in der Presse etc. zu diesem Thema wird aber durchgängig die gesamte Zeit der DDR angesprochen, und deshalb ist es ganz einfach falsch recherchiert, FKK in der DDR als politischen Protest darzustellen. Oder man will etwas da
hineinreden, was es nicht gegeben hat.

 
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Re: FKK als Reaktanz in der DDR

Beitrag von Konrad R. » Do 19. Dez 2024, 12:43

Dass das FKK-Verbot bei einer immer stärker gewordenen FKK-Bewegung nicht aufrecht zu erhalten war, machte diese natürlich zu einer politischen Protestbewegung, aber eben nur bis 1956. Jeder, der danach die FKK in der DDR kennengelernt, bzw. davon gehört hat, wird anders lautende Kommentare kopfschüttelnd lesen.

 
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Re: FKK als Reaktanz in der DDR

Beitrag von Eule » Do 19. Dez 2024, 19:36

Die
psychologische Reaktanz ist die Motivation zur Wiederherstellung eingeengter oder eliminierter Freiheitsspielräume.[1] Reaktanz wird in der Regel durch psychischen Druck (z. B. Nötigung, Drohungen, emotionale Argumentation) oder die Einschränkung von Freiheits­spielräumen (z. B. Verbote, Zensur) ausgelöst. Als Reaktanz im eigentlichen Sinne bezeichnet man dabei nicht das ausgelöste Verhalten, sondern die zugrunde liegende Motivation oder Einstellung.
Reaktanz liegt typischerweise dem „Reiz des Verbotenen“ zu Grunde. Sie ähnelt dem Trotz, wobei Trotz jedoch auch aus anderen Gründen als der Beschneidung von Freiheit auftreten kann.
(Wikipedia.org, Zugriff 19.12.2024) Ich denke, dass der Begriff der Reaktanz hier falsch eingesetzt wurde. Na, nach dem II. Weltkrieg entwickelte sich auch in der DDR die FKK in der Form des Nacktbadens. Diese wurde dann von Walter Ulbricht verboten. Nach Protesten aus der Bevölkerung, an der sich auch Personen beteiligten, die als öffentliches sozialistisches Beispiel galten, wurde dieses Verbot wieder zurückgenommen. Da sich in der DDR keine privaten Vereine bilden durften, es gab es dort nur zwei FKK-Vereine (Betriebssportgruppen), fand das nackte Baden an der Ostseeküste, den Seen und Flüssen statt. Auch wenn, wie Sozialforscher aus der DDR es berichten, dieses als eine kleine private Freiheit empfunden wurde, so halte ich die Anwendung des Begriffes der Reaktanz dennoch nicht für angebracht.

 
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Re: FKK als Reaktanz in der DDR

Beitrag von SachsenPaar70+ » Do 19. Dez 2024, 21:02

@Eule (Wikipedia.org, Zugriff 19.12.2024) Ich denke...

Du hast die Uhrzeit unterschlagen. Wenn schon, denn schon :roll:

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