Tursiops hat geschrieben: Nicht alles sollte wegen "Religion" erlaubt sein, irgendwo sollte eine Grenze der Anpassung gezogen werden.
Was ja auch genau so der Fall ist.
Auch wenn das Grundgesetz die Religionsausübung erst einmal uneingeschränkt schützt [1], so ergeben sich bei Kollision mit anderen Grundrechten doch Einschränkungen. Letztendlich dann halt per Entscheidung des BVerfG. Es dürfte z.B. Anhängern mesoamerikanischer oder keltischer Religionen schwer fallen, mit Verweis auf Art. 4 GG eine Legalisierung von Menschenopfern durchzusetzen.
Klar, mir wäre es auch lieber, wenn im GG anstatt der derzeitigen Formulierung so etwas stünde wie "Das Recht auf freie Religions
ausübung endet genau dort, wo Grundrechte Dritter betroffen sind". Das würde einiges einfacher machen. Aber eine solche Einschränkung wäre 1949 wohl undenkbar gewesen - und wäre wahrscheinlich auch heute noch schwer durchzusetzen. U.a. weil die größten Verlierer einer solchen Einschränkung nicht die "zugewanderten" Religionen wären, sondern die großen christlichen Kirchen - z.B. kirchliches Arbeitsrecht ggü. Diskriminierungverbot nach Art. 3(3) GG.
Trixi hat geschrieben:Ein bekanntes grünblütiges Spitzohr sagte es sehr treffend:
"Die Bedürfnisse vieler sind wichtiger als die Bedürfnisse weniger oder eines einzigen"
Auch wenn besagter Figur viel richtiges in den Mund gelegt wurde, so würde ich mich dieser Aussage, zumindest in ihrer Absolutheit,
nicht anschließen.
Man könnte hier eine lange philosophische Diskussion über diesen Satz führen (Hegel, Marx und die Folgen), aber das würde dann doch erheblich zu weit führen.
Kurzgefasst ist mein Problem mit der Aussage, das sie, strikt interpretiert, dazu genutzt werden kann die Intoleranz gegenüber jeglichem, von der Mehrheit "unerwünschten", Verhalten zu legitimieren. Konkret, und um wieder auf das Gebiet dieses Forums zurückzukehren: wenn die (textile) Mehrheit das Bedürfnis verspürt, dass an einem bestimmten Strand nur noch bekleidet gebadet werden darf, dann hat das Bedürfnis der Minderheit, dort nackt zu baden, hintanzustehen.
Tursiops hat geschrieben:Nicht dass mich jemand falsch versteht, vom Zwang nackt zu Duschen halte ich gar nichts.
Dem wiederum würde ich mich uneingeschränkt anschließen.
Tursiops hat geschrieben:Zwang, gerade im Zusammenhang mit Jugendlichen ist niemals gut.
Schon, weil es häufig nach hinten losgeht. Von ethischen Gesichtspunkten mal ganz abgesehen.
A.
[1] Art. 4(2) "Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet"