von SachsenPaar70+ » Mo 10. Apr 2023, 11:09
Meine Erfahrung ist, dass die entstandene Prüderie auf dem Gebiet der DDR sehr viel mit der Verunsicherung und Neufindung in der politischen Wendezeit in Zusammenhang stand. Plötzlich war so vieles völlig anders, und dazu gehörte auch das Thema FKK. "Kann ich mir das noch leisten, dass mich meine Schüler nackt sehen?", meinte die Lehrerin (meine Schwägerin). "Wieso sind wir eigentlich alle nackt am Strand, im Westen machen das doch auch viele nicht", meinten die, die erstmalig die alten Bundesländer besucht hatten. Viele lernten aber auch ganz schnell durch Kontakte mit Westdeutschen, wie wichtig der gesellschaftliche Status angeblich ist, und dass da Nacktheit häufig als etwas Unnormales angesehen wird (wie gesagt, angeblich!)
Ein typisches Beispiel der damaligen Veränderung und Neufindung, auch wenn es nicht zum Thema FKK gehört:
Wir sind an unserem Lieblingsbadesee Kleinpösna östlich von Leipzig. Als wir uns abends auf den Heimweg machen, steht ein Mann nackt am Wasser und wäscht sein Auto. Nur wenige Monate vorher hätte er das ganz bestimmt nicht gemacht. Seid jetzt ruhig entsetzt, ich war es auch!!! Ich bin zu ihm hin und sage, mich noch zurückhaltend: "Was machen Sie denn hier. Sie können doch hier nicht ihr Auto waschen!" Seine Antwort: "Hier steht doch kein Schild".
Ja , so war das damals, und darunter hat die Selbstverständlichkeit der FKK sehr gelitten.
Aber zurück zum eigentlichen Thema. Meine Frau und ich sind der festen Meinung, dass sich Freikörperkultur und Sexualität niemals völlig voneinander trennen lassen. Deshalb sehen wir darin auch keinen Grundwiderspruch.