von Campingliesel » Mo 20. Jun 2022, 17:05
@ BOeinNackter
Lustigerweise war auch in meiner Schule dieses Stück als Theaterstück aufgeführt worden, als ich in der Abschlußklasse war. Aber bei uns war natürlich die Nacktheit selbst nicht das Thema. Das Volk glaubte ja, daß der Kaiser besondere Kleidung anhatte, die aber eben unsichtbar war. Nur einer stellte fest, daß das eben nur Einbildung war und der Kaiser tatsächlich nackt war. Und diese eine war ich in dieser Rolle! Kurios, nicht wahr? Damals war mir das noch nicht so bewußt, daß ich tatsächlich auch so denke. Wir hatten damals eher das Thema, daß die Kleidung zu einem bestimmten Bild eines Menschen beiträgt. Also auch das mehr Scheinen als Sein. Und dafür habe ich immer noch nichts übrig.
Soviele Gedanken, wie man sich hier im Forum macht, hatten wir früher nicht. Wir waren halt einfach nackt. Und wußten es zu schätzen, daß alle Äußerlichkeiten unwichtig waren. NIemand mußte oder wollte etwas zeigen, außer, daß eben jeder so ist wie er ist. Wir fühlten uns alle frei von all den Problemen, die heute viele haben oder zu haben glauben. Das habe ich ja schon mal aufgezählt.
Wenn uns andere Leute gesagt haben, was sie denken oder befürchten würden, dann konnte man getrost sagen, daß das unbegründet ist. ABer soviel Gedanken zu irgendwelchen Themen drumherum haben wir uns nicht gemacht. Wir genossen es halt einfach, so wie es war. Bei unseren abendlichen geselligen Runden wurde auch nie über sowas diskutiert, was direkt oder indirekt mit der FKK zu tun hat oder nicht. Wir sprachen über alltägliche Dinge, oder über die Reiseerlebnisse oder was man noch geplant hatte. Die Jugend unterhielt sich auch nur über das, was Jugend eben interessiert - Musik, Hobbies, Sport, Schule oder Zukunftspläne. Mode war dagegen nicht so sehr wichtig. Daß die meisten in ihrem Umfeld zu Hause die einzigen waren, die FKK machten, war mehr oder weniger klar. Einige waren im Verein, andere nicht. aber das machte auch keinen Unterschied. Aber man hatte eben meistens ein 2. Standbein oder sogar noch mehr Kreise, was Freundeskreise anging. Und das "textile Standbein" wußte meist vom "FKK-Standbein" nichts. Oder nicht viel. Wer noch andere Hobbies hatte wie ein Sportverein oder eine Musikgruppe oder ähnliches, der hatte das eben. Man mußte sich ja als FKKler nicht nur ausschließlich mit der FKK beschäftigen. Es gibt auch noch ein Leben ohne FKK.
Genauso wenig wie die Leute es mögen, wenn man ständig von seiner Religion erzählt, wie toll das alles ist und wie wohl man sich damit fühlt, so mögen es diese auch nicht, wenn man ständig von der FKK vorschwärmt. Vor allem, wenn man schon weiß, daß es sie nicht interessiert oder sie es nicht verstehen können oder wollen. Nur in der Hoffnung, daß man 1 von 1000 doch mal dazubringen könnte.
Es gelingt wohl eher, wenn man mit 1 Person mal ins Gespräch kommt und sich ausführlich darüber unterhält und der eben auch durch Fragen zeigt, daß es ihn interessiert und nicht grundsätzlich ablehnend reagiert, wie es eben die meisten immer noch tun.