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Geschichte der FKK

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Re: Geschichte der FKK

Beitrag von Bummler » Mi 23. Mär 2022, 12:09

Campingliesel hat geschrieben:
Aber nach dem 2. Weltkrieg, dem ganzen Wiederaufbau, dem Wirtschaftswunder ...


Das ist mir schon klar, dass das Wirtschaftswunder, oder die wirtschaftliche Entwicklung eine Rolle bei der Freizeitgestaltung gespielt hat und da FKK speziell von profitiert hat, weil es modern war. Da sehe ich auch einen Zusammenhang, insbesondere eben auch weil mit der wirtschaftlichen Stagnation ein Rückgang der FKK zu bemerken ist.

Nur war mein Gedanke zu dem Zusammenhang von verlorenen Weltkriegen und FKK, das hier ein psychologischer Hintergrund eine Rolle gespielt haben könnte. Das eben wegen der Schuld am Krieg eine besondere Suche nach Alternativen statt fand und man diese Alternative in einer extrem pazifistischen gemeinsamen Nacktheit finden konnte. Extrem pazifistisch eben deswegen, weil Nacktheit ein Synonym von Verletzlichkeit ist und man mit dieser Verletzlichkeit eine Widerholung von Gewalt verhindern oder dies zumindest darstellen wollte.

Das ist natürlich sehr weit hergeholt und schon ein wenig konstruiert. Aber denkbar ist es doch.
Nackt gegen Krieg.

:shock:

 
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Re: Geschichte der FKK

Beitrag von riedfritz » Mi 23. Mär 2022, 12:39

und man diese Alternative in einer extrem pazifistischen gemeinsamen Nacktheit finden konnte.
Die extrem pazifistische gemeinsame Nacktheit ist aber von der extrem agressiven, revanchistischen, nationalsozialistischen Einstellung deutlich überflügelt worden und endete im II. Weltkrieg.
Da sehe ich auch einen Zusammenhang, insbesondere eben auch weil mit der wirtschaftlichen Stagnation ein Rückgang der FKK zu bemerken ist.
Hast du nicht mitbekommen, wie trotz der "wirtschaftlichen Stagnation" die Kreuzfahrten, Fern- u. Flugreisen geboomt haben? FKK ist einfach aus der Mode gekommen und hat sehr wenig mit der wirtschaftlichen Lage zu tun. Man legt sich zur Erholung eben nicht mehr nackt an einen einsamen Strand, sondern läßt sich in Bettenburgen mit 3000 anderen Passagieren (u.a. Innenkabinen ohne Fenster!) durch die Gegend schippern oder geht für teures Geld in Thermen mit Saunen für 120 Gäste! um das Gemeinschaftserlebnis zu genießen.

 
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Re: Geschichte der FKK

Beitrag von Campingliesel » Mi 23. Mär 2022, 16:15

@ Bummler

Das glaube ich allerdings nicht, daß das damit zusammenhängt.
Für die Leute damals in den 50ern war der Krieg einfach vorbei und man konzentrierte sich auf die Zukunft.
Es wurde so schnell wie möglich aufgebaut und jeder versuchte, wieder ein geordnetes Leben zu führen. Da es ja so gut wie nichts mehr gab, konnte man auch mit allem von vorne anfangen.
Heute hat man ja Mühe, überhaupt noch eine Nische oder Marktlücke zu finden, um etwas Neues zu machen.

Allerdings ist die wirtschaftliche Stagnation heute nicht für den Rückgang verantwortlich. Es gibt Möglichkeiten ohne Ende, FKK zu machen, aber warum sollte das Interesse deshalb verloren gegangen sein?

Das egribt doch keinen Sinn. Nein, der Grund war und bleibt durch die Sexualisierung hervorgerufen, weil die Nacktheit wieder zu sehr mit der Sexualität in Zusammenhang gebracht wurde, was eben viele Leute gar nicht wollen. Jeder, der die FKK ablehnt, hat solche Gründe, die irgendwie, direkt oder indirekt, mit sexuellen Aspekten zu tun haben. Auch das Argument, man sei nicht "schön" genug, hat damit zu tun.
Alle Ängste, die viele haben, haben auf irgendeine Weise damit zu tun.
Häufige erste und obreflächliche Antworten wie "kann ich mir nicht vorstellen", "ist nichts für mich" oder "könnte ich nicht" sagen nichts über die wahren Gründe aus. Das erfährt man erst, wenn man sich mit jemandem näher und genauer unterhält. Schon auf die Frage: "was befürchtest Du denn wirklich? " kommt so manches aus dieser Richtung heraus.

Niemand lehnt die FKK ab, nur weil es ihm wirtschaftlich gut geht.

 
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Re: Geschichte der FKK

Beitrag von Eule » Do 24. Mär 2022, 00:42

Nach dem 2. Weltkrieg gab es eine Zäsur innerhalb der FKK. Wir müssen hierbei die unterschiedliche Entwicklung in den beiden Teilen Deutschlands beachten und können diese daher auch nur getrennt betrachten.

Laut dem ausgestellten Schriftenverzeichnis im FKK-Museum.de gab es im Deutschen Reich eine Zeitschrift "FKK", welche vom Dachverband herausgegeben wurde. In der NS-Diktatur wurde zuerst die FKK grundsätzlich verboten. Später im Rahmen der Ideologie des starken Körpers wieder erlaubt, jedoch gleichgeschaltet. Warum einige FKK-Vereine schon vor der Machtergreifung ihre jüdischen Mitglieder ausgeschlossen haben, ist mir unbekannt. Dieser Sachverhalt darf und muss jedoch als gesichert angesehen werden.

Der zweite Weltkrieg endete mit einer enormen Zerstörung in Deutschland und der Wiederaufbau vollzog sich in Deutschland nicht einheitlich. Die sowj. Besatzungsmacht verbot der Regierung in ihrer Besatzungszone die Annahme von Hilfen aus dem Marschall-Plan und gleichzeitig wurden intakte Betriebe innerhalb ihrer Machtzone abgebaut und in der Sowjet-Union wieder aufgebaut. Die Bildung von freien Vereinen war nicht erlaubt, alle Vereinigungen unterlagen der politischen Kontrolle. Daher gab es bis auf eine Ausnahme in der gesamten DDR keine FKK-Vereine. Dieser eine Verein firmierte offiziell als Betriebssportverein. FKK wurde zuerst grundsätzlich verboten und als die Durchsetzung dieses Verbotes auf großen Widerstand, auch von als Vorbilder öffentlich dargestellten Personen, stieß, wurde dieses Verbot zurück genommen. FKK war somit als eine Freizeitbeschäftigung erlaubt und in der gesamten DDR praktiziert. Die FKK wurde, wohl auch der offiziellen Terminologie geschuldet, als Beweis der "klassenlosen Gesellschaft" bezeichnet. Ob durch die NS-Zeit oder auch durch die Mangelwirtschaft in der DDR der Bezug zu den Ideen der Reformbewegung, aus der sich die FKK auch entwickelt hat, verloren ging und deshalb nur ein rudimentäres sich in der freien Natur bewegen übrig blieb, vermag ich nicht zu beurteilen. Der Bezug zur Körperlichkeit und damit zur Geschlechtlichkeit des Menschen entwickelte sich in der DDR relativ frei von beengenden Zwängen und Vorbehalten. Warum sich nach der Wiedervereinigung dieses freie Körpergefühl in der ehemaligen DDR nicht hat halten können, vermag ich nicht zu sagen. Auch will ich jetzt hier keine Theorie oder Vermutungen äußern, diese Frage wird von de Historikern mit einem gewissen Zeitabstand sicherlich beantwortet werden können.

In der britischen, amerikanischen und französischen Besatzungszone durfte die Hilfen durch den Marschall-Plan angenommen werden, was zu einem schnellen Aufbau einer modernen Wirtschaft führte. Über den Zeitpunkt der ersten Wiedergründungen der FKK-Vereine kann ich derzeit keine genauen Angaben machen. Ab 1951 bis April 1951 firmierte die Zeitschrift "Sonnenfreunde" als offizielles Organ der FKK-Vereine. Ab 1952 gab der DFK seine eigene Zeitschrift "FKK" in Eigenregie wieder heraus und diese Zeitschrift erscheint heute noch. Auch hier ist zu beobachten, dass sich die FKK wesentlich hinter den Zäunen der FKK-Vereine abspielte und sich ebenfalls nur rudimentär als ein Bewegen innerhalb der FKK-Fläche abspielte. Adolf Koch wollte mit seiner Körperschule wieder an seine alte Tradition anknüpfen und weil er auch öffentlich mit seiner Gruppe nackt auftrat wurde er aus dem DFK ausgeschlossen.

Nach der Studentenrevolte in den 1968/69-ger Jahre fand eine sog. "sexuelle Revolution" statt und in den 1970/80-ger Jahren entwickelte sich eine nicht vereinsgebundene FKK-Bewegung. Diese Modewelle ist mittler weilen beendet und die nicht vereinsgebundene FKK hat sich auf einen kleinen Bevölkerungsanteil minimiert.

Viele Gedanken der Reformbewegung vor dem II. Weltkrieg etablieren sich heute unter einem anderen Namen und die Offiziellen des DFK haben es bislang nicht verstanden, diese Personen für die FKK zu gewinnen und so eine Verschmelzung der Ideen einzuleiten. So laufen heutzutage diese Ideen recht steril nebeneinander her und es entwickelt sich daher kein neues Menschenbild, wie dieses in der Reformbewegung seinerzeit erstrebt wurde.

Auch hier möchte ich ausdrücklich davor warnen, jetzt vorschnell Theorien zu äußern oder Schuldzuweisungen vorzunehmen. Diese vorschnellen und oftmals einfachen Erklärungen bergen das große Potential in sich, nicht richtig zu sein. Hier sollte man das Urteil der Historiker abwarten, welches diese nach einem gewissen Zeitverlauf abgeben werden.

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Re: Geschichte der FKK

Beitrag von FNW ♫ » Do 24. Mär 2022, 08:26

@ Eule: DANKE - das ist ein sehr interessanter Beitrag, sicherlich über DE hinaus!!

Wir haben für unsere Gegend auch einiges herausgesucht, v.a. gibt es mittlerweile sogar wissenschaftliche Studien zu ca. 120 Jahren Naturismus in Wien.

Ihr könnt das zusammengefasst samt weiterführenden Links u.a. hier nachlesen:
https://medpsych.at/lobau.html

Langsam hätten wir hier gerne auch ein wenig Regen: Sobald die Blätter kommen, ist die Gefahr hoch, dass die Felder hier im Osten verdorren. In Wien gab es im Winter nur ca. 30% der durchschnittlichen Nierderschläge.

Wusstet Ihr, dass im Wiener Stadtgebiet so viel Landwirtschaft ist, dass man damit (bisher) alle 2 Millionen BürgerInnen versorgen könnte?
Bisher deshalb, weil unglaublich viel Land gerade hier nahe dem Nationalpark durch Wohn- und Industriegebäude versiegelt wird.

Herzlich aus dem Frühling!
B & V

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Re: Geschichte der FKK

Beitrag von ynda » Do 24. Mär 2022, 12:35

Danke für das letzte Foto, hatte grad so überlegt, was ich heut abend essen möchte, wg. dem Einkauf :?
Jetzt weiß ich es ;) :lol:

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Re: Geschichte der FKK

Beitrag von FNW ♫ » Do 24. Mär 2022, 12:43

WEHE, Du schlachtest Kuno oder Kunigunde oder gar ihre Kunikinder! Zahlliose Gräten, gesplisste, mit Widerhaken, kommen über Dein hustendes Dich!
Schnitze Dir lieber einen Bogen und spiele, zupfe das natürlich gewachsene Saiteninstrument.
:mrgreen:

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Re: Geschichte der FKK

Beitrag von ynda » Do 24. Mär 2022, 12:51

OK, dann schnitz ich mir ein Schnitzel ;)
Das stammt wenigstens aus pflanzlicher Ernährung, beim Fisch weiß man es ja nicht immer so genau, nachher
war es ein Raubfisch.
;) :D :lol:

 
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Re: Geschichte der FKK

Beitrag von Konrad R. » Do 24. Mär 2022, 13:27

Als gehörst Du zu den Sekundärvegetariern. Isst kein Fleisch von Tieren, die sich von Tieren
ernähren.
Aber nun genug der Themenabweichung. :oops:

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Re: Geschichte der FKK

Beitrag von Bummler » Do 24. Mär 2022, 17:03

Eule hat geschrieben:
Viele Gedanken der Reformbewegung vor dem II. Weltkrieg etablieren sich heute unter einem anderen Namen
...
und es entwickelt sich daher kein neues Menschenbild, wie dieses in der Reformbewegung seinerzeit erstrebt wurde.



Die Sätze kann ich erstmal mittragen.
Nur warum die Reformbewegungen nicht zu einem neuen Menschenbild geführt haben oder aktuell führen, ist unklar.
Ein Grund könnte sein, dass wir jetzt ein allgemeines Menschenbild haben, von dem wir glauben, das es vollkommen ist und es keine Änderung mehr bedarf.
Wir sind praktisch schon auf dem Gipfel der Menschlichkeit und benötigen weder ein neues Bild, noch ein Zeichen dafür.
Nacktheit, als Sinnbild der Natürlichkeit ist überflüssig, weil wir ja schon alle unsere Interessen der Natur unterordnen. Mit Öko, Klima, Vegan usw.
Der fortschrittliche Mensch ist nicht nackt, sondern trägt Naturfasern, isst vegetarisch und fährt Fahrrad. Das ist Zeichen genug für die Reform und die Bewegung. Der neue Mensch kann gar nicht nackt sein, weil er sonst mittels Kleidung nicht seine Intention manifestieren kann!

Wie soll man bei einem Nackten schließlich erkennen können, ob er wirklich aus einem Ideal heraus nackt ist und nicht einfach nur so. Das geht nicht. Dazu kommen noch die ganzen Nackten, die noch ganz andere Ideale haben, was ich hier aber nicht weiter ausführen möchte (s. den anderen Thread "erotikfeindlich").

Also es kann sein, das die Geschichte der FKK an ihrem Ende angekommen ist. Die Anzeichen mehren sich, das die Ideale der FKK in anderen Reformbewegungen aufgegangen sind und dass das äußere Kennzeichen der FKK, die gemeinschaftliche Nacktheit, durch vielerlei Einflüsse verwässert und entwertet wird, zumindest aber nicht mehr als fortschrittlich angesehen werden kann.

Das war's dann Leute.

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