Lieber Tursiops und alle,
bei aller verständlichen Bequemlichkeit und individuellen Freiheit:
FKK bedeutet eben "Frei...Körper...Kultur".
Das hat natürlich historische Gründe.
Während der Perioden schlechter Akzeptanz nackter Menschen mussten allgemein verständliche Ziele, Bezeichnungen, Regeln erfunden werden: eine Art Rechtfertigung des eigenen Lebensstils: der Auffassung von einem natürlichen, gesunden, freien Leben, sozusagen.
Gegenwärtig streben viele Menschen nach Selbstbestätigung, was oft bedeutet:
Jede/r/s macht, was er, sie, int gerne tun will.
Im Vorfeld entstand bezüglich Umgang mit Bekleidung eine Art von Beliebigkeit, die oft sehr ungenau mit "Toleranz" und vereinfacht mit "c.o." - clothing optional - bezeichnet wurde.
Nun haben Begriffe die Eigenart, sich als "üblich" im allgemeinen Sprachgebrauch und kollektiven Bewusstsein festzusetzen, sofern sie nicht diskutiert - oder andere Begriffe hinzu / dagegen gesetzt - werden.
Im Bereich der Nacktheit - einer kaum zu unterschätzenden Freiheit! - hat diese Beliebigkeit klare Auswirkungen:
Stimmen die uns bekannten Ziffern, so sind im deutschsprachigen Raum höchstens etwa 10% der Bevölkerung gerne unbekleidet.
Das ist im vergleich zu anderen Regionen der Welt ausgesprochen viel.
90% wären umgekehrt auch hier die überwältigende Mehrheit.
Mehrheiten bestimmen für gewöhnlich - besonders unter Berufung auf "Demokratie" - die Art des Lebens.
Eine Mehrzahl davon wieder scheint Nacktheit ausschließlich im Zusammenhang mit Sexualität zu verstehen.
Das verschärft das Problem, sobald es zur Sprache kommt.
Im Internet ist Nacktheit ohenhin (auch) von der Pornoindustrie in Besitz genommen worden.
Die "schweigende Mehrheit" darf sich in dem Bereich m.M.n. jedoch nicht auf Unkenntnis berufen.
Wenn nun jemand, der gerne nackt ist, von sich schreibt, es sei doch egal, ob so oder so, dann klingt das total locker.
Ja, würden viele meinen, das ist doch ganz natürlich! Jeder hält es so, wie er/sie/int es angenehm findet. Basta.
Ist das noch "FKK"?
Trifft dieser Satz nämlich auf Leute, die Nacktheit ganz und gar nicht locker nehmen, kann sich deren Haltung - jedenfalls in deren eigener Echokammer - rasch bestätigen. Was wiederum zur Konsequenz hat:
Okay, wenn Nacktheit schon "egal" ist, dann forderen wir einfach, dass nachte leute sich gefälligst etwas anzuziehen haben.
Erst dann sind wir "tolerant" und kann mit uns geredet werden.
Eine solche Haltung findet sich seit längerem etwa in kommerziellen Urlaubsorten.
Hinzu kommt die redliche Sorge um die Moral, um die Unversehrtheit der Kinder, um die Reinheit des Strandes meinetwegen, wird die Polizei mobilisiert, wenn jemand nackt ist (oder Sex hat), wird der Notruf bisweilen qauf Verdachtg gewählt: Es könnte sich ja um Exhibitionisten handeln...
Hier haben wir es mit Macht und Dominanz zu tun, weniger um Rechtschaffenheit bekleideter Biederbürger.
Am Camping, im Hotel wird klar: "Wer zahlt, schafft an".
Besteht die Kundschaft mehrheitlich aus "Textilen", so hat "FKK" eben ausgespielt. Vor allem dann, wenn denen "das ohnedies egal" ist.
Bei Betreibern von Hotels oder Campingplätzen ist die Rechnung ebenfalls klar. Dazu müssen wir nicht einmal die exzessive Kontrolle in anderen Ländern strapazieren: In China, hörten wir gestern, haben sie gar automatische Gesichtskontrolle für Haustiere erfunden.
Langsam kann auf diese Art, faktisch oder im vorauseilenden Gehorsam, ein gesellschaftlicher Druck gegen FKK entstehen:
"Sollen die Nackten sich doch irgendwohin zurückziehen: hierher nicht."
Am Rand der Wiener Lobau finden sich vereinzelt kleine, historisch wie sachlich durchaus lächerliche Taflen:
"FKK verboten! Eltern haften für ihre Kinder."
Von alldem unabhängig kann es durchaus sein, dass selbst Biergit und ich, die für eine sehr weitgehende Anwendung des unbekleideten Lebens bekannt sind, manchmal einen Bademantel überziehen, wenn es im Winter frühmorgens noch ungemütlich ist. Alles andere wäre ja seltsam.
Doch wir würden das ganz seltene Tragen von Bademänteln, zumal wir sonst nackt leben, nicht als "FKK" bezeichnen.
Kultur: ja. - Wir freuen uns an Musik und guter Literatur
Freiheit: ja. - Wir sind so glücklich, in unserem Wohnbereich auch draußen nackt sein zu können
Körper: ja. - Wir genießen unsere Körper, etwa bei der Massage, beim Sonnen, bei ganz normalen Tätigkeiten.
Hingegen:
Clothing-optional, also An- oder Ausziehen von Kleidung ganz nach Belieben, Bademantel, Neopren-Tauchanzug, Bikini, Badekleid, Unterhose, BH, Stock und Hut, Bondage, Lack und Leder.... all das kann und soll nicht "
Bestandteil des Begriffs FKK" sein oder werden.
Nun könnt Ihr meinen, Birgit und ich seien eben Extremisten der Nacktkultur. Sei's drum.
Damit wären wir wenigstens so eine Art "Leuchtturm" zur Orientierung - was wir übrigens als Ehre erachten würden
Ein klein wenig
Konsequenz ist aber jeder, jedem zuzumuten, wenn wir schon hier im Forum darüber reden.
Wer sich als
Naturist/in oder FKK'ler/in bezeichnet, trägt auch eine gewisse
Verantwoertung für das eigene Verhalten, wird auch
nach außen dazu stehen, die eigene Möglichkeit,
mit Freude, Lust und Anstand unbekleidet zu sein, glaubhaft darstellen.
Das wäre - das ist! - schön.
Viele nackte Grüße!
B & V