von Campingliesel » Do 30. Dez 2021, 01:28
@ Regenmacher
Wie wollen wir denn die 20er Jahre im HInblick auf die FKK tatsächlich beurteilen? Keiner von uns war dabei. Aber wir wissen, was z.B. in Wikipedia steht:
Von 1920 bis 1945: „Schwedisches Baden“ im Motzener See
In den 1920er Jahren fand die Freikörperkultur zunehmende Verbreitung. Die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen, in Deutschland als Zeit der Weimarer Republik assoziiert, war durch eine zunehmende Liberalisierung gekennzeichnet. Mit dem Untergang des Kaiserreiches kam es zu einer Auflockerung bürgerlicher Normen und Moralität. Die sogenannten goldenen Zwanziger Jahre zeichneten sich durch Hedonismus und soziale Unkonventionalität aus. Insbesondere in Berlin und dem Berliner Umland wurde das Nacktbaden – damals auch als „schwedisches Baden“ bezeichnet[98] – unter jungen Leuten immer beliebter.
Jetzt überlege mal: Glaubst Du, daß irgendwer im gesamten Deutschland, wo absolut nichts von FKK bekannt war, außer eben in Berlin und Umland, oder auf Sylt der erste offizielle Nacktbadestrand, und einige andere Vereine, die sich 1923 zur „Arbeitsgemeinschaft der Bünde deutscher Lichtkämpfer“ (ab 1926 Reichsverband für Freikörperkultur) zusammenschlossen. eine Ahnung von FKK hatte? Die wenigen Leute blieben in ihrem Verein und der allgemeinen Gesellschaft weitgehend unbekannt. Weiviele Leute von den ca 60 Mio Deutschen waren das wohl?
Erst 1932 sprach man von 70.000 Mitgliedern.
Das ist doch verschwindend wenig. Werbung wurde sicher kaum gemacht und das höchstens flüsternd unter vorgehaltener Hand per Mundpropaganda vorsichtig weitergegeben.
Bei den 70ern war innerhalb der Vereine und Campingplätzen absolut kein Unterschied zu den 50ern - 80ern zu merken. Es mögen zwar zahlenmäßig sehr viele gewesen sein, aber ob ein paar 10000 mehr oder weniger FKK machten, interessierte insgesamt wohl keinen. Keiner sieht ja die gesamte Masse von Leuten auf einmal zusammen. Jeder ist irgendwo und sieht nur den Platz, wo er gerade ist.
Deswegen ist es jemandem, der gerade an der Nordsee ist, auch völlig egal, wieviele Leute sich auf irgendeinem Campingplatz in Österreich oder in YU irgendwo befanden. (von den deutschen FKKlern z.B.)
WEnn man also direkt mittendrin dabei ist, macht man sich keine Gedanken, daß man sich gerade zeitgeschichtlich in einem sogenannten "Hoch" befindet.
Das ist etwas, was man erst viel später so sieht, wenn man merkt, was sich alles verändert hat.
Deswegen hat auch keiner gemerkt, daß gerade die 70er damals sowas Besonderes gewesen sein sollen. Man empfand das als etwas völlig normales und nicht anders als vorher und auch später in den 80ern nicht anders.
Diese kleine MInderheit, die wirklich einen Nutzen der sogenannten "Goldenen 20er" hatten, wurde nicht von der breiten Masse "adaptiert", denn die Inflation und die Nachwirkungen und der 2. Weltkrieg machte das alles zunichte.
Was die 68er anging, bekam man davon außerhalb der großen Städte, wo die ganzen Demonstrationen stattfanden, kaum etwas mit. Außer am Fernseher. Sicher machten sich die Auswirkungen nach und nach überall bemerkbar, aber nicht so, daß plötzlich die ganze Welt auf dem Kopf stand. Und bei der FKK schon gar nicht. Bei der 68er Bewegung ging es zwar auch um neue sexuelle Freiheiten, aber hauptsächlich soziale Bewegungen, politische Dinge, Studentenbewegungen, usw, aber auf die FKK selbst hatte das überhaupt keinen Einfluß. Auch die sexuellen Freiheiten, die durch die Pille entstanden, interessierte bei der FKK keinen, da sie ja keinen Bezug zur Sexualität hatte.
Bei der FKK geht es nur um die eigenen Erfahrungen. Und die waren ab den 50ern bis Ende der 80er immer gleich - egal wo. In sämtlichen Vereinen und auf sämtlichen FKK-Campingplätzen in Europa und anderen offiziellen Stränden konnte man immer dieselbe FKK erleben. Es war in F auf Euronat nicht anders als in der Camargue oder in Österreich oder in ganz Yu oder an der Nordsee oder Ostsee. Oder wo wir sonst überall waren.
Deshalb kann man das durchaus als gesellschaftliche Erfahrung bezeichnen und betrifft einige Millionen von FKKlern. Und das weiß eben nur, wer das alles miterlebt hat. 40 Jahre sind auch eine lange Zeit, in der sich kaum etwa verändert hat. Und ich habe sie mit Millionen anderen FKKlern miterlebt. EBenso konnte man die Veränderungen während der 90er miterleben und die Ergebnisse ab den 2000ern sehen., ebenso auch noch die weiteren Entwicklungen. Ich rede da wirklich nicht nur von mir, sondern ich sehe, was sich auf all den Plätzen tut.
Dazu ist dieses Forum ja auch da, daß Leute von ihren Erfahrungen berichten. Und die sind immer wieder ähnlich.
Es scheinen unter denen, die wirklich öfter mal was berichten, nicht sehr viele dabei zu sein, die so wie ich eben die FKK seit 1960 kennen und es seit 1963 bewußt erlebt haben. Das heißt aber nicht, daß es sie nicht gäbe. Ich war ja schließlich nicht alleine auf all den Plätzen. WEnn in den 70ern der angebliche höchste Boom gewesen sein soll, dann wissen das auch all diese, die damals dabei waren. Und die waren nach den 70ern sicher nicht alle plötzlich verschwunden.
Verschwunden waren nur die Jugendlichen aus den 90ern und deren Nachwuchs, was man ab den 2000ern stark gemerkt hat und bis heute noch feststellbar ist. Deshalb eben meistens nur Leute ab 45 vorhanden. UNd wenn allles gut geht, haben die auch wieder Nachwuchs, der hin und wieder auch auf den Plätzen zu sehen ist.