@ Hans H.
Bei der Kleidermode wechselte das sicher immer wieder, mal so und mal so. Es muß da ja auch immer wieder was Neues geben, das einen deutlichen Unterschied zu dem darstellt, was gerade "alle" haben. Auch wenn das eigentich nichts Neues ist und sich immer wieder wiederholt, aber in größeren Zeitabständen, daß sich kaum einer daran erinnert, daß das alles schon mal da war.
Aber mit der FKK hat das wenig zu tun - oder gar nichts. Da gab es nie Moden - bis vor 30 Jahren jedenfalls nicht. Man war eben nackt und basta. Und das Argument mit dem Zeitgeist ist einfach nicht wahr, denn der hat sich schon wer weiß wie oft geändert, aber der hat noch nie einen deutlichen Rückgang verursacht.
Die Intimrasurmode, die erst in den 90ern entstanden ist und dann auch noch das Intimpiercing kam nur durch die Vorbilder in den Sexfilmen. Vorher dachte nie jemand an sowas. Jedenfalls nicht auf offiziellen FKK-Plätzen. WEr was anderes behauptet, war nie vorher auf solchen Plätzen.
Ich würde jetzt wirklich mal gerne wissen, welchen total andere Ursachen das gewesen sein sollen, die diesen massiven Rückgang verursacht haben sollen. Aria konnte jedenfalls keine nennen als immer nur dieses oberflächliche und falsche Argument mit dem Zeitgeist.
Aber es ist ja längst nicht mehr eine Zunahme des Wegbleibens, sondern sie sind schon längst weg und es ist jetzt nur noch die Frage, wie man sie zurückgewinnt. Beim Wegbleiben in den 1990er Jahren haben auch meiner Ansicht nach die von Aria genannten Dinge eine wesentliche Rolle gespielt während diese von Dir genannten heutigen Probleme noch nicht da waren. Aber weil sie damals wegblieben, hat sich das fortgesetzt - der von uns bereits diskutierte Kettenreaktions-Effekt.
DAs Wegbleiben kann ja auch kaum noch zunehmen, wenn sowieso schon kaum noch welche da sind. Jugendliche sieht man an FKK-Stränden so gut wie nie, und junge Leute auch relativ wenig. Es gibt ja trotzdem einige, die inzwischen begriffen haben, um was es bei der FKK tatsächlich geht. Außerdem ist diese Entwicklung wohl besonders ein typisch deutsches Problem. In Frankreich z.b. scheint dieser "prüde Zeitgeist" nicht so zu herrschen, denn wie ich immer wieder von Urlaubern höre, haben die Jugendlichen dort keine solchen Probleme. Und wenn deutsche Familien mit Jugendlichen dorthin fahren, merken die Jugendlichen das auch und sehen, daß die Jugendlichen dort ganz ungeniert nackt sind. Das wiederrum wirkt auch ansteckend auf die deutschen.
In den 90ern Jahren haben die Probleme langsam angefangen, weil das Medium Video ja erst mal Ende der 80er Jahre anfing, bis in allen Haushalten ein Videorekorder stand und die Viedeotheken überall entstanden. Dann entdeckten die Leute auch die Sexfilme und viele waren natürlich neugierig darauf, weil man sowas vorher höchstens in Rotlichtkinos sehen konnte. Oder mal als Vorspann in normalen Kinos zu sehen war, wie wir das in Holland 1978 erlebt haben, als wir das Konzert " The Waltz" anschauen wollten. Da war ich erst 18 und total geschockt. Ich dachte schon, im falschen Kino gelandet zu sein.
Bis das dann auch unter den Jugendlichen bekannt war, die ja nur durch ältere Freunde oder Geschwister an solche Filme kommen konnten, dauerte es auch noch ein bißchen, aber die reagierten jedenfalls schnell mit Unsicherheit, was dann die Bedeutung der Nacktheit anging und ihr bisherigen ERfahrungen, daß FKK mit Sex nichts zu tun hatte, wurden dadurch zerstört oder durcheinander gebracht. Das konnte ich damals auch schon in Zeitungen lesen, als man gemerkt hat, daß Jugendliche sich auch auf FKK-Campingplätzen verändert hatten und eben oft wenigstens mit einem Big-Shirt herumliefen, was eben nicht gleich einem Bikini oder Badehose gleichkam. So ein Big-shirt konnte man ja auch "wegen der Sonne"

anziehen.
Und nachdem eben der negative Einfluß immer stärker wurde und manche Jugendlichen auch in ihrem "textilen" Freundeskreis zu Außenseitern abestempelt wurden, blieben sie halt nach und nach ganz weg. Und damit begann der allgemeine Sog.
Erwachsene konnten darüber stehen und sagen: "Ne, das hat mit unserer FKK nichts zu tun und braucht uns nicht weiter zu interessieren" Aber Jugendliche denken und dachten da eben anders, weil sie noch nicht die gefestigte Einstellung der Erwachsenen hatten.
Die nächsten Sachen wie Internet und Smartphone kamen dann noch dazu, die alles noch viel mehr verstärkt haben.
Aber die Wurzel des Übels waren eben die ersten Sexfilme, die plötzlich von jedermann zu sehen waren und nicht bloß im Rotlichtmilieu.
Da das nun schon gut 30 Jahre lang so geht, kann man das sicher als einen neuen Zeitgeist bezeichnen. Aber eben erst im Nachhinein, nachdem man weiß, wohin das alles geführt hat. Aber damals dachte niemand daran und konnte auch niemand ahnen, was heute ist.
Deswegen ist der Zeitgeist nur als zeitumfassendes Ergebnis zu sehen und nicht als Ursache.
DAs ist z.B. auch vergleichbar mit dem "Wirtschaftswunder" der 50er Jahre. Als die Menschen damit beschäftigt waren, die Trümmer zu beseitigen und alles neu aufzubauen, dachte niemand daran, das Ergebnis, wie es sich dann in den 60ern darstellte, als Wirtschaftswunder zu bezeichnen. Das konnte man erst im Nachhinein so sehen, als man dann die Bilder der Zerstörung mit den neuen Bildern vergleichen konnte und festgestellt wurde, daß das doch relativ schnell geschafft wurde. Als alles in Trümmern lag, konnte sich das sicher niemand vorstellen, wie man das schaffen sollte, jemals wieder in vollständigen Häusern zu leben, Arbeit zu haben und genug zu essen zu haben.