Nacktheit: bezeichnet allgemein einen erkennbaren Unterschied, dass etwas oder jemand weniger bekleidet, behaart oder ummantelt ist als üblich, als normal, als eigentlich anzunehmen wäre.
Die Nacktheit bei Menschen fängt in manchen Kulturen bereits bei der Sichtbarkeit der Augen an. Auf der anderen Seite der Skala ist für manche niemand nackt, der auch nur noch irgendetwas an sich hat (z.B. Schuhe, Körperschmuck, Armbanduhr). Sinn macht auch folgende Argumentation: Auch der völlig unbekleidete Mensch ist nicht nackt, da dies sein Naturzustand ist. Nackt wäre er demnach erst, wenn deutliche Mengen seiner natürlichen Behaarung fehlen würden. Ansonsten ist er nicht nackt, sondern naturbelassen unbekleidet. So wie ein unbekleidetes Tier auch nicht als nackt bezeichnet wird, wenn es nur sein natürliches Fell trägt.
Juristisch ist Nacktheit (hier: weitgehend sichtbare Geschlechtsteile oder Hintern) nicht überall und nicht ohne Einschränkung erlaubt, obwohl es kein Gesetz in Deutschland gibt, welches Nacktheit ausdrücklich verbietet. Nacktheit kann allerdings nur in Zusammenhang mit einer Straftat stehen, wenn eine sexuelle Handlung damit verbunden ist. Nacktheit zu passiver Erholung oder Nacktsport werden in Wald und Flur, wo nur mit geringer Passantenzahl zu rechnen ist, real und juristisch weitgehend toleriert. In Ortschaften ist hingegen mit einem Bußgeld zu rechnen, dass aber selbst dort auf wackligen Füßen steht, da der entsprechende Paragraph (§118 OWiG) eine "grob ungehörige Handlung" voraussetzt. Nacktheit ist jedoch heutzutage auf Plakaten und im Fernsehen allgegenwärtig: Sollten dies alles grob ungehörige Handlungen sein?
Ist Nacktheit ein natürlicher Zustand und sind Textilien demzufolge unnatürlich?
1. Nacktheit bedeutet, dass etwas fehlt. Der unbekleidete Mensch wird nur deshalb als nackt bezeichnet, weil man den bekleideten Menschen als die Norm, als das Normale betrachtet. Oder er wird als nackt bezeichnet, weil der heutige Mensch als Art nur wenig Haarkleid besitzt im Gegensatz zu den anderen Säugetieren. Diese Nacktheit ist jedoch nicht Gegenstand der Frage.
2. Natur ist alles, was nicht vom Menschen geschaffen wurde. In diesem Sinne muss man Kleidung als unnatürlich betrachten. Beim »natürlich« in der Bedeutung von »selbstverständlich« spielt die Anschauung des Betrachters die entscheidende Rolle: Für FKKler wird in dem von ihnen gewohnten Bereich Nacktheit »selbstverständlich«, also in diesem Sinne »natürlich« sein. Oft zeigen aber selbst FKKler kein Verständnis für Nacktheit, wenn diese an anderen Orten und in anderem Kontext anzutreffen ist, als sie es gewohnt sind.
3. Es gibt in jeder Kultur Vorstellungen, in welcher Situation welche Bekleidung angemessen ist und welche nicht. Die sich daraus ergebende Ansicht von »natürlich« im Sinne von »selbstverständlich« wäre z.B. Jogginganzug beim Joggen bei 5ºC. Hier zeigt sich dann auch die Wechselwirkung von der Vorstellung von Nacktheit (im Sinne, dass etwas fehlt) und Natürlichkeit (im Sinne von Korrektheit oder Selbstverständlichkeit), wenn ich z.B. bei 5ºC beim Joggen nur Schuhe und kurze Laufhose trage (anhabe, nicht in der Hand trage): Dann kommt regelmäßig der Kommentar von Kindern: „Der ist doch nackt!“ Dies ist nur bei entsprechender Kälte der Fall, nie bei wärmeren Wetter (z.B. 20ºC).
4. Kleidung spielt neben Schutz vor Kälte, Schmutz und mechanischen Einflüssen eine große Rolle bei der Erzeugung und Verstärkung sexueller Reize und als Statussymbol. Man kann streiten, ob es jeweils sinnvoll und gut ist, wie sich bekleidet wird. Da es sich aber nie um etwas handelt, was der Mensch nicht geschaffen hat (= Kleidung wird in der Regel immer vom Menschen geschaffen), bleibt die Frage nach der Natürlichkeit im Sinne von »durch Natur entstanden« jedoch immer verneint. Ob es »selbstverständlich« ist, dass und wie sich gekleidet wird, ist eine andere Sache.
5. Ein weiteres großes Thema ist, welchen Einfluss das unnötige (unnatürliche) Bedecken der Geschlechtsmerkmale (Genitalien, Po, weibliche Brüste) auf Mensch und Gesellschaft – hier auch speziell Wirtschaft – hat und ob dies bewusst gefördert und gefordert wird.
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