Hannes 2.0 hat geschrieben:Die FKK, wie sie in den Siebzigern praktiziert wurde, gibt es heute nur noch in wenigen
Vereinen und auf ausgesuchten Campingplätzen. Und selbst dort hat sich Einiges verändert.
Es gibt eigentlich nicht wirklich "die FKK, die in den Siebzigern praktiziert wurde". Mir ist schon klar, was du meinst. Diese FKK gab es damals in den meisten Vereinen. Die wenigsten der Vereine haben sich darum gekümmert oder hat es überhaupt interessiert, dass die Jugend er 1971er recht anders getickt hat, als die der 1950er bis Mitte der 1960er. Diese FKK haben nur die Jugendlichen mitgemacht, die von ihren Eltern in Vereine mitgenommen wurden. Ob sie wollten oder nicht, da hatten Jugendliche in den 1970er noch keine Wahl. Da kam man einfach mit den Eltern mit, bis man volljährig war.
Aber es gab dann plötzlich immer mehr Leute, die an freie FKK Stelle gingen, sowohl offizielle an Seen mit freiem Zugang als auch inoffizielle, die bekannt und allgemein geduldet waren. Das waren keineswegs nur die jungen Erwachsenen, also die gerade volljährig gewordenen, nein, das waren auch jüngere Eltern mit ihren Kindern. So haben verschiedene Jugendliche in der Pubertät in der Zeit recht verschiedene FKK-Welten kennenlernen können. Irgendwelche Sexualisierung, die hier so viel diskutiert wird, gab es damals nicht an diesen frei zugänglichen Stellen. Die Unterschiede sind ganz andere, nämlich die überkommene Weltanschauung, die in vielen Vereinen noch praktiziert wurde und zu einigen Vorschriften führte (insbesondere in Bezug auf Ernährung und Genussmitteln), die aus der alten Lebensreform-Welle stammten.
Die Campingplätze waren sehr verschieden. Manche haben sich sehr an diesen Vereinen orientiert (Fleischverbot auf dem ganzen Platz gab es zum Beispiel auf einem Platz in F.) und manche hatten keinerlei derartige Regeln, sondern nur die allgemeinen FKK-Anstandsregeln sowie die Festlegungen, bis wo man nackt sein durfte. Letzteres wurde damals (das war Ende der 70er und Anfang der 80er) in Südfrankreich allerdings wenig eingehalten. Viele bewegten sich textilfrei weit über die auf dem Plan eingezeichneten Grenzen hinaus.
Jugendliche in der Pubertät gab es damals mit ihren Familien sowohl in den reinen FKK-Bereichen als auch in diesen Randbereichen, in denen CO dadurch begann, dass viele den offiziellen Bereich erweitert haben, weil die Strände in den angrenzenden Bereichen deutlich weniger voll waren als im FKK-Bereich. Nach meiner Beobachtung gab es immer Jugendliche in der Pubertät, die zu Beginn etwas zögerlich mit dem Ausziehen waren und erst 10 Mal in alle Richtungen geschaut haben, ob auch keiner zusieht. Ich habe leider keine bewusste Erinnerung an das Verhalten von Jugendlichen in den Randbereichen, in denen es sich als CO mit den Textilen vermischt hat. Wenn ich die heutige Diskussion vorausgeahnt hätte, dann hätte ich damals wohl besser beobachtet
Aber ich weiß noch, dass gerade die Jugendlichen für Ballspiele etc. dorthin gegangen sind, wo es nicht so voll war, und das war außerhalb der Grenzen des offiziellen FKK-Bereichs. Und wie war es mit der Kleidung? Es war gemischt! Manche nackt, manche mit Höschen beim Spielen. Es ist schwer, im Nachhinein jetzt zu deuten, wie es bei denen mit dem Schamgefühl war. Ich denke schon, dass die Ausprägung des Schamgefühls auch einen Einfluss darauf hatte, wer sich im inoffiziellen Bereich (mit 50/50 CO) noch ausgezogen hat.
Aber man kann mit Sicherheit nichts verallgemeinern. Es war auf jeden Fall nicht so, dass sie alle damit kein Problem hatten - auch nicht in Österreich auf den Plätzen mit 100% FKK ohne angrenzenden Übergangsbereich (mit Sträucher-Hecken umgrenzt) und es war genauso nicht der Fall, dass alle ein Problem gehabt hätten. Und ich glaube auch nicht, dass sich das heute anders verteilt, sondern es ist eben einfach die Gemeinschaft der Gruppen, denen man sich angleicht. Wenn die sich wieder mehr ausziehen (der Anfang ist ja wieder zu beobachten - auch mit Gruppen junger Leute!), dann werden sie auch wieder ein anderes Verhalten an den Tag legen. Das Schamgefühl wird sich leichter kontrollieren lassen, wenn es die anderen auch tun.