Trixi hat geschrieben:Da bin ich ganz anderer Meinung. Wenn ich Trainerstunden anbiete muss ich eine Qualifikation nachweisen. Gerade durch so eine Qualifikation oder Lizenz bin ich erst in der Lage, das entsprechende Wissen (praktisch und theoretisch) weiterzugeben und auch richtig zu vermitteln.
Wenn die Technik etwas schwieriger zu lernen ist, gilt das auf jeden Fall. Während des Studiums hatte ich neben dem aktiven Renntraining in einer Universitäts-Mannschaft (inkl. Wettkampfteilnahme, auch überregional) auch die Lehrbefähigung in zwei Wintersportarten und diese auch erfolgreich genutzt, in erster Linie zur Finanzierung des Trainings (bis ich dann aus beruflichen Gründen die Gebirgsnähe verlassen habe und in Hessen gelandet bin).
Damals hat man natürlich durch die guten und zum Teil direkten Kontakte auch vieles mitbekommen. Z. B. wie die Ausbildung zur Lehrbefähigung bei den Sportlern auf oberer Nationalmannschafts-Ebene gelaufen ist. Da gab es auch Fälle, dass Spitzensportler, die international schon auf dem Siegertreppchen gestanden hatten, im ersten Anlauf der Prüfung durchgefallen sind! Das natürlich nicht in den schnellen Renn-Disziplinen, an denen manche andere Anwärter auf diese Ausbildung gescheitert sind, sondern an der äußerst langsamen Technik-Demonstration (alle Bewegungen besonders betont) für die Anfänger (das war eine von fünf verschiedenen Prüfungsdisziplinen, die man aber alle schaffen musste). Das Gespür für den schulungsmäßigen Bewegungsablauf der Anfänger geht nämlich mit zunehmender eigener Renn-Perfektion immer weiter verloren und muss dann in der Ausbildung zur ersten Stufe der Lehrbefähigung wieder eintrainiert werden. Das dürfte bei vielen komplexen Sportarten so sein, und dennoch glaube ich nicht, dass es für alle gilt. Rennradfahren hatte ich damals nur mit einem halbwegs erfolgreichen Triathlethen trainiert, und das hat gut funktioniert.
Beim Laufen im Bereich des Freizeit- und Gesundheitssports haben wir aber die Besonderheit, dass sehr gute Anatomiekenntnisse und soprtmedizinische Kenntnisse erforderlich sind und dass man in der Lage sein muss, die individuellen Besonderheiten wie Fußstellung, Hüft- und Armbewegungen zu analysieren und auch bei nicht geschwindigkeits-orientierten Freizeitläufern Änderungen bzw. Verbesserungen empfehlen zu können. Das kann z.B. sein, um ungleiche Belastungen auszugleichen, eventuell aufkommende Schmerzen in Bändern an Fuß und/oder Knie zu verhindern (z.B. häufig in der Achillessehne auftretend beim Ballenlauf). Dazu noch muss der Lauftrainer erkennen können, ob die Schuhe für den Läufer richtig gewählt sind und außerdem muss er regelmäßig den Erste-Hilfe Kurs wiederholen. Ich habe einige Trainer und auch einen Lauftreffleiter erlebt, die diese Qualifikation hatten.
Ich könnte zwar jedem die richtige Armbewegung für Nordic Walking beibringen, ich würde es mir selbst aber nach 25 Marathonläufen, über 100 Volksläufen zwischen 10 und 25 Km, einem Ultramarathon, einer 24-Stundenstaffel und über 10 absolvierten Triathlons nicht zutrauen, die oben genannten Details der Lauftechnik und Anatomischen Besonderheiten bei anderen so zu erkennen, wie es notwendig ist, um denen den individuell optimalen Laufstil beibringen zu können. Dazu gehören eben auch Grundlagen in der Sport-Orthopädie. Deshalb ist gerade der Laufsport für die Altersklassen von 30 bis 70 und mehr ein für Trainer sehr komplexes Thema.