Eben. Die Prüderie der Adenauer-Ära war ja sprichwörtlich. Allein wie man gegen Nacktheit in den Medien vorging – 3 Sekunden Hildegard Knef nackt in einem Film und die Hölle war los: Da war der Volkswartbund – siehe meinen Beitrag vom Sa 13. Nov 2021, 11:13 – der Hauptinitiator und Organisator der Proteste.Hans H. hat geschrieben:Der Gedanke war also nach wie vor verbreitet und es hätte nach 1945 schnell wieder aufwärts gehen können mit der FKK, wenn dann nicht wieder in den 50er Jahren so eine erneute Prüderie in der Adenauer-Ära verbreitet worden wäre.
In Bezug auf die Schamhaftigkeit und Sittsamkeit waren sich die Konservativen und die Nazis ja einig: Hitler hat in seiner Regierungserklärung vom 23. März 1933 die positive Rolle der bestehenden Großkirchen für die Volkserziehung betont und das deutsche Episkopat hat seinerseits die neue Regierung gelobt – Zitat:
Der Episkopat aller deutschen Diözesen hat (…) sogleich die aufrichtige und freudige Bereitschaft ausgesprochen, nach bestem Können zusammenzuarbeiten mit der jetzt waltenden Regierung, die die Förderung von christlicher Volkserziehung, die Abwehr von Gottlosigkeit und Unsittlichkeit, den Opfersinn für das Gemeinwohl und den Schutz der Rechte der Kirche als Leitstern ihres Wirkens aufgestellt hat".
Und der Katholische Akademikerverband hat sich auch beeilt und ein Telegramm an Adolf Hitler geschickt, in dem er „überzeugte Mitarbeit am Aufbau des neuen Deutschlands“ versprach.
Und warum jubelten sie so am 25. und 26. Juli 1933? Weil die SPD kurz davor verboten wurde, womit der liberale Geist der Weimarer Republik, gegen den die beiden Kirchen zuvor mit allen ihnen zu Verfügung stehenden Mitteln vorgingen, erstickt wurde und der „Förderung von christlicher Volkserziehung, die Abwehr von Gottlosigkeit und Unsittlichkeit“ standen nun alle Wege offen. Das dachten sie jedenfalls, bis am 17. März 1937 die Enzyklika „Mit brennender Sorge“ von Papst Pius XI. erschien. Aber in den 4 Anfangsjahren standen die Kirchen als Steigbügelhalter voll hinter dem 12-jährigen Hitlerregime, von einzelnen mutigen Männern des unteren Klerus mal abgesehen.
Nach dem Krieg waren die Kirchen wieder obenauf und entsprechend sah es in der Erziehung aus. Aber nicht nur die Erziehung war rückwärtsgewandt, auch die Medien wurden streng überwacht, damit sie nicht der Nacktheit und freier Sexualität das Wort redeten. Und wenn es doch ein Verlag wagte, Tacheles zu veröffentlichen, musste er postwendet widerrufen, sprich das Buch vom Markt nehmen und einstampfen – siehe diesen Bericht vom Spiegel aus dem Jahr 1972 – Zitat:
»Kampf gegen die Lust ist das Bestimmende in der Geschichte der abendländischen Christenheit.«
Und hier redet Eule immer noch von der bürgerlichen Moral, obwohl nachweislich die Moral der beiden Kirchen die bestimmende war.