Das geht schon seit einigen Jahren so, meist nach Umbaumaßnahmen wird irgendwie eine wahrnehmbare Beleuchtung "vergessen". Ich kenne das vom Atlantis Ulm, das nach "Holzhütten-/Bergdorf"-Optik nun auf asiatisch-düster mit indirektem Licht eingerichtet ist. In den Schwabenquellen wurden (schon vor vielen Jahren) offene Lampenschirme aus Holzstreifen durch massive Bretter mit wenigen Punktlöchlein ersetzt, während die Glühbirnen auf gefühlt ein Zehntel der Leistung herabgesetzt wurden. Die neue Panoramasauna im Fildorado hat praktisch gar keine Beleuchtung, eine weitere Sauna ebenso. In Wildbad setzt man auf 0,5W-LED-Beleuchtung in fast allen Kabinen. Gibt sogar eine Kabine mit einem automatischen Wasserrad für die Aufgüsse, das man leider im Dunkeln nicht sehen kann.
Besonders die Biosaunen mit ihren gefühlten 1000W-Neon-Lichtorgeln sind seit 5 oder 10 Jahren überall verschwunden. Sowohl im Miramar wie auch im Palm Beach werkelt da höchstens noch eine Handvoll eingefangener Glühwürmchen.
Ich vermute ja, es ist dieselbe Seite der gleichen Medaille (oder so ähnlich) wie die FKK-Verbote: Man will wohl verhindern, daß sich prüde Leute unangenehmen Blicken ausgesetzt fühlen, oder daß sich böse Menschen versammeln, die andere Menschen anschauen. Denn an den Kosten des Beleuchtungsstroms wirds doch trotz aller Sparmaßnahmen eher nicht liegen? Kann natürlich auch sein, daß der Innenarchitekt LED empfiehlt und dabei den VW-mäßigen Leistungsangaben der Hersteller auf den Leim geht (so in der Richtung "100W Licht aus 1W Strom"), und die Düsternis des schicken LED-Streifens hinter der Rückenlehne erst nach Inbetriebnahme auffällt.
Ich finds schade, weil mittlerweile die Abwechslung fehlt. Eine Panoramasauna darf oder soll ja meinetwegen dunkel sein, damit man nach draußen sehen kann. Ebenso wie eine Erdsauna mit Kaminfeuer einen düster-höhlenartigen Effekt haben darf. Aber oft sind es üppig themenmäßig eingerichtete Saunen, wie ein Holzblockhaus, was orientalisch gekacheltes, oder burgähnlich mit gemauertem Steinofen und schwerem Bronzekessel, die im Winter ab 16 Uhr in der Düsternis verschwinden. Das Auge schwitzt mit, und ich möchte auch mal was betrachten. Nicht nur den nackten Sumoringer oder das blonde Topmodel gegenüber, sondern auch gern eine alte Holzstruktur, Ornamente oder einen Cäsarkopf in Marmor. Oder ich verreibe selbstverliebt den Schweiß auf meinem Astralleib und ergötze mich an den glänzend straffen Haut.
Vielleicht werden ja meine Augen schlechter oder es ist mein persönlicher Geschmack, daß ich es als unangenehm empfinde, ständig in Gegenlicht zu blicken: Überall Schattenrisse von Sitzbänken und Schwitzgegnern, den Fuß setzt man auf schwarzes Gebiet, wo zum Glück nur selten Bananenschalen und Glasscherben liegen, aber vielleich doch mal ein Badeschlappen.
Dabei nützt die Düsternis dem von mir gemutmaßtem Zweck doch kaum: Gefühlt sämtliche Frauen unter 50 sitzen eingewickelt von den Achseln bis zu den Knöcheln in einem Badetuch, darunter of noch Badekleidung versteckt (ist mir mittlerweile in mehreren Bädern so begegnet, wo sie sich dann gegenseitig noch vor herausschauenden Trägern und nahendem Personal warnen). Aber auch die Männer unter 30 stehen den Damen an Prüderie in nichts nach und sitzen immer öfter ebenso eingewickelt da. Füße jeweils auf dem blanken Holz. Oder nach (praktisch nie vorkommenen) Ermahnungen des Personals dann halt auf der untersten Bank. Bei Textilerlaubnis in den Schwabenquellen tragen die Mädels Badeanzug mit breiten Rüschenbändern auf Höhe von sonst als "Figur" wahrzunehmenden Körperrundungen und die Jungs Bermuda-"Shorts" vom Bauchnabel bis Unterkante Schienbein. Unbekleidete und ausgewickelte Menschen wickeln sich bereits beim Aufstehen wieder ein. Für die drei Schritte vom Ablegen des Bademantels an der Tür bis zum Betreten der Saunakabine und die weiteren 4 Schritte im Innenraum haben sie sich zuvor ja ebenfalls nochmal eingewickelt. Fehlen nur noch Badetücher mit ägyptischen Hieroglyphen und Tut-Ench-Amuns goldener Ziegenbart, um das Bild komplett zu machen.
Vielleicht liegts ja auch an der Generation Disco, die Nebel und Finsternis von ihren Freizeitaktivitäten gewöhnt ist?
