von Mandragora » Di 22. Sep 2015, 23:07
Nun ist unser Urlaub in der ersten zwei Septemberwochen in Castillon de Provence leider schon wieder vorbei und ich möchte gerne meine Eindrücke schildern.
Die Fahrt dorthin war etwas anstrengend, knapp 1200 km und die letzten 250 davon nur über Bergstraßen.
Die Zufahrtsstraße zum Platz habe ich mir, nachdem was ich vorher darüber gelesen hatte, schlimmer vorgestellt.
Bis kurz hinter La Baume ist die Straße noch relativ normal, aber eng.
Bei Gegenverkehr muss man sich einig werden.
Dann kommt die eigentliche Straße zum Platz, die ist noch schmaler, sehr kurvig aber in einem guten Zustand.
Für Gespanne und Wohnmobile ist die Zufahrt aus gutem Grund zeitlich geregelt.
An der Rezeption wurden wir freundlich empfangen, bekamen sofort etwas zu trinken angeboten und ein kleines „Cadeautje“ in Form einer elektronischen Kerze, die man aus- und wieder anblasen kann. Ein netter kleiner Schnickschnack.
Man nahm sich Zeit, uns alles zu erklären.
Das Chalet, das wir gemietet hatten (Modell St. Tropez), war in einem sehr guten und sauberen Zustand.
Überhaupt machte der gesamte Platz einen sehr gepflegten Eindruck.
Wir hatten von unserer Terrasse aus einen schönen Blick auf die umliegenden Berge.
Es gibt einen kleinen Laden für das Nötigste, der aber außerhalb der Saison stark eingeschränkte Öffnungszeiten hat.
Wie es sich gehört, kann man dort nackt einkaufen. Die Preise sind natürlich etwas höher als im Supermarkt, es hält sich aber in Grenzen.
Für größere Einkäufe geht man aber besser in den Supermarkt kurz vor Castellane, dort bekommt man alles.
Was mich dort aber sehr befremdet hat, war, dass die Verkäuferin an der Fleischtheke alles mit den bloßen Händen angefasst hat, selbst das Gehackte hat sie so aus der Häckselmaschine herausgeholt.
Ich fand das etwas eklig.
Man kann auch auf dem Platz im Restaurant gut essen, es gibt aber immer nur ein Gericht bzw. Menü und man muss sich am Tag vorher dafür anmelden.
Brot, Croissants etc. kann man für den nächsten Tag bestellen und morgens am Laden abholen.
Was gewöhnungsbedürftig ist: Der Platz ist eine niederländische Enklave.
Mir machte das nichts aus, da ich ganz gut niederländisch sprechen kann, meine Freundin aber hätte gerne etwas mehr französisch gesprochen, das war da aber kaum gefragt.
Das liegt vor allem daran, dass die Betreiber Niederländer sind (bzw. der Betreiber, Justus ist jetzt alleine dort nachdem Annemiek es vorgezogen hat, sich mit dem Barmann einzulassen mit dem sie jetzt einen Textilcampingplatz ganz in der Nähe betreibt).
Deutsche gibt es dort kaum.
Aber dann ist da ja auch noch der See.
Es befindet sich dort ein kleiner aber gemütlicher Naturistenstrand.
Etwa zwei Kilometer Fußweg sind es bis dorthin (können nackt erwandert werden) und die haben es in sich.
Vor allem der Rückweg zieht sich, es geht fast die gesamte Zeit steil bergauf.
Da wir nur die ersten Tage Badewetter hatten, sind wir dort auch nur einmal hingegangen.
Der See ist aber sehr schön, türkisfarbenes Wasser zwischen hohen Bergen.
Man kann auf dem Platz kostenlos Kanus mieten (die liegen schon am See, man muss die also nicht mit herunterschleppen), da wir aber ein eigenes dabei hatten haben wir darauf verzichtet.
Überhaupt kann man auf diesem Teil des Sees nicht viel Bootfahren, da dann ein großes Sperrgebiet kommt wo irgendwelche Forschungen betrieben werden. Natürlich mal wieder militärisch.
Dahinter kann man aber kilometerweit fahren. Bei St. Julien kann man prima das Boot zu Wasser lassen und dann stundenlange Touren unternehmen.
Sehr zu empfehlen für eine Kanutour ist auch der Lac de Chaudanne.
Der kommt direkt hinter dem Lac de Castillon und ist deutlich kleiner.
Allerdings ist dort kaum etwas los und man hat den See meist für sich alleine.
Es lohnt sich, dort zu paddeln und es gibt auch einige schöne Badestellen die man von Land aus nur mühselig erreichen kann.
Interessant ist die Sekte der „Aumisten“ die sich in der Nachbarschaft des Campingplatzes befindet.
Die haben dort so ein religiöses Disneyland erbaut, mit riesigen Christus-, Buddha- und sonstigen Statuen und Gebäuden. Sie nennen das eine heilige Stadt.
Sonntagnachmittags kann man Führungen mitmachen, allerdings ist fotografieren leider nicht erlaubt.
Ansonsten gibt es dort noch ein Citroënmuseum mit jeder Menge DSsen und ein Résistancemuseum, mit dem ich aber wegen meiner kaum vorhandenen Französischkenntnisse nicht viel anfangen konnte.
Die Eisenbahn von Digne-les-Bains nach Nizza ist auch zu empfehlen, man sollte mal ein Stück mitfahren.
Wir sind nur bis Entrevaux mitgefahren, einer sehr sehenswerten Festungsstadt die sich an einem Fluss namens Var befindet.
Und dann natürlich die Gorges du Verdon mit ihren atemberaubenden Aussichten, die knapp hinter Castellane beginnen.
Die kann man mit dem Auto erkunden, aber auch zu Fuß (am besten beides). Zu empfehlen sind die sogenannten Samson Tunnel. Man benötigt dort aber unbedingt eine gute Taschenlampe.
Alles in allem war es ein schöner Urlaub, aber wir hatten schon schönere.
Es war erst das zweite Mal, dass wir auf solch einem Platz ein Haus gemietet hatten, und deswegen habe ich keine weiteren Vergleichsmöglichkeiten, aber der vom letzten Jahr, in der Domaine de la Sablière, gefiel mir deutlich besser.
Castillon de Provence ist halt einfach nur ein großer Platz mit mehreren Wiesen mit Stellplätzen und Häusern.
Domaine de la Sablière ist eine Art Dorf mit vielen Straßen und Wegen, ich fand es dort viel interessanter und abwechslungsreicher.
Aber das ist Geschmackssache.
In Castillon de Provence ist es dagegen deutlich familiärer und geselliger und wer sich das wünscht, ist dort gut beraten.
Da sich der Platz auf ca. 1000 Metern Höhe befindet, wird es in der Nachsaison abends schon mal empfindlich kalt. Nach 19:00 Uhr sank die Nacktenquote langsam gegen Null.
Auch tagsüber war es nicht allzu warm, in der zweiten Woche höchstens 20°C und wenn der Wind dazu pfiff, war es auch nicht viel mit nackt sein.
Zwischen Castellane im Tal und dem Campingplatz waren es öfters drei Grad Temperaturunterschied oder mehr.
Was mir auch nicht gefiel, war, dass der Platz etwas arg abgelegen ist. Mit der Zeit wird es lästig, immer die zehn Kilometer Bergstraße hin und her zu fahren.
Es war schön dort, aber ein zweites Mal muss nicht sein.