Aria hat geschrieben:Kapitalismuskritik, okay, aber was sollte stattdessen her? Darauf hast du seit Jahren keine Antwort, denn China, das du anscheinend bewunderst, kann für uns kein Vorbild sein –...
Natürlich kann China kein Vorbild sein. Nur "bewundern" tue ich die Chinesen nicht wegen ihrer Gesellschaftsordnung, sondern was sie trotzdem geschafft haben. Die haben Wachstumsraten wovon wir träumen und dann muss man auch mal sehen, was die technologisch aufgeholt haben. Ich war vor zwei Jahren mal bei so einem Bauingenieurtag, da haben Brückenbauer davon berichtet wie sie in Indien (also in etwa eine Demokratie) eine Brücke bauen wollten und die wichtigsten Teile aber aus China geholt haben, weil die Inder technologisch dazu nicht in der Lage waren. Speziell ging es um die Stahlgüten.
Und wenn man sich die Skyline von Shangai so anschaut, dann klappt einem der Unterkiefer runter. Ich wäre ja beinahe mal hingefahren.
Das diese technologischen Leistungen trotz dem Einparteiensystem gelungen sind, das ist schon erstaunlich und sicherlich auch in der Mentalität der Chinesen begründet. Freilich darf man dabei auch nicht unterschlagen wie gnadenlos teilweise vorgegangen wurde.
Klug ist es jetzt jedoch gründlich und ohne Scheuklappen zu analysieren, warum den Chinesen solch ein wirtschaftlicher Aufschwung gelungen ist, den Deutschen in Ostdeutschland jedoch nicht. Und zwar nicht um das System zu verändern, sondern um unser System zu erhalten. Und mit System meine ich die Demokratie und die soziale Marktwirtschaft. Wenn der Kapitalismus als Wirtschaftssystem der Demokratie nützt, dann ist es ja gut, aber momentan sieht es eher danach aus, das er dem chinesischen Einparteiensystem nutzt.
Das ist doch ein totaler Wandel (guckst Du -> Threadthema!), das ein kommunistisches politisches System durch ein kapitalistisches Wirtschaftssystem stark wird. So was hat es doch noch nie gegeben. Immer haben die Kommunisten bei der Arbeitsproduktivität nur so vor sich hin gedümpelt und nun "Überraschung" sind die Kommunisten im Wachstum und kaufen inflationär deutsche Luxusschlitten. Wer hätte das gedacht. Die Chinesen können stolz sein.
Was nun die Alternative sein kann, darauf habe ich tatsächlich keine Antwort. Und in den Qualitätsmedien lese ich auch nichts darüber. Nun gut, in der Welt am Sonntag habe ich ein paar gute Artikel gelesen, z.B. über Frau Merkel, aber die ist ja nun Geschichte.
Aber auch andere Qualitätsjournalisten haben mehr Fragen als Antworten. Z.B hat Henryk M. Broder in der letzten Welt am Sonntag (also in der Beilage) gefragt:
Wieviel Lastenfahrräder braucht man, um einen 20-Tonner von Edeka zu ersetzen?
Ja, auch darauf habe ich keine Antwort. So ist das. Da braucht es Eliten, aber wo sollen die herkommen, wenn alle nur Sozialwissenschaften studieren?