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Dokumente des Gesellschaftlichen Wandels II

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Re: Dokumente des Gesellschaftlichen Wandels II

Beitrag von Bummler » Mi 15. Dez 2021, 12:29

Aria hat geschrieben:Wer in Zeiten einer Inflation in Höhe von 4 % Barvermögen hortet, statt Schulden zu machen, ist selbst schuld: ...


Dem möchte ich ein wenig widersprechen. Auch aus aktuellem Anlass, wir feiern ja ca. 100 Jahre Inflation, also die von 1920...
Und da gibt es schon ein paar Parallelen:
Schon 1920 war die Inflation in Deutschland höchst unappetitlich. 1922/23 wurde sie dann dauerhaft hyperinflationär, lag also Monat für Monat bei mehr als 50 Prozent und wenig später im zigstelligen Prozentbereich, der einem Wirbelsturm in Geldbeuteln und Köpfen gleichkam. Anfangs nahm das niemand so recht ernst. Die Preise würden bald wieder fallen, so die vorherrschende Meinung in den Zeitungen, in der Politik, im Volk. Die amtierenden Notenbanker galten schließlich als stockkonservativ-weise Sachverständige, als die besten Ökonomen ihrer Zeit und Zunft, die wüssten, was sie taten. Die „Währungshüter“, allen voran Rudolf Havenstein, Präsident der Reichsbank, hielten das Drucken von frischem Geld für weise. Als das nicht reichte, druckten sie mehr. Und dann noch mehr.

https://www.businessinsider.de/wirtscha ... u-rufen-b/

"Selbst schuld" ist man also dann, wenn man nicht auf die Zuständigkeit und den Sachverstand der Politik und der Ökonomen hört. Nun ja, das ist wohl ein allgemeines Modell für Schrägdenker. Der Otto Normalbürger, der tagtäglich seine Zeitung liest und alle paar Jahre zur Wahl latscht, ist der Dumme. Wieder einmal.

Im übrigen gibt es da noch einen Artikel im Grundgesetz:
Art. 14 GG lautet seit Inkrafttreten des Grundgesetzes am 23. Mai 1949 wie folgt:[1]

(1) Das Eigentum und das Erbrecht werden gewährleistet. ....
....

(3) Eine Enteignung ist nur zum Wohle der Allgemeinheit zulässig. ....



Aber das kann man ja auslegen. Wenn die Inflation und die Negativzinsen gut für die Allgemeinheit sind, dann sind natürlich Investitionen in irgend etwas anderes schlecht und zumindest egoistisch.
Und das will ich ja überhaupt nicht,
also sein.
:mrgreen:

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Re: Dokumente des Gesellschaftlichen Wandels II

Beitrag von Aria » Mi 15. Dez 2021, 13:36

Was ich sagen wollte und du, Bummler, offenbar nicht verstanden hast: Bei einer Inflation werden Barvermögen und Schulden kleiner. Das weiß eigentlich jeder. An deiner Stelle würde ich für die 40.000 Euro, die du zu viel auf dem Konto hast, ein Stück Land kaufen, das vielleicht in 20-30 Jahren Bauland wird. Auch landwirtschaftlich genutzter Grund könnte interessant sein: Wenn er zwangsversteigert wird, kann man mit wenig Geld viel Land erwerben. Gut, davon wirst du zwar kaum profitieren, aber deine Kinder schon. So geht das Erben. Im Kapitalismus wie Sozialismus.

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Re: Dokumente des Gesellschaftlichen Wandels II

Beitrag von ynda » Mi 15. Dez 2021, 13:46

Aria hat geschrieben: An deiner Stelle würde ich für die 40.000 Euro, die du zu viel auf dem Konto hast, ein Stück Land kaufen, das vielleicht in 20-30 Jahren Bauland wird. Auch landwirtschaftlich genutzter Grund könnte interessant sein: Wenn er zwangsversteigert wird, kann man mit wenig Geld viel Land erwerben. Gut, davon wirst du zwar kaum profitieren, aber deine Kinder schon. So geht das Erben. Im Kapitalismus wie Sozialismus.

Interessant für jüngere Menschen, also zumindest unter ca 40. Aber was ist mit denen, die in Rente sind, deren
Rente eher klein ist und die mit dem "Ersparten" monatlich Ihre Rente 'aufhübschen' wollen um das Leben wenigstens
etwas zu genießen? So etwa nach dem Motto:
"Schmeiß die Erben aus dem Nest, wir verpulvern selbst den Rest"
:?:

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Re: Dokumente des Gesellschaftlichen Wandels II

Beitrag von Bummler » Do 16. Dez 2021, 14:55

Aria hat geschrieben:An deiner Stelle würde ich für die 40.000 Euro, die du zu viel auf dem Konto hast, ein Stück Land kaufen, das vielleicht in 20-30 Jahren Bauland wird.


Ja, schöne Idee, nur läuft das bei uns gerade anders herum. Aus einer ehemaligen Militärfläche (Russen-Tanklager) ist jetzt ein "Klimawald" geworden, was noch an landwirtschaftlichen Flächen da ist, wird Überschwemmungsgebiet und der Rest steht unter Naturschutz -> Biosphärenreservat. Hier wird nichts Bauland.

Was ich sagen wollte und du, Bummler, offenbar nicht verstanden hast: Bei einer Inflation werden Barvermögen und Schulden kleiner.


Ja schon klar. Nur werde ich mit 66 keine Schulden mehr machen und mein Problem ist ja eigentlich auch nicht die Inflation, sondern die Verwahrgebühr. Geplant war das anders, Vorsorge usw. Und du musst zugeben, dass es so etwas wie eine Verwahrgebühr bei den Banken noch NIE gegeben hat. Die haben nämlich üblicherweise, mit meinem Geld "gearbeitet".
Jedenfalls war das früher so.

-> Guckst du Threadthema "Gesellschaftlicher Wandel"!

Warum die nun nicht mehr mit meinem Geld "arbeiten" und ich das selbst tun muss (Aktien, ETF etc.) verstehe ich nicht. Denn die sind doch eigentlich die Profis und nicht ich.

Aber ich werde diese Welt sowieso nicht verstehen, das ist alles viel zu komplex. Da ist Statik dagegen richtig einfach.

 
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Re: Dokumente des Gesellschaftlichen Wandels II

Beitrag von riedfritz » Do 16. Dez 2021, 19:36

Und du musst zugeben, dass es so etwas wie eine Verwahrgebühr bei den Banken noch NIE gegeben hat.
Da merkt man halt manchmal doch den Unterschied zwischen Wessi und Ossi. Ist nicht bös gemeint, wir haben halt einen Großteil in Landesteilen mit unterschiedlicher Ordnung leben müssen!
In den 1970-Jahren gab es so etwas in der Schweiz, da mußten Ausländer Negativzinsen für ihre in der Schweiz verwahrten Vermögen bezahlen. Dies diente dazu, den Zustrom von Geld aus dem Ausland und die damit verbundene Inflation zu reduzieren.
Das Problem war, daß man das (Schwarz-)geld nicht so einfach wieder nach Deutschland zurücktransferieren konnte, also hat man zähneknirschend bezahlt.

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Re: Dokumente des Gesellschaftlichen Wandels II

Beitrag von Aria » Do 16. Dez 2021, 22:56

Bummler hat geschrieben:Hier wird nichts Bauland.
Selbst wenn eine landwirtschaftliche Fläche keine Chance hat, Bauerwartungsland zu werden, lohnt sich der Kauf – mit 50 % Eigenkapital und 50% Kredit. Das Land wird verpachtet, die Schuldzinsen abgeschrieben, was Einkommensteuer mindert – da ist für einen Rentner mit festem Einkommen null Risiko dabei. Aber das muss man jetzt machen, denn die Zinsen werden steigen: Großbritannien hat sie schon erhöht, die USA wollen sie nächstes Jahr 3 mal erhöhen und EZB wird folgen müssen.

Jetzt aber was anderes:

Bild

Es gibt einen neuen Spielfilm über Monte Verità – den „fortschrittlichen Flecken auf Erden“. Hier gibt’s Trailer und ein paar Daten zum Film: https://www.kino-zeit.de/film-kritiken- ... iheit-2021 Auf der Web-Seite gibt es auch eine Liste der Kinos in Deutschland, in denen der Film gezeigt wird.

Weitere Informationen zum Film auch in Wikipedia.

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Re: Dokumente des Gesellschaftlichen Wandels II

Beitrag von Bummler » Mi 19. Jan 2022, 10:54

"Mehr Emotion, weniger Ratio" ist der Titel eines Artikels vom Wissenschaftsredakteur Norbert Lossau in der Welt am Sonntag vom 16. Januar 2022.

Ich zitiere:
...
Forscher der niederländischen Universität Wageningen und der Indiana University haben nun nachgewiesen, dass die gesellschaftliche Verschiebung von der Rationalität hin zur Emotionalität bereits in den 1980er-Jahren begann und kein neuer Trend ist.
Die Forscher analysierten Artikel in der "New York Times" und Buchtexte, die seit 1850 erschienen sind - sowohl Belletristik als auch Sachbücher.
...
Ergebnis: Von 1850 bis 1980 stieg der "rationale Anteil" in der Zeitung und in den Büchern beständig. Dann gab es eine Trendumkehr, und das Emotionale gewann mehr und mehr an Bedeutung. Diese Entwicklung verstärkte sich ab 2007.
...


Tja leider wurde nicht veröffentlicht, wieso sich 1980 der Trend von der Rationalität umkehrte.
Aber es ist ein dokumentierter gesellschaftlicher Wandel!

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Re: Dokumente des Gesellschaftlichen Wandels II

Beitrag von Aria » Sa 22. Jan 2022, 15:33

Bummler hat geschrieben:
Ergebnis: Von 1850 bis 1980 stieg der "rationale Anteil" in der Zeitung und in den Büchern beständig. Dann gab es eine Trendumkehr, und das Emotionale gewann mehr und mehr an Bedeutung. Diese Entwicklung verstärkte sich ab 2007.
...
Tja leider wurde nicht veröffentlicht, wieso sich 1980 der Trend von der Rationalität umkehrte.
Aber es ist ein dokumentierter gesellschaftlicher Wandel!
Ja, und dieser Trend weg von der Rationalität würde auch erklären, warum sich in der gleichen Zeit auch das Ja zur FKK, gegen die es keine rationale Gründe geben kann, zu einem Vielleicht und einem Nein wandelte.

Warum dieser Wandel stattfindet, werden wir sicher noch herausfinden. Ich meine, ein solcher umgekehrte Weg, also von Rationalität zu Emotionalität, fand schon einmal statt: Von der Aufklärung zu Romantik und Biedermeier, in dem die Leute von lauter Gefühlsduselei kaum noch in der Lage waren, die Fakten zu benennen, geschweige sie anzuerkennen. Typisches Beispiel ist die Zensur der Bibel, die für Frauen und Kinder von allen „anstößigen“ Stellen befreit wurde.

Auch Darwin hielt seine Erkenntnisse über die Entstehung der Arten über 15 Jahre unter Verschluss, weil er meinte, die Zeit sei noch nicht reif für eine solche revolutionäre Erklärung des Lebens. Und die wütenden Reaktionen auf sein Buch gaben ihm recht: Es dauerte 100 Jahre, bis auch die letzten Reaktionäre, die vornehmlich bei den Kirchen angesiedelt waren, die Evolution als gültig anerkannten – manche, wie z.B. die protestantischen Evangelikalen, erkennen sie bis heute nicht an; und gerade sie haben in letzter Zeit enormen Zulauf, was einhergeht mit dem jetzt wissenschaftlich festgestellten Trend weg von der Rationalität.

Man beobachte auf allen Ebenen der Kommunikation, dass die Leute kaum mehr was von nachweisbaren Fakten wissen wollen, sondern lieber von gefühlten Wahrheiten sprechen. So auch in diesem Forum.

 
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Re: Dokumente des Gesellschaftlichen Wandels II

Beitrag von Tim007 » Sa 22. Jan 2022, 21:21

:lol: :lol: :lol:
Aria, Aria, Aria. Es gibt kein Thema, das Du nicht für Deine Psychose missbrauchst.

Der einzig interessante Satz ist der erste, der allerdings gleich Fragen aufwirft:

Ja, und dieser Trend weg von der Rationalität würde auch erklären, warum sich in der gleichen Zeit auch das Ja zur FKK, gegen die es keine rationale Gründe geben kann, zu einem Vielleicht und einem Nein wandelte.


Gerade "FKK" ist emotional besetzt. Seltsam daher die weinerliche Kritik, die Ratio habe letztlich der Romantik Platz machen müssen. Ein Hauptthema der Romantik ist die Zuwendung zur Natur. Der Aufschwung der Freikörperkultur stand im Zusammenhang mit dem Hin zur Natur. Und jetzt soll das ein Argument für das Gegenteil sein?

Alles, wie es gerade passt.

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Re: Dokumente des Gesellschaftlichen Wandels II

Beitrag von Aria » Sa 22. Jan 2022, 23:07

Tim007 hat geschrieben:Es gibt kein Thema, das Du nicht für Deine Psychose missbrauchst.
Immer dann, wenn ich harte Fakten nenne, wirst du persönlich. Weil du in Ermangelung von Gegenargumenten wohl keinen anderen Weg siehst, die katholische und protestantische Kirchen zu verteidigen, als eben mit argumentum ad hominem. Ich an deiner Stelle würde bei solchen Gelegenheiten schweigen – einfach um Peinlichkeiten wie diese zu vermeiden.

Tim007 hat geschrieben:
Aria hat geschrieben:Ja, und dieser Trend weg von der Rationalität würde auch erklären, warum sich in der gleichen Zeit auch das Ja zur FKK, gegen die es keine rationale Gründe geben kann, zu einem Vielleicht und einem Nein wandelte.
Gerade "FKK" ist emotional besetzt. Seltsam daher die weinerliche Kritik, die Ratio habe letztlich der Romantik Platz machen müssen. Ein Hauptthema der Romantik ist die Zuwendung zur Natur. Der Aufschwung der Freikörperkultur stand im Zusammenhang mit dem Hin zur Natur. Und jetzt soll das ein Argument für das Gegenteil sein?
Ja, in der Romantik war die Zuwendung zur Natur ein Thema. Das war aber eher eine Verklärung der Natur. In der Romantik wurde alles Nichtschöne unterdrückt und wegzensiert. Selbst die Brüder Grimm mussten auf Druck des Publikums Märchen ändern: Während 1812 in der ersten Ausgabe von Hänsel und Gretel die Mutter ihre beiden Kinder in den Wald schickte, musste ab der Ausgabe aus dem Jahr 1840 das eine Stiefmutter tun.

Man flüchtete sich damals in Fantasiewelten der Märchen und der Ritterromane – und heute auch. Nur heißen sie heute nicht mehr Märchen, sondern werden unter dem Begriff Fantasy subsummiert. Aber die Inhalte sind die gleichen: In der Regel ist das wie in der Romantik das mystische Mittelalter – oder eine Welt, die dem ähnlich ist –, bevölkert von Helden, die mit Schwertern! kämpfen, Prinzessinnen und Fantasiewesen, die Übernatürliches leisten können; Harry Potter ist nicht zufällig Ende der 1990er Jahre zum Bestseller geworden.

Damit kann der Leser aus einer Welt fliehen, die er nicht mehr versteht, was, o Wunder, auch in der Romantik geschah – wegen der damals beginnenden Industrialisierung und der damit verbundenen Auflösung der alten arbeits- und sozialen Strukturen.

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