Später folgte ein Zitat aus der Zeitschrift Licht-Land vom Januar 1931 mit folgendem Inhalt:Eine neue Kindersendung im niederländischen Fernsehen hat schon vor der ersten Ausstrahlung Proteste ausgelöst. "Gewonn.Bloot." (Einfach.Nackt.) ist der Titel des Programms. Darin sollen Kinder Erwachsenen Fragen stellen über deren Körper. Das Besondere: Die Erwachsenen sind splitternackt. In Den Haag überreichen Kritiker eine Petition an Abgeordnete gegen das Programm. Sie wurde von etwa 100.000 Niederländern unterzeichnet. Gegner gibt es vor allem unter konservativen Christen, orthodoxen Muslimen, rechtspopulistischen Parteien sowie deren Anhängern. Die "Unschuld der Kinder" müsse geschützt werden, erklärten die Initiatoren der Petition. Sie befürchten, dass die Konfrontation mit nackten Erwachsenen sexuellen Missbrauch Vorschub leisten könne. "Gewonn.Bloot." wurde gemeinsam mit einem Studienzentrum für Sexualität entwickelt.
Dann meine Fragen:Eine unschätzbare Lösung des Erziehungsproblems finden die Eltern in der Freikörperkultur. Hier wächst das Kind heran, gewöhnt an seine Nacktheit, und die der Eltern und Geschwister. Es wird der Unterschiede zeitiger gewahr, die zwischen dem Körperbau der Geschlechter bestehen, aber nimmt sie als etwas Natürliches hin. Die Fantasie kann nicht mehr hinter verhüllenden Kleidern suchen. So gibt es ein neues, freies, gesundes und starkes Geschlecht.
Wir haben jetzt hier die zwei entgegenstehenden Positionen und Begründungen zur Frage der Geschlechtlichkeit und der gesunden Entwicklung hierzu. Welche von diesen beiden Positionen ist die richtige Position? Oder sind beide Positionen unzutreffend? Wenn es so ist, warum?
Die erste Aussage wurde allgemein als nichtzutreffend erkannt. Die zweite Frage wurde nur von CL mit einer kleinen Ausnahme als zutreffend beschrieben. Kein Beitrag ist jedoch auf das verbindende Element dieser beiden gegensätzlichen Positionen eingegangen. Dieses verwunderte mich, da wir bezüglich dieses verbindende Element hier eine sehr lebhafte Debatte führten. Auch hat sich keiner die Mühe gemacht, zu überlegen, wieso ich diese beiden Positionen als falsch, also unzutreffend, ansehen könnte.
Bei der ersten Position ist es völlig unerheblich, wer diese Petition gestartet hat und wer diese unterschrieb. Wichtig ist hier nur die Grundaussage, die sich in dieser Petition verbirgt. Die Grundaussage der Petitenden lautet: Wenn Kinder den unbekleideten Körper erwachsener Personen sehen, verlieren sie ihre „kindliche Unschuld“, würden somit der Sexualität zugeführt bzw. ausgesetzt. Dieses wurde einheitlich von allen Usern abgelehnt. CL berichtete hier über ihre persönliche Erfahrung und belegte diese Ablehnung damit. Nur durch Verhindern des Sehens der Genitalien der erwachsenen Menschen könne kein Schutzschild gegen den sexuellen Missbrauch gegen Kinder aufgebaut werden. Vielmehr müsse hier eine kindgerechte Aufklärung erfolgen, damit die Kinder besser geschützt sind.
So wie dieses völlig korrekt ist, so ist dieses doch nur die halbe Wahrheit. Denn es wird hier bislang nur die Sexualität der Erwachsenen gesehen. Außen vor bleibt die kindliche Sexualität. Ich habe den wesentlichen Unterschied zwischen der Sexualität eines Kindes und der eines erwachsenen Menschen dargestellt. Ich habe gesagt, die kindliche Sexualität ist auf das Ich ausgerichtet, die erwachsene auf das Du. Gleichzeitig habe ich gesagt, dass die Sexualität stets zielgerichtet ist. Aber dieser Hinweis wurde nicht beachtet.
Sehen wir uns die zweite Position aus der organisierten FKK an. Dort wird gesagt, dass die Kinder über den Körperbau gut Bescheid wüssten, weil sie die unterschiedlichen Körper unbekleidet sehe und somit den Unterschied der Geschlechter erkenne. Hier treten zwei Fehler zugleich auf. Kleine Kinder sehen zwar den Menschen, nehmen aber seine Genitalien nicht wahr. Das Sehen und somit das Wahrnehmen der geschlechtlichen Unterschiede erfolgt erst später und dann mit der Frage, "Wo komme ich her?" verbunden. Und ab hier setzt die kindgemäße Aufklärung ein. Zweitens wir hier ebenfalls die kindliche Sexualität nicht beachtet, sondern nur die der Erwachsenen. Eine kindgemäße Aufklärung hat nicht zur Folge, dass die kindliche Sexualität mit ihrer Ausrichtung auf das Ich sein Ende findet.
Der gemeinsame Fehler beider Positionen besteht darin, dass die kindliche Sexualität völlig ignoriert, alles aus der Sicht der Erwachsenen beurteilt wird. Das Kind ist ab dem 1. Trotzalter kein Wesen ohne Sexualität und es kann auch nicht durch das Sehen der geschlechtlichen Unterschiede zu einer Sexualität im Sinne der Sexualität der Erwachsenen hingeführt werden. Die Sorge der Petitenden und die Meinung der organisierten FKK’ler ist unzutreffend und falsch, denn sie gehen von einer falschen Grundeinstellung aus.
Fragen wir uns doch einmal, welcher Schaden wird durch den sexuellen Missbrauch eines Kindes bei diesem ausgelöst? Ich meine jetzt nicht die eventuell auftretenden körperlichen Verletzungen. Auch wenn für viele Menschen dieses fürchterlich erscheint, diese fallen in der Tat nicht so sehr ins Gewicht. Ja wirklich, so schlimm dieses auch ist, der Schaden liegt an einer anderen Stelle.
Die kindliche Sexualität ist auf das Ich ausgerichtet. Dieses ist jetzt nicht mit der Masturbation gleichzusetzen. Denn bei der Masturbation besteht die Zielrichtung auf ein imaginäres Du, welches real nicht zugegen ist. Die kindliche sexuelle Zielrichtung auf das Ich bezieht sich auf das verstärkte Wahrnehmen des eigenen Körpers, des eigenen So-Seins und zwar als ein Ganzes. Hier geht es also um das Lernen und Erfahren der eigenen körperlichen Autonomie. Beim sexuellen Kindesmissbrauch erfolgt ein Einbruch und dadurch die Zerstörung der eigenen körperlichen Autonomie. Und wir wissen, dass nur eine gesunde körperliche Autonomie zu einem gesunden Selbstbewusstsein führt.
Die kindliche körperliche Autonomie wird weder geschützt durch das Verbergen der Körper erwachsener Menschen noch durch das offen zeigen der Körper erwachsener Menschen. Die Kinder werden nur durch den Aufbau eines vertrauensvollen Verhältnisses der Erwachsenen dem Kind gegenüber und über das Respektieren der kindlichen Sexualität und der körperlichen Autonomie des Kindes weitgehend geschützt. Beide Positionen hatten dieses nicht im Blick und sind daher als falsch und unzutreffend zu bezeichnen.