Mensch und Umwelt

[Tim007]

Grds. sehe ich das genauso: eine freie Presse ist unverzichtbar.

Weniger euphorisch bin ich hinsichtlich dessen, was die Wirtschaftskriminalität anbelangt. Bei Großkonzernen und überregionaler Presse mag das sein, s. Abgasskandal. Aber sonst? Zumindest in der hiesigen Lokalzeitung habe ich noch nie gelesen, dass etwa Bäcker x einen Pakistani "schwarz" beschäftigt hat.

[Aria]

Zumindest in der hiesigen Lokalzeitung habe ich noch nie gelesen, dass etwa Bäcker x einen Pakistani "schwarz" beschäftigt hat.

Klar, man ist ja froh, dass es überhaupt einen Bäcker in der Nähe gibt. Außerdem gibt es bei einem Bäcker kaum Gefahr, Umwelt nennenswert zu belasten.

Aber es gibt z.B. überwiegend mittelständisch geführte Galvanikbetriebe mit 10-80 Mitarbeitern, die versucht sein könnten, ihren Giftmüll unsachgemäß zu entsorgen. Da die Menge des Giftmülls und vor allem die Schädigung der Umwelt dabei überschaubar und/oder unsichtbar bleiben kann, wäre das für eine überregionale Zeitung verhältnismäßig uninteressant, ein Lokalblatt aber könnte damit Geschichte schreiben.

[Tim007]

Abgesehen davon, dass es im SZ-Artikel nicht nur um Umweltsünder geht: Wann hast Du zuletzt einen entsprechenden Bericht bei voller Nennung des Unternehmens und des verantwortlichen Gesellschafters gelesen? Bitte nicht schummeln.

Die Kernaussage ist dennoch richtig und kann gar nicht oft genug betont werden: Pressefreiheit ist ein hohes Gut. Deshalb ist jeder Eingriff schwierig. Bei Beleidigungen und persönlichen Bloßstellungen mag ein Eingreifen richtig sein. Doch wie verhält es sich bei nicht genehmen Meinungen? Wer entscheidet, ob "Fake-News" vorliegen?

[Aria]

Es geht hier um Lokalblätter: Sie haben offenbar eine Funktion, die man bisher so nicht gesehen hat. Denn auch bei uns gibt in allen Bereichen schwarze Schafe, und es ist vom Zufall abhängig, ob sie bekannt werden oder nicht. Warum? Weil sich die lokalen Behörden gerne unwissend oder blind stellen, wenn durch eine Betriebsschließung Steuereinnahmen und/oder Arbeitsplätze bedroht würden: Erst wenn die Presse dahinterkommt, werden sie aktiv.

Wer entscheidet, ob "Fake-News" vorliegen?

Wenn Verdacht auf Fake News vorliegt, wird das von Faktencheckern geprüft. Aber auch jede/r Leser/in, Zuschauer/in oder Hörer/in stellt sich (hoffentlich) selbst die Frage, ob eine Nachricht oder eine Erzählung wahr sein könnte. Ich jedenfalls verfahre so und kann auf diese Weise Manches ins Reich der Fantasie oder gar der Lüge verweisen.

PS: Um nicht missverstanden zu werden: Lüge ist für mich, wenn jemand wider besseren Wissens Unwahrheit sagt.

[Bummler]

Wenn Verdacht auf Fake News vorliegt, ...

In eurem Disput ging es zwar um die Presse, aber das Fake News auch bei der Politik nichts Neues sind und schon gar keine Erfindung von Populisten, kann man schon bei Georg Orwell lesen.

In der Welt am Sonntag stand in einem Kommentar von Sascha Lehnartz:

Georg Orwell lacht sich jedenfalls hörbar schlapp in seinem Grab. Von ihm stammt die zeitlose Erkenntnis: "Die politische Sprache - und in Varianten trifft das auf alle Parteien zu, von den Konservativen bis zu den Anarchisten - wurde dazu geschaffen, Lügen wie Wahrheit klingen ... zu lassen."

Das Problem ist also schon etwas älter.

Aber, um beim Thema zu bleiben, die Lokalzeitung habe ich auch abonniert und die Umweltthemen sind mir da wichtig. Heute z.B. haben sie eine Seite damit gestaltet, wie lange die Natur braucht um weggeworfene Sachen abzubauen. Sehr interessant, weil selbst ein Kaugummi mehrere Jahre braucht.

[Tim007]

Ja, Wahnsinn. Hat die Lokalpresse auch einmal ein ortsansässiges Unternehmen als Umweltsünder namentlich benannt?

[ynda]

Ja, Wahnsinn. Hat die Lokalpresse auch einmal ein ortsansässiges Unternehmen als Umweltsünder namentlich benannt?

Och, warum nich, die Kassler HNA (häßlich nierderträchtige Allgemeine) hat bei den unterschiedlichsten Sünden
diverser Unternehmen auch immer wieder berichtet. Zwar ohne Namen zu nennen, aber immer so, dass ortskundige
Bürger durchaus erkennen konnten, um wen es sich handelt.

[ynda]

Ja, Wahnsinn. Hat die Lokalpresse auch einmal ein ortsansässiges Unternehmen als Umweltsünder namentlich benannt?

Och, warum nich, die Kassler HNA (häßlich nierderträchtige Allgemeine) hat bei den unterschiedlichsten Sünden
diverser Unternehmen auch immer wieder berichtet. Zwar ohne Namen zu nennen, aber immer so, dass ortskundige
Bürger durchaus erkennen konnten um wen es sich handelt.

[Bummler]

Ja, Wahnsinn. Hat die Lokalpresse auch einmal ein ortsansässiges Unternehmen als Umweltsünder namentlich benannt?

Ja selbstverständlich. Über die Schweinemastanlage in Sonnewalde z.B.
Oder über die Vetschauer Wurstwaren, die ihre Wurst "in Harmonie mit der Natur" produzieren, angeblich. War aber geschwindelt.
https://www.lr-online.de/lausitz/luebbe ... 20359.html

Die haben nicht nur den Schwanz eingekniffen und sich entschuldigt, die sind sogar offensichtlich von Marktkauf ausgelistet worden. Im Regal gähnt an der Stelle, wo sonst immer die Konserven waren, Leere.

Das wird denen eine Lehre sein, die Leere im Regal.

[Aria]

…, aber das Fake News auch bei der Politik nichts Neues sind und schon gar keine Erfindung von Populisten, kann man schon bei Georg Orwell lesen.

Populisten hat es schon immer gegeben, denn sich der Unterstützung des Volkes durch Reden zu versichern, die das Volk hören will, gab es schon bei den Kaisern Roms.

Gib dem Volk Brot und Spiele und es wird seine Trostlosigkeit vergessen; seit beinahe 40 Jahren besorgen das bei uns die privaten Fernsehsender. Und die öffentlich-rechtlichen Sender eifern ihnen nach – aus Angst noch mehr Hörer und Zuschauer zu verlieren. Nur noch weniger bis keine Werbung, Nachrichten und die politischen Magazine unterscheiden sie von den privaten.

Massen sind leicht zu beeinflussen, wäre dem anders, hätte es in Vergangenheit keine Pogrome gegeben – in Deutschland zuletzt am 9. November 1938. Heute äußert sich ein solches Pogrom in der Form von Shitstorm im Internet, was in Ausnahmefällen zu Toten im realen Leben führt – siehe das Attentat in Halle im Jahr 2019, an dem der politische Arm der Rechtsextremisten, die AfD, nicht unschuldig ist.