von Hans H. » Fr 18. Jun 2021, 20:54
@knipser: bitte korrekt zitieren, damit unverfälscht bleibt, wer was geschrieben hat.
Da man noch 10 Minuten nach Absenden den Eintrag korrigieren kann, dürfte es kein Problem sein, den Fehlstand der Tags nach Kürzen eines Zitates rechtzeitig zu erkennen und zu bereinigen.
Ansonsten hier einiges zu den Fragen. Ich denke, dass diese Ergebnisse der Wissenschaft, so kurz hier berichtet, manchen interessieren könnten. Die anderen werden natürlich wieder meckern und lästern. Dazu sagte der Motorjournalist B. Busch in der Sammlung der Zitate seines Großvaters: "Ein leerer Topf klingt am lautesten".
Also, zu den Fragen:
Zu den Abweichungen bei den Mutanten gibt es mehrere genanalytische Untersuchungen und die haben ergeben, dass bisher bei allen Mutanten das Anheftungsprotein nicht verändert war. Die Impfungen sind alle so konstruiert, dass sie gegen das Anheftungsprotein wirken, weil man von vornherein davon ausgegangen war, dass dieses eine der stabilsten Stellen des Virus ist.
Warum man davon ausgegangen ist und die Wahrscheinlichkeit groß war, dass man damit Recht behalten sollte: Bei einer Mutation des Anheftungsproteins wird mit mehr als 99,9%iger Wahrscheinlichkeit die Funktion dieses Proteins gestört und die Anheftung funktioniert nicht mehr. Aber unmöglich ist es natürlich nicht, dass es mal ein geändertes und doch funktionierendes Anheftungsprotein gibt.
Bei dem Grippevirus gibt es acht Antigenkomponenten der Hülle (und noch ein paar weitere relevante Teile), die sich schnell und beliebig austauschen lassen. Wenn im Tierstall ein Vogelgrippevirus ausbricht und im Stall daneben ein anderer Grippevirus die Schweine infiziert hat (was oft sehr harmlos verläuft und kein Grund zur Besorgnis für die Tierhalter ist), dann kann bei einem Vogel oder einem Schwein nach Doppelinfektion mit beiden Viren eine beliebige neue Kombination dieser Antigenkomponenten herauskommen. Dazu ist keine Mutation erforderlich, sondern es reicht die gleichzeitige Vermehrung der beiden Viren in einem Lebewesen, wobei eben einfach die Teile der beiden vertauscht zusammengesetzt werden. Die muss dann nur noch auf die Menschen übergehen und schon ist wieder ein neuer Grippevirus da, gegen den wir umso weniger Immunität haben, je mehr dieser ausgetauschten Komponenten für unser aktuelles Immunsystem fremd sind.
Diese Art der leichten Veränderbarkeit gibt es nicht bei bisher bekannten Coronaviren, da diese sich alle zu stark voneinander unterscheiden, als dass es so einen Austausch von Virenteilen geben könnte, die dann auch noch zusammenpassen. Es geht also nur mit echten Mutationen, wobei diese immer überwiegend zu negativen Ergebnissen für den Virus führen. In vereinzelten Fällen (einer von wenigstens einigen hundert Millionen oder mehr), gibt es das Zufallsergebnis, dass es einen Vorteil für den Virus gibt, sei es die bessere Haltbarkeit in trockener Luft (was den R-Wert deutlich erhöht) oder die Fähigkeit, in vielen verschiedenen Zelltypen sich vermehren zu können (was einen Einfluss auf die Schwere der Erkrankung hat). Wie man jetzt bereits erkennt im Verhältnis des Auftretens der Mutationen zu der Gesamt-Infektionszahl sieht, ist die Häufigkeit erfolgreicher neuer Mutationen im Vergleich zur leichten Veränderbarkeit der Grippeviren gering und auch die Stärke der Änderung des Virus hält sich bei diesen Mutationen sehr in Grenzen. Viel mehr, als das Gerede darum den Anschein erwecken lässt.
Dann die Sache mit den Antikörpern und Immunzellen: Das sind ziemlich neue Studien, die keinesfalls abgeschlossen sind. Dabei werden die Antikörper, die verschiedenen Typen von Immunzellen und die Immun-Gedächtniszellen untersucht und quantifiziert.
Bisherige Ergebnisse zeigen, dass die Immun-Gedächtniszellen auch nach vielen Monaten noch in guter Menge vorhanden sind, dass sie bei Neuinfektion die zelluläre Immunantwort sehr schnell in Gang setzen können. Bisherige Messungen, die nur auf den Antikörpern beruhten (weil das die einzige einigermaßen leicht zu bewältigende Analyse ist), hatten dieses Ergebnis nicht erbracht (daher bislang oft die Aussagen, die Immunität könne schnell schwinden), aber die Gedächtniszellen sind wichtiger im Gesamtgeschehen der Immunität.
Dann haben die Untersuchungen ergeben, dass die zweimalige Impfung mit dem BionTech Impfstoff eine 2 bis 5 mal höhere Langzeitaktivität der Immunzellen auslöst, als die Erkrankung selbst im mittelschweren Verlauf. Knapp darüber lag noch die Antwort bei Erstimpfung mit AZ und Zweitimpfung mit BT. Wer also diese Abfolge erhalten hat, wird derzeit am besten geschützt sein, wenn auch nur wenig über der zweifachen BT-Impfung liegend.
Wie geschrieben: Die Studien sind nicht abgeschlossen. Die Autoren haben wegen der Wichtigkeit dieser Erkenntnisse eine vorab-Veröffentlichung dieser ersten Ergebnisse gemacht und darauf verwiesen, dass für eine statistische Sicherheit dieser Aussagen diese Untersuchungen noch bei viel mehr Personen durchgeführt werden müssen.
Dass man aber mit den Immunzellen ein anderes Bild erhält, als mit den Antikörpertests passt zu dem Bild, das man hat, seit Menschen auf ihr Immunsystem untersucht wurden, die in der Familie auf jeden Fall intensiven Kontakt mit dem Virus hatten, aber keinerlei Symptome entwickelt hatten. Da gab es zwar keine Antikörper (was lange zu teils absurden Spekulationen einer angeborenen Unempfindlichkeit der Körperzellen oder ähnlich geführt hat), aber es gab Immunzellen (damals zuerst die Corona-spezifischen T-Zellen gefunden). Die müssen von einer früheren Infektion mit einem harmlosen anderen Coronavirus gekommen sein. Aber zur Beachtung: auch dieser Punkt ist letztendlich nicht bewiesen. Es sind nur Indizien, die dafür sprechen.