@MathiasF:
Nein, das Vorurteil war allein auf Deiner Seite, denn Du warst es, der es anderen nicht zutraut, die Gefahren so einzuschätzen, dass diese wissen, wann ein Risiko zu stürzen besteht und wann nicht.
Wenn man mit dem ersten Lebensjahr auf den Schiern stand, als man noch kaum Laufen konnte (und das gilt für viele, die in den Bergen aufgewachsen sind oder sehr lange Zeit dort verbracht haben), und über viele Jahre hinweg jeweils in einer einzigen Saison mehr Schi gelaufen ist, als durchschnittliche Schi-Urlauber innerhalb von 5-10 Jahren, dann kennt man da sehr wohl den Unterschied zwischen denen, die das ultimative Feingefühl im Bewegungsablauf von Kind auf im vegetativen Nervensystem eintrainiert haben und denen, die sich sonst als gute Schiläufer bezeichnen. Da sind 20 Jahre kein Argument. Wenn Du mal eine FIS-Strecke in einer guten Zeit gefahren bist, dann ist das eher ein Argument.
Mein Urteil beruht auf Deiner Aussage "Jeder macht Fehler", die eindeutig zeigt, dass Du nicht in der Lage bist, diese Situation so einzuschätzen, wie sie für BarfussUlrich ist und für mich in einem solchen Gelände wäre. Übrigens bin ich auf normalen Schipisten in den letzten mehr als 40 Jahren nicht ein einziges Mal gestürzt. Das gibt es eben einfach nicht bei den Geschwindigkeiten, die man auf Pisten zwischen den anderen Leuten heute überhaupt noch fahren kann. Stürze kenne ich seit dem Ende der Mitgliedschaft in einem Team mit Trainer nur noch vom abseits-Gelände, wenn ich da unter schwierigen Bedingungen auch klar mal etwas riskiert habe.
Mal ein anderes Beispiel: Als unsere Jungs sich in die Schikurse der obersten Stufen heraufgearbeitet hatten (trotz eigener Lehrbefähigung habe ich sie in Kurse geschickt, denn das halte ich für viel besser!), da bin ich manches Mal ohne Stöcke mit Kamera in den Händen den Hang neben oder vor der Gruppe gefahren, vor der Gruppe natürlich rückwärts, und immer in erheblicher Geschwindigkeit (es war ja auch die oberste Kategorie der Kurse), dann wieder seitlich weg und in die richtige Richtung gedreht und parallel zur Gruppe weiter, immer ein Auge durch die Kamera, das andere daneben auf die Piste. Das hättest Du mit Sicherheit als leichtsinnig bezeichnet, aber mit einer damals 2500 DM teuren Kameraausrüstung hätte ich mit Sicherheit nichts getan, was auch nur ein minimales Sturzrisiko mit sich gebracht hätte. Das geht nur mit diesem gewissen Feingefühl, das viele Jahre lang in das vegetative Nervensystem übergegangen ist. Das erreicht niemand, der erst mit 6 Jahren oder später damit begonnen hat und nicht über viele Jahre mehr als 45 bis 50 Schitage pro Saison gefahren ist (bei denen, die so direkt in den Alpen wohnen, wie Innsbruck, sind es wohl eher noch mehr Tage).
Nur wenn man das nicht kennt, kann man sich nicht vorstellen, dass es für solche Leute Situationen gibt, bei denen das Sturzrisiko nicht höher ist, als bei einem Spaziergang auf ebenen Wegen,
und dass man es auch definitiv einschätzen kann, wann ein Sturzrisiko besteht und wann nicht. Ein Vorurteil ist es, dieses anderen nicht zuzutrauen und immer nur von der eigenen Risikosituation auf andere zu schließen. Ein Vorurteil war es keineswegs, wie ich geantwortet habe, sondern basiert auf Jahrzehnte langer Erfahrung mit vielen Menschen, die regelmäßig 1-2 Wochen im Jahr im Winter in die Berge fahren.
Hier noch was zum Anschauen:
https://vimeo.com/77177549