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Umfrage zur Toleranz gegenüber der Nacktheit/Sexualität

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Re: Umfrage zur Toleranz gegenüber der Nacktheit/Sexualität

Beitrag von Aria » Do 11. Apr 2019, 13:04

Bummler hat geschrieben:Wenn ich mal meine persönliche Bilanz bezüglich der Nacktheit nehme,
dann ist die negativ.
Deine persönliche Bilanz bezüglich Nacktheit ist negativ, weil sich der Zeitgeist inzwischen zu mehr Prüderie geändert hat. Er läuft schon seit geraumer Zeit in die entgegengesetzte Richtung als der, die z.B. 1973 die Abschaffung der Kuppeleiparagrafen möglich machte.

Im Übrigen meine ich immer noch, dass der Grund für die Ablehnung der Nacktheit in deren Verbindung mit der tabuisierten Sexualität liegt. Etwas von dieser Tabuisierung kriegt auch die Nacktheit mit – ob sie das will oder nicht, ob das von der Gesellschaft falsch gesehen wird oder nicht: Das ist gegenwärtig eine Tatsache.

Und solange dem so ist, wird sich nichts daran ändern. Die Lockerung der sexuellen Sitten in den 1920er Jahren – und in den 1960er bis 1970er Jahren wieder – hat auch eine Lockerung in Bezug auf die Nacktheit gebracht: Plötzlich musste man sich nicht mehr schämen, nackt zu baden oder zu tanzen oder Sport zu treiben. Mehr noch: Man könnte sich auch offen zu FKK bekennen - heute tun das ganz wenige noch.

Bummler hat geschrieben:Also es tut mir leid, aber aufgrund meiner persönlichen Erfahrung heraus wäre es völliger Schwachsinn eine Liberalisierung der Sexualität zu fordern, wenn nicht einmal eine Liberalisierung der Nacktheit möglich ist.
Das siehst du falsch: Wie bei einer Krankheit muss man auch hier die Ursache – also die Sexualfeindlichkeit der Gesellschaft – bekämpfen und nicht, wie du und viele andere, diese nicht sehen zu wollen oder gar, sie zu fördern versuchen.

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Re: Umfrage zur Toleranz gegenüber der Nacktheit/Sexualität

Beitrag von Bummler » Do 11. Apr 2019, 14:42

Aria hat geschrieben:
Bummler hat geschrieben:Also es tut mir leid, aber aufgrund meiner persönlichen Erfahrung heraus wäre es völliger Schwachsinn eine Liberalisierung der Sexualität zu fordern, wenn nicht einmal eine Liberalisierung der Nacktheit möglich ist.
Das siehst du falsch: Wie bei einer Krankheit muss man auch hier die Ursache – also die Sexualfeindlichkeit der Gesellschaft – bekämpfen und nicht, wie du und viele andere, diese nicht sehen zu wollen oder gar, sie zu fördern versuchen.


Aber diese Sexualfeindlichkeit hat doch eine Ursache, nämlich die, das infolge der liberalen sexuellen Revolution Grenzen überschritten wurden, die zu sexuellem Missbrauch geführt haben. Zum Beispiel der Fall David Hamilton: https://www.spiegel.de/kultur/gesellsch ... 23225.html

In den Siebzigerjahren wurde David Hamilton mit diesen Bildern berühmt, die mit ihrer Softporno-Optik während der sexuellen Revolution niemanden so recht verschrecken wollten.
Später, um den Jahrtausendwechsel, häuften sich die Stimmen, die Hamilton nicht mehr nur Kitsch und Geschmacklosigkeit vorwarfen, sondern latente Pädophilie. Man könne ihn sicherlich als "schmutzigen alten Mann" bezeichnen, schrieb Sarah Boxer 1998 in der "New York Times".


Das nun auch noch Vergewaltigungsvorwürfe von den Mädchen gekommen sind, zeigt doch wie schmal der Grat ist auf dem du wanderst. Wir haben genau mit dieser liberalen Sexualpolitik einen Raum für Missbrauch geschaffen, der infolge seiner medienwirksamen Skandalträchtigkeit genau diese Sexualfeindlichkeit initiiert hat.

Die Ursache ist also nicht die Sexualfeindlichkeit der Gesellschaft, sondern der Missbrauch der Freiheit.
Der Freiheit die Grenze aufzuzeigen heißt also, die Freiheit zu erhalten.

 
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Re: Umfrage zur Toleranz gegenüber der Nacktheit/Sexualität

Beitrag von Eule » Do 11. Apr 2019, 22:45

@ Aria
Also es tut mir leid, aber aufgrund meiner persönlichen Erfahrung heraus wäre es völliger Schwachsinn eine Liberalisierung der Sexualität zu fordern, wenn nicht einmal eine Liberalisierung der Nacktheit möglich ist.
Diese persönliche Aussafge und Bewertung von Bummler halte ich für richtig und zutreffend. Die Aussage von Tim
Eine Liberalisierung der Sexualität (gegen die ich persönlich nichts hätte, s.o.) würde nur dazu führen, dass sich die Fronten weiter verhärteten.
geht wohl in die gleiche Richtung, ist mir aber zu unscharf formuliert. Denn was soll ich mir unter einer Liberalisierung der Sexualität genau vorstellen.
Im Übrigen meine ich immer noch, dass der Grund für die Ablehnung der Nacktheit in deren Verbindung mit der tabuisierten Sexualität liegt.
Dass die Sexualität bei dir grundsätzölich an der ersten Stelle steht und alles zu dominieren scheint, kann ich mir nur aus deiner sehr engstirnigen Erziehung heraus erklären. Da scheint wirklich, was leider nicht selten vorkam, die Sexualität als das größte Übel dargestellt worden zu sein. Dieses wurde sicherlich noch verbunden und verstärkt mikt dem Aberglauben, dass eine unbekleidete Frau sofort den Mann zu einer Vergewaltigung auffordern würde. Es ist nun mal so, dass du dich gegen diese falschen und unzutreffenden konservativen und religiös verbrämten Erziehungsinformationen stellen musst, um ein freies und unbelastetes Verhältnis zu deiner eigenen Nacktheit und Sexualität entwickeln zu können. Ich kann mir gut vorstellen, dass du dieses vom Verstand her sehr gut leisten kannst, vom Gefühl her wird es jedoch sehr schwierig werden und sein. Bummlers Aussage:
Also es tut mir leid, aber aufgrund meiner persönlichen Erfahrung heraus wäre es völliger Schwachsinn eine Liberalisierung der Sexualität zu fordern, wenn nicht einmal eine Liberalisierung der Nacktheit möglich ist.
ist völlig richtig und der Weg, den er aufzeigt, über eine Entkrampfung der Nacktheit ein Aufbrechen von unzutreffenden sexuellen Aussagen zu erreichen, ist der einzig gangbare.

Deine Feststellung, dass die Nacktheit etwas von der Tabuisierung der Sexualität mitbekommt, ist richtig und zutreffend. Dein Gedankengang, dann erst die Tabuisierung der Sexualität vornehmen erscheint logisch, erst die Ursache dann die Auswirkung. Aber hier ist es genau umgekehrt. Wenn ich die Tabuauswirkungen der Sexualität in der Nacktheit angreife und infrage stelle, werden die entsprechenden Tabubotschaften in der Sexualität geschwächt. Ich muss also die Nacktheit von den Tabuauswirkungen der Sexualität bereinigen, damit diese Tabubotschaften nicht außerhalb der Sexualität eine Belegstelle finden können, um als unangreifbar zu gelten. Versuch doch einmal die Nacktheit emotional ohne einen Bezug zur Sexualität zu sehen und schau dir dann mal an, was für Argumente gegen die Nacktheit aus der guten bürgerlichen Moral gegen die Nacktheit noch übrig bleiben. Ich bin wirklich gespannt, ob du welche finden wirst und wenn ja, welche.

 
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Re: Umfrage zur Toleranz gegenüber der Nacktheit/Sexualität

Beitrag von Oscar » Fr 12. Apr 2019, 09:09

Wenn du tot bist, weißt du nicht, dass du tot bist. Aber für dein Umfeld ist es hart.



Genauso ist es, wenn du blöd bist:-))

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Re: Umfrage zur Toleranz gegenüber der Nacktheit/Sexualität

Beitrag von Aria » Fr 12. Apr 2019, 13:22

Bummler hat geschrieben:Also es tut mir leid, aber aufgrund meiner persönlichen Erfahrung heraus wäre es völliger Schwachsinn eine Liberalisierung der Sexualität zu fordern, wenn nicht einmal eine Liberalisierung der Nacktheit möglich ist.
Dazu ein Zitat aus dem von dir verlinkten Artikel des Spiegels:

Die Bilder Hamiltons seien "ganz einfach unanständig", urteilte ein britischer Staatsanwalt. Die Inhalte könne man nicht als Kunst beschreiben; sie seien klar sexueller Natur.

Der Staatanwalt irrt, denn Kunst kann unanständig bzw. sexueller Natur sein, sonst müsste man Bilder Schieles und die von viele anderen, die in Museen hängen, auch zur Nichtkunst deklarieren und wegsperren.

Solche Kommentare sind nur Ausdruck der neuen Sichtweise, denn in den 1970er Jahren hat man das anders gesehen, weil der Zeitgeist ein anderer war. Das geschieht praktisch immer, wenn sich die Moraleinstellungen ändern: Im 19. Jahrhundert hat man z.B. sogar die Bibel zensiert und bis in die 1960er Jahre auch in deutschen Übersetzungen der Werke Shakespeares; auch für Erwachsene!

Ich war neulich in einer Sommernachtstraum-Vorstellung und in der Pause meinte der ca. 20-jährige Sohn meiner Begleitung, dass das, was da gezeigt wurde, wäre schon recht heftig gewesen, aber das sei wohl eine Neuinterpretation, Shakespeare hätte das sicher nicht so geschrieben. Dabei war fast jedes Wort Original Shakespeare, denn in der Zeit, in der er lebte, war die Sprache, die wir heute als vulgär empfinden, etwas Normales. Der Sohn meinte dann, er hätte das Stück in seiner Schulzeit gelesen, und da wäre die Sprache anders und manche der Szenen gar nicht vorhanden. Es war mir dann klar: Er hatte eine zensierte Version gelesen, was für Schulen seit jeher normal ist.

Hier kann man schön sehen, dass unsere Jugend systematisch von allem Geschlechtlichen ferngehalten wird, als wäre Sex Alkohol oder sonst eine gefährliche Droge. Es ist klar, dass bei solcher Erziehung Sex – und alles, was damit zusammenhängt – auch im Erwachsenenalter niemals als etwas Normales betrachtet werden kann, sondern nur als Etwas, was um jeden Preis verheimlicht werden muss.

 
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Re: Umfrage zur Toleranz gegenüber der Nacktheit/Sexualität

Beitrag von Tim007 » Fr 12. Apr 2019, 14:51

Das Zensieren ist unerträglich.

"1001 Nacht" enthält auch viele drastische Geschichten, die in der arabischen Zeit verboten sind.
Und bei uns wird Pipi Langstrumpfs Negerhäuptling ausradiert. Als ich klein war, hätte ich nicht einmal im Traum daran gedacht, dass das despektierlich sein könnte.

 
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Re: Umfrage zur Toleranz gegenüber der Nacktheit/Sexualität

Beitrag von Eule » Fr 12. Apr 2019, 18:41

@ Aria
Mir ist es nicht bekannt, dass der Staatsanwalt in der Bundesrepublik Deutschland Texte in Büchern und Theatern zensieren würde oder bei einer nicht vorgenommener Zenzur, durch wen auch immer, hier strafrechtlich oder ordnungsrechtlich eingreifen würde. Also, wer führt aufgrund wessen Veranlassung eine Zensur durch? :roll:

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Re: Umfrage zur Toleranz gegenüber der Nacktheit/Sexualität

Beitrag von Hans H. » Fr 12. Apr 2019, 23:23

Die Texte in Schülerausgaben von Büchern werden nicht von einem Staatsanwalt zensiert, sondern von einer Gruppe oberschlauen Pädagogen, die sich mit den Verlagen auf die Kürzungen in den Schüler- und Jugendausgaben einigen. Das betrifft sehr viele der Literaturklassiker, in denen wesentliche oder witzige Szenen in diesen Ausgaben einfach fehlen. Dazu gehört z.B. die stark gekürzte Jugendausgabe des Wilhelm-Busch-Buches. Besonders "Fips der Affe" wird da wohl als nicht jugendfrei empfunden. Dazu gehören auch einige Werke der alten lateinischen und griechischen Literatur, die für den Unterricht stark aufbereitet werden, und auch in "Grieche sucht Griechin" hatte ich mich damals geärgert, dass ein ganzer (durchaus pikanter) Abschnitt in der Schülerausgabe einfach fehlt.

Aber wie reagiert die Jugend von heute? Wir jedenfalls haben damals regelmäßig die Originale zum Vergleich besorgt (irgend einer, also mal der eine, mal der andere in der Klasse hatte die zuhause im Bücherschrank gefunden), manchmal mussten die Originale in Sütterlinschrift gelesen werden, und wir haben das den Lehrern vorgehalten. (Latein-Originale hat aber nur ein Altsprach-Spezialist unter uns gelesen und gesagt, was darin steht, der Rest von uns konnte das nicht.) Wir fanden diese Kürzungen damals albern, und z. Teil standen die Lehrer dabei auf unserer Seite. Also zurück zur Frage zur Jugend von heute: Sind die denn nun kritikloser in solchen Dingen?

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Re: Umfrage zur Toleranz gegenüber der Nacktheit/Sexualität

Beitrag von Aria » Sa 13. Apr 2019, 16:05

Hans H. hat geschrieben:Die Texte in Schülerausgaben von Büchern werden nicht von einem Staatsanwalt zensiert, sondern von einer Gruppe oberschlauen Pädagogen, die sich mit den Verlagen auf die Kürzungen in den Schüler- und Jugendausgaben einigen. Das betrifft sehr viele der Literaturklassiker, in denen wesentliche oder witzige Szenen in diesen Ausgaben einfach fehlen.
So ist es – weil sich sonst die Lehrer dem Vorwurf aussetzen würden, sie bieten bzw. überlassen die jugendgefährdenden Schriften Personen unter 18 Jahren, was bei uns mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft wird.

Doch was als jugendgefährdend gilt, ist eine Frage des Zeitgeistes, was zur Folge hat, dass auch das Strafrecht dem Zeitgeist unterworfen ist. Deswegen wird das Strafgesetzbuch ständig verändert: In den 1970er Jahren wurde aufgeräumt, d.h. nicht mehr zeitgemäße Paragrafen vom Muff der Jahrhunderte bereinigt, und ab Mitte der 1980er Jahre geht es wieder in die umgekehrte Richtung: Strafparagrafen werden verschärft und/oder es werden neue Straftatbestände definiert.

Obwohl Erotik und Pornografie im Internet (noch) frei verfügbar sind, muss die Schule gesetzeskonform bleiben. Dass diese Gesetze bei uns ein Erbe der christlichen Moral sind, wissen zwar alle, aber das darf man hier nicht sagen, ohne dass von Tim007, guenni oder Eule Protest kommt. Dabei sehe ich das nicht nur ich so, sondern viele anderen auch – Zitat aus einer Dokumentation unter dem Namen Erotik unter Verschluss des ORF:

Was heute das Internet für die sexuelle Befriedigung leistet, waren anno dazumal geheime Zeichnungen, Bücher und Skulpturen. In einer Welt, die von christlicher Moral tief durchdrungen war, mussten viele menschliche Bedürfnisse im Verborgenen bedient werden. Auch heute noch sind erotische Akte von damals unter Verschluss.

 
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Re: Umfrage zur Toleranz gegenüber der Nacktheit/Sexualität

Beitrag von Tim007 » Sa 13. Apr 2019, 21:27

Aria hat geschrieben: Dabei sehe ich das nicht nur ich so, sondern viele anderen auch ...


Das ist kein Argument.

Der Glaube spielt leider zunehmend eine geringere Rolle in unserer Gesellschaft.
Seltsam, dass die Gesellschaft trotzdem angeblich immer prüder wird. Eigentlich müsste sie ein befreiter Lustschrei durchdringen.

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