Steigert die FKK das Selbstwertgefühl?

[Zett]

Wir können nicht so richtig feststellen, dass FKK das Selbstwertgefühl steigert. Wir sollten vielleicht erst einmal fragen, was Ausdruck von hohem (nicht überhöhtem) Selbstwertgefühl ist und dann, was so alles Selbstwertgefühl steigern kann. Ich denk, eine FKK, hinter der mehr steckt als nackt die Freizeit zu genießen, also z.B. die klassische FKK, kann sehr wohl das Selbstwertgefühl steigern.

Manchmal habe ich den Eindruck, dass FKK-ler eher einen diffusen Haufen von Individualisten darstellen als eine Gemeinschaft. Letztere würde ich mir natürlich auch gerne wünschen.

Wie sollen FKKler eine Gemeinschaft darstellen? Es gibt schon mal völlig unterschiedliche Vorstellungen, was denn überhaupt FKK sei. Klar ist es heutzutage ein Haufen von Individualisten! Es gibt sicher Grüppchen, die sich als kleine Gemeinschaften zusammengeschlossen haben. Aber alle FKKler als eine Gemeinschaft haben zu wollen, nur weil alle irgendwie etwas mit dem Wörtchen »nackt« zu tun haben, ist viel verlangt. Es gibt ja auch nicht DIE Gemeinschaft der Bekleideten.

[Bummler]

... als eine Gemeinschaft. Letztere würde ich mir natürlich auch gerne wünschen.

Ist ja bald Weihnachten Shiva.
Allerdings geht SO ein Wunsch dann doch eher in Erfüllung wenn man etwas dafür tut. Also für die Gemeinschaft.
Sich auch mal unterordnet und seine Triebe in den Griff bekommt.....

Dann klappt das auch mit der Gemeinschaft.

[Shiva205]

Es gibt ja auch nicht DIE Gemeinschaft der Bekleideten.

Ja, stimmt - da gibt es steife Anzugträger, legere Freizeit-Typen, Punks, Gothics, Celtics, Military-Look-Freaks, echte Uniformträger, Götter in weiss, ...
ähnlich wie es bei den FKKlern Intim-Rasierte, Ganzkörper-Rasierte, haarige Naturisten, Beschnittene, Gepiercte oder Tatooträger .. gibt, und vielleicht sogar welche, die ihre Vorhaut als das letzte Stück Kleidung ansehen, das sie nur in ganz besonderen Momenten mal etwas zurückziehen.

... sich auch mal unterordnet und seine Triebe in den Griff bekommt

Klar, das versteht sich von selbst - ich würde es nur etwas lockerer formulieren. Der Überkontrollierte, der sich unterordnet, gibt kein attraktives Leitbild mehr ab.

Man könnte, um zum Thema zurückzukehren, auch fragen, ob Selbstwertgefühl und Gemeinschaft im Widerspruch zueinander stehen. Dann müssten wir allerdings auch unterscheiden zwischen einer echten Gemeinschaft und einer Gruppe von Untertanen, deren Gemeinsamkeit lediglich darin besteht ihr Selbstwertgefühl aus einer gemeinsamen Ideologie oder Unterordnung zu ziehen.

Manchmal mache ich mir halt Idealvorstellungen, wie eine echte Gemeinschaft aussehen könnte ... ohne Tabus, ohne unötige Reglementierungen, ohne Heuchelei, ... einfach freie Menschen, die nichts verbergen müssen und die sich gegenseitig vertrauen.

[hajo]

... sich auch mal unterordnet und seine Triebe in den Griff bekommt

Klar, das versteht sich von selbst - ich würde es nur etwas lockerer formulieren.

Eben. Man könnte sich ja auch in die Gemeinschaft gleichwertig einpassen und einbringen. Dann muss man sich nicht irgendjemandem unterordnen.
Was das "Triebe in den Griff bekomm"en angeht, so gehe ich davon aus, dass die meisten erwachsenen Mitmenschen sehr wohl sich selbst beherrschen können. Mir persönlich gelingt es nur bisweilen beim Niesen und akuter Diarrhoe nicht immer, mich "in den Griff zu bekommen"...

Man könnte, um zum Thema zurückzukehren, auch fragen, ob Selbstwertgefühl und Gemeinschaft im Widerspruch zueinander stehen. Dann müssten wir allerdings auch unterscheiden zwischen einer echten Gemeinschaft und einer Gruppe von Untertanen, deren Gemeinsamkeit lediglich darin besteht ihr Selbstwertgefühl aus einer gemeinsamen Ideologie oder Unterordnung zu ziehen.

So ist das. Ich hatte vor Jahrzehnten das Glück einige Zeit Mitbegründer und Angehöriger einer solchen Gemeinschaft zu sein. Noch heute denke ich daran gern zurück, was alles so einfach, selbstverständlich und daher wohl harmonisch ablief.

Manchmal mache ich mir halt Idealvorstellungen, wie eine echte Gemeinschaft aussehen könnte ... ohne Tabus, ohne unötige Reglementierungen, ohne Heuchelei, ... einfach freie Menschen, die nichts verbergen müssen und die sich gegenseitig vertrauen.

Siehe oben. Da ich erlebt habe, dass das geht, bin ich überzeugt, es ginge zwar nicht mit jedem, aber eben doch bei und mit vielen Menschen.
Zerstörend - und da wären wir auch beim Thema - erscheint mir jedoch, wenn da jemand ist, der Unterordnung will oder meint Irgendetwas im Griff behalten zu müssen...

[Shiva205]

Ich hatte vor Jahrzehnten das Glück einige Zeit Mitbegründer und Angehöriger einer solchen Gemeinschaft zu sein.

Herzlichen Glückwunsch!
Wichtig dabei ist, glaube ich, dass man jedes einzelne Mitglied durch und durch als vollwertig betrachtet und dass man immer etwas mehr untereinander kooperiert als konkurriert, seien es Haushaltsdienste, Geldmittel oder soziale Zuwendung.

[Klaus_59]

Manchmal mache ich mir halt Idealvorstellungen, wie eine echte Gemeinschaft aussehen könnte ... ohne Tabus, ohne unötige Reglementierungen, ohne Heuchelei, ... einfach freie Menschen, die nichts verbergen müssen und die sich gegenseitig vertrauen.

Da stimme ich dir zu. Nur mit dem Vertrauen hab ich so meine Probleme.

[Shiva205]

Nur mit dem Vertrauen hab ich so meine Probleme.

Das kann ich gut verstehen. Mir selbst fehlt auch manchmal etwas Vertrauen in Andere, z.B. dass sie nicht achtsam genug mit der Spülbürste umgehen und sie zusammenschrubben, dass sie zu viel vom teuren Bio-Salat oder Bio-Käse wegschneiden, dass sie eine Kerze nicht richtig pflegen, so dass sie ausläuft oder versäuft, ..., dass sie mir bei einer Umarmung versehentlich auf die Zehen treten, ... , dass sie einen Satz vom mir in den "falschen Hals" bekommen, ...

[Klaus_59]

Nur mit dem Vertrauen hab ich so meine Probleme.

Das kann ich gut verstehen. Mir selbst fehlt auch manchmal etwas Vertrauen in Andere, z.B. dass sie nicht achtsam genug mit der Spülbürste umgehen und sie zusammenschrubben, dass sie zu viel vom teuren Bio-Salat oder Bio-Käse wegschneiden, dass sie eine Kerze nicht richtig pflegen, so dass sie ausläuft oder versäuft, ..., dass sie mir bei einer Umarmung versehentlich auf die Zehen treten, ... , dass sie einen Satz vom mir in den "falschen Hals" bekommen, ...

Das wären ja nur Unzulänglichkeiten, über die man mal reden könnte. Ich meine eher so Dinge wie Hinterlist, Betrug, Wortbruch, üble Nachrede etc., und wenn sich dann hintenrum über jemanden lustig gemacht wird, der …

ohne Tabus, ohne unötige Reglementierungen, ohne Heuchelei, ... einfach frei

… lebt. Das sind die Dinge, die an meinem Vertrauen nagen.

[Shiva205]

Das ("ohne Tabus, ohne unötige Reglementierungen, ohne Heuchelei, ... einfach frei") sind die Dinge, die an meinem Vertrauen nagen.

Vielleicht hast du mal schlechte Erfahrungen gemacht - aber es ist wirklich so: Jede Liebe verschwindet oder wird relativ mickrig, wenn man den Versuch unternimmt sie vertraglich abzusichern. Wenn Vertrauen mal nicht funktioniert, kann man die Verluste abhaken, um dann - vielleicht mit etwas mehr Menschenkenntnis - erneut wieder zu vertrauen.

Die Grundannahme, dass die meisten Menschen sich eher kooperativ verhalten, ist auf lange Sicht meist besser als Mißtrauen - sogar im Straßenverkehr. Und selbst wenn man es mit einem waschechten Betrüger zu tun hat: Auch bei dem kann man darauf vertrauen, dass er sich noch an bestimmte Dinge hält (vielleicht ohne dass er selbst sich dieser Regeln bewusst ist). Die meisten Betrüger handeln nicht aus Bosheit, sondern aus Angst (Notlügen, Angst vor Armut, Angst vor einer Blamage, Angst vor der Wahrheit ...) und sind daher eigentlich ganz "zuverlässig", sobald man sich mit ihrer Angst vertraut gemacht hat und weiss, wie sie ticken.