Halten unüberlegte, niveaulose Äußerungen Frauen davon ab

[Konrad R.]

Das scheint heute wohl nicht mehr immer ein Erziehungsziel zu sein, daß man die Kinder zu gutem Benehmen anhält. Viele Eltern trauen sich kaum noch was zu sagen, vor allem, wenn es dann um die Jugendlichen geht. Auch viele Lehrer oder Ausbilder nicht.

Wieviele? Eine große Mehrheit oder eine bescheidene Minderheit?
Kinder und Jugendliche mit schlechtem Benehmen gab es schon immer:
"Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer."
Sokrates, ca. 400 vor Christus

[Campingliesel]

@ Konrad R.

Es muß aber wohl Zeiten gegeben haben, wo das besser war. Wenn sich das seit damals in jeder neuen Jugendgeneration so fortgesetzt hätte, dann wäre die Menschheit wohl schon ausgestorben. Außer den indigenen Völkern, die ihren Lebensstil seit 1000en Jahren nicht geändert haben. Da gab es solche Jugendmarotten komischerweise nicht. Bis die Zivilisation kam und ihre Welt zerstört hat.

[Konrad R.]

Das Sokrates Urteil, meint er die gesamte Jugend (?) dürften wohl alle Generationen mehr oder weniger teilen.
Du denkst mal wieder zu kurz, aber lassen wir das.

[Aria]

Dazu kommen dann noch die Eltern, die ausgerechnet Ihre Brut für die allerbesten halten, die natürlich nie Bockmist
macht und eigentlich superschlau ist.

Dem war noch nie anders.

Kinder und Jugendliche mit schlechtem Benehmen gab es schon immer:
"Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer."
Sokrates, ca. 400 vor Christus

Eben. Das Schimpfen über die Jugend ist ein historisches Kontinuum – davon gibt es aus jeder Epoche schriftliche Zeugnisse.

Der Grund dafür: Die eigene Jugendzeit erscheint im besseren Licht als sie tatsächlich war. Es werden die guten alten Zeiten glorifiziert, weil man im Laufe der Zeit vergisst, welchen Zwängen man einst unterworfen war. Deswegen werden hier auch in Sachen FKK die Zustände wieder herbeigewünscht, die man in Jugend selbst erlebte: Die einen wünschen sich FKK-Vereine wie sie einst waren, und die anderen, die Wild-FKK praktizierten, verstehen nicht, wie man in einem FKK-Verein sein kann, so eingeschlossen und Regeln unterworfen.

Und auch was die Sprache betrifft, hat jede Generation ihre eigene. Vor allem für die „Abweichler“, also diejenigen, die sich anders benehmen, kleiden und reden als die Mehrheit der Gleichaltrigen, werden mit für die Generation typischen Ausdrücken belegt – deswegen spricht man von Jugendsprache. Die wandelt sich zwar ständig, aber die Angehörigen einer Generation benutzen sie auch als Erwachsene weiter.

Wer hier meint, der Begriff „Schammatte“ sei beleidigend, der meint wahrscheinlich auch, das Wort „geil“ dürfe man in Gesellschaft für eine Person nicht verwenden.

Ich habe es schon gesagt: Vertreter der Blanken-Scham-Fraktion benutzen einen passenden Begriff für die Vertreter der Busch-Fraktion, wie auch diese einen passenden Begriff für die Rasierten verwenden: Nacktschnecke.

Apropos Schamhaar Fotos - Zitat:

Tatsächlich war es gar nicht so einfach, für ihre Fotoreihe unrasierte Models zu finden. "Weil es kaum Mädchen gab, musste ich in Auftrag geben, dass sie sich erstmal Haar wachsen lassen", berichtet Minter von ihrer Suche.
(…)
Ursprünglich waren die Fotos schon 2012 für den Playboy produziert worden. Dem Magazin waren die Aufnahmen allerdings - wäre hätte das gedacht - zu vulgär.

So ändern sich die Zeiten.

[Horst]

Geht es jetzt um Kinder und deren Erziehung?

Zum eigentlichen Thema wird man möglicherweise nicht mehr zurückfinden... Bedauerllcherweise.

Ich bezweifle, dass sich JennyB hier noch äußern wird.

Gruß
Horst

[Campingliesel]

@ Aria

Der Grund dafür: Die eigene Jugendzeit erscheint im besseren Licht als sie tatsächlich war. Es werden die guten alten Zeiten glorifiziert, weil man im Laufe der Zeit vergisst, welchen Zwängen man einst unterworfen war. Deswegen werden hier auch in Sachen FKK die Zustände wieder herbeigewünscht, die man in Jugend selbst erlebte: Die einen wünschen sich FKK-Vereine wie sie einst waren, und die anderen, die Wild-FKK praktizierten, verstehen nicht, wie man in einem FKK-Verein sein kann, so eingeschlossen und Regeln unterworfen.

Da Du die FKK in den 50ern bis 80ern ja nicht gekannt hast, kannst Du das auch nicht beurteilen.

Die FKK erscheint mir sicher nicht im besseren LIcht als sie damals war, sondern sie war garantiert besser. Wir waren keinen Zwängen unterworfen, egal, ob in einem Verein oder auf FKK-Campingplätzen. Es gab kene Probleme bei den Jugendlichen, oder bei Leuten, die womöglich keinen Schönheitsidealen entsprachen. Sowas kannte man bei der FKK nicht. Es wäre in der Tat wünschenswert, wenn diese Zustände wieder aufkommen würden. Damit wären viele der heutigen Probleme gelöst, weil es die damals nicht gab.
Es ist ein dummes Vorurteil, daß ein Verein ein Gefühl des Eingeschlossenseins hervorruft oder Regeln hat, die keinen Sinn haben. Regeln gibts überall, auch auf Campingplätzen, Schwimmbädern - egal, ob textil oder FKK.

Wenn ich auf dem FKK-Platz am Brombachsee bin, dann ist mir das völllig egal, ob da nun ein Zaun drumherum ist oder nicht. Das ist eben ein ausgewiesener FKK-Platz und jeder, der dort sein will, kann dort sein. Wer es nicht will, muß ja nicht kommen. Was macht das denn für einen Unterschied? Der Unterschied besteht höchstens darin, daß in einem Verein mehr Möglichkeiten angeboten werden, was man tun kann, außer in der Sonne zu liegen oder zu schwimmen.
Und was soll auf den "wilden" Plätzen soviel interessanter sein? Nur weil manche dann glauben, daß sie machen können, was sie wollen, was mit der FKK gar nichts mehr zu tun hat? Genau das ist ja das, was die FKK so zerstört hat.

[Hans H.]

Das ist mal wieder eine dieser typischen Diskussionen, in denen mehr als die Hälfte der Beiträge statt zum Thema für gegenseitige Beschimpfungen geschrieben werden, allen voran wieder eine Person, die immer von diesen 10-12 imaginären Diskussionsteilnehmern spricht. Es ist doch klar, dass viele Interessenten, die hier hineinschauen, dann das Forum gleich wieder schließen.

Das ganze entstand aus einem Wort, das die einen als beleidigend und die anderen als normale Umgangssprache empfinden. Das werden wir nicht klären können, außer mit einer großen Umfrage, in der von hunderten ausgesagt wird, wie sie die Wirkung dieses Wortes empfinden. Ich musste mich mit der Zeit an viele Wörter gewöhnen, die in der nächsten Generation (jetzt schon >40) normal sind und für mich ursprünglich nicht zu dem Wortschatz zählten, den man so einfach anderen gegenüber ausspricht. Die Zeiten ändern sich eben.

Aber an dem Wort "Schammatte" hätte ich sogar in meiner Jugendzeit nichts Negatives gesehen, sondern nur ein Wort, das eine besonders dichte Behaarung zum Ausdruck bringen will, wie auch, wenn die Endung -pelz angehängt wurde. In den 1970er Jahren habe ich auch unter Nackten den Ausdruck "Busch im Bermudadreieck" gehört, und damit war eben ein recht buschiges Haarwachstum gemeint. Damals gab es eine deftige Antwort von der jungen Frau an den jungen Mann (beide damals Studenten), der das gesagt hatte. Die Antwort wiederhole ich jetzt hier besser nicht, denn die war eher beleidigend, hatte aber zum allgemeinen Gelächter geführt.

Zu zwei Einträgen noch:

Wir wurden nie verhaftet, nie angezeigt, aber oft angesprochen. Übrigens auch nie aggressiv.

Dann hattet ihr einfach Glück, nicht solchen negativ geladenen Problempersonen begegnet zu sein. Hier gibt es einen Bereich im Walddreieck zwischen Flughafen, Rüsselsheim, Groß-Gerau und Mörfelden, in dem ich es irgendwann um 2010 herum aufgegeben habe, weil die negativen und immer aggressiveren Begegnungen immer mehr zugenommen hatten, nachdem es vorher rund 15 Jahre dort problemlos möglich gewesen war, nackt zu Joggen. Damals hatte ich regelmäßig meine Marathon-Trainingsstrecken in dieses Gebiet gelegt. Das waren dann jeweils zwischen 20 und 36 Km. Auch die Reaktionen der Polizeistreifen (die fahren in Flughafennähe regelmäßig durch den Wald) hatten sich damals um 2010 geändert. Auch bei denen war es mit der zuvor stillschweigenden Toleranz vorbei.

Da fallen dann auch Wörter, die man sicher sonst nicht gebraucht. Da hilft auch kein Training.

Doch, Training hilft sehr gut, bestimmte Worte und Formulierungen nicht mehr zu verwenden. Das weiß ich sehr gut von unserem früheren Presse-Training in der Firma. Es gibt bestimmte Dinge, die werden einem da derart energisch abgewöhnt, indem man in den Übungsdiskussionen in Fallen gerät, aus denen man nicht mehr herauskommt. Ein Beispiel ist: Man darf vor der Kamera nie "Ja, aber" sagen, denn die schneiden dann gern und häufig nach dem "Ja". Was in der Sendung herauskommt ist dann bestimmt nicht das, was man ausgesagt hat. Nach Störungen oder Unfällen ist man gestresst und aufgeregt. Trotzdem darf dann im Interview kein falsches Wort fallen. Und es funktioniert - nach dem Training in mehreren ganztägigen Kursen.

[Tim007]

Aber an dem Wort "Schammatte" hätte ich sogar in meiner Jugendzeit nichts Negatives gesehen, sondern nur ein Wort, das eine besonders dichte Behaarung zum Ausdruck bringen will, wie auch, wenn die Endung -pelz angehängt wurde.

Es ist alles gesagt, aber noch nicht von allen.

Ich glaube, das Problem liegt woanders.
Auch wenn es immer wieder behauptet wird, ist das Verhalten Nackter anders als "Textilisierter". Auch wenn es verkrampft ist: der Abstand zwischen Nackten, die sich unterhalten, soll angeblich größer sein. Es soll eine besondere Scheu geben, gewisse Körperregionen anzustarren. Und auch die Wortwahl ist, sogar nach meiner Beobachtung, diskreter, damit bloß keiner glaubt, dass FKK dazu missbraucht wird, anzüglich zu werden.

Deutlich wird das bei Begrifflichkeiten. Wenn ich zu einer Frau sage: "Ey, Tussy, du hast eine geile Schammatte", könnte das gewisse Irritationen hervorrufen. Wir können auch Begriffe wie "Möpse" wählen. Selbst wenn solche Begriffe in gewissen Kreisen Usus sein mögen, bereitet die Sexualisierung bei Frauen Unwohlbehagen.

Frauen sind in dieser Hinsicht sicherlich weniger anzüglich. Obwohl ich natürlich bestens ausgestattet bin, hat mir noch keine fremde Frau zugerufen: "Ey, Digga, du hast'n geilen Schwanz." Alles Ausdrücke, die bei noch Jüngeren, als wir es sind, üblich sind. Trotzdem ist es ein "no go". Die Diskussion hatten wir schon einmal.

Was folgt daraus: Es geht nicht um Begriffe, die üblich geworden sein mögen (früher hatte etwa das Wort "geil" eine völlig andere Bedeutung), sondern darum, dass sowas gerade dann, wenn sich jemand "die Blöße gibt", tabu ist.

[Campingliesel]

Mir ging es eigentlich nicht um das Schimpfen der Älteren auf die Jugend, denn daß die Jugend nicht immer das machten, was die Eltern wollten, ist klar. Sie wollten ihren eigenen Weg finden und eben manches anders machen als die Eltern und das ist ja auch nicht falsch. Auch wenn die Eltern das nicht immer verstanden oder akzeptierten.

Das heutige Problem, von dem ich geschrieben habe, liegt ganz woanders.

Heute verhätscheln die Eltern die Kinder häufig, was sogar bis zu den "Helikopter-Eltern" geht, die jeden Schritt und jeden Tritt überwachen, den KIndern kaum noch was zutrauen und ihnen jedes Steinchen aus dem Weg räumen. Sie erziehen sie zur Unselbständigkeit.

Andererseits kommt häufig die Aufmerksamkeit dem Kind gegenüber zu kurz. Die Eltern haben keine Zeit, den Kindern richtig zuzuhören und haben 1000 "wichtigere" Sachen im Kopf. Ich beobachte das auch häufig beim Einkaufen. Dauernd jammern sie über den "Wahnsinn" des Alltags über ihren Stress, aber die Kinder bleiben dabei auf der Strecke. Am besten hocken sie dann still und brav in ihrem KInderzimmer mit 1000 Spielsachen um sich herum.

[Eule]

@ Campingliesel
Deine Kritik an MathiasF war völlig überflüssig. Bei unserem Thema hier geht es wirklich nicht um die Erziehung der Kinder.

@ Aria
Wenn ein erwachsener Mensch sich der Jugendsprache bedient, um ggf. als fortschrittlich angesehen zu werden, dann empfinde ich dieses nicht nur als nicht angemessen. In meiner Zeit war etwas "rattenscharf". Wenn ich diesen Begriff jetzt nutzen würde, dann würde ich sicher unverständliche Blicke ernten, weil man von mir als alten Menschen erwartet, das ich mich kultiviert ausdrücke.

@ alle
Hans H. hat völlig richtig darauf hingewiesen, dass wir alles lernen können. Unüberlegte und niveaulose Äußerungen können nur als Beleg dafür angesehen werden, dass dem Sprecher ein entsprechender Wortschatz nicht zur Verfügung steht. Ich weiß ja auch, dass ich einem Reh nicht nachschauen soll, wenn mir dieses vors Auto läuft. Ich schaue ja dann automatisch in die Richtung, aus der es gekommen ist. Ich muss also immer wissen, was ich sage und was ich tue.

Natürlich ärgert es auch mich, wenn ein Anderer mir die Vorfahrt nimmt und ich eine Vollbremsung machen muss. Aber muss ich deswegen meine Beherrschung verlieren? Muss ich deswegen niveaulos herum poltern, nur um so meine Aufregung abzubauen? Muss ich bedenkenlos dumme Kommentare über das Aussehen anderer Menschen abgeben, nur um mich diesen gegenüber überlegen zu fühlen? Welches Menschenbild zeige ich durch diese unüberlegten niveaulosen Äußerungen? Bringe ich diesen anderen Menschen den Respekt, den ich von diesen mir gegenüber erwarte? Ach ja, das ist etwas anderes. War ja von mir wirklich nicht so gemeint!

Wir leben zurzeit in einer recht respektlosen und aggressiven Gesellschaft. In der das Meinen dem Wissen vorgeht. Und wer sich von unüberlegten und niveaulosen Äußerungen abschrecken lässt (Und dieses betrifft nicht nur die Frauen!), der ist selber schuld. Ist dieses wirklich der Umgangston, mit dem wir untereinander kommunizieren wollen?