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Der "Grundwiderspruch" von FKK

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Re: Der "Grundwiderspruch" von FKK

Beitrag von hajo » Fr 24. Sep 2021, 15:03

Ich glaube dir...
Daher auch dir: Danke!

 
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Re: Der "Grundwiderspruch" von FKK

Beitrag von Eule » Fr 24. Sep 2021, 18:12

Ich kann noch immer keinen Grundwiderspruch innerhalb der FKK erkennen. Der wesentliche Anspruch der FKK ist die Freiheit zur Natürlichkeit. Freiheit bedeutet hier: "Jeder kann, keiner muss!" Das beste Beispiel für diese Haltung spielen uns die Kinder im Vorschulalter vor, sofern sie nicht durch eine überzogene moralische Erziehung schon "verdorben" sind. Sie ziehen sich aus und sie ziehen sich an, so wie sie es gerade wollen und empfinden. Was denken sie sich dabei? Nichts. Denn sie handeln aus einem emotionalen Bedürfnis heraus. Ohne zu denken, nur aus einem Empfinden heraus.

Die Freikörperkultur entstand aus einer Protestbewegung gegen die gesellschaftlichen Zwänge heraus, die der Natur des Menschen großen Zwang auferlegte und teilweise gesundheitlich nicht unproblematisch waren. Zurück zur Natur! Zurück zu meinem Ich, der sich in meiner Natürlichkeit offenbart. Ich bin so, wie ich bin. Und dieses ist nicht nur gut für mich, sondern auch für mein Umfeld. Denn wenn ich so bin wie ich bin, dann bin ich entspannt, ehrlich und offen. Fern ab von gesellschaftlichen Zwängen, angeblichen moralischen Pflichtverhalten und somit fremdbestimmt.

Ein Knackpunkt unserer Gesellschaft ist immer noch die Nacktheit. Wir sehen im gesellschaftlichen Ganzen die Nacktheit nicht als ein natürliches So-Sein an. Es ist immer verbunden mit einer Aussage, nämlich die des Fehlens. Unser gesellschaftliches So-Sein wird nicht von dem natürlichen So-Sein gespeist, nein es wird von einem Konstrukt gespeist, das etwas erscheinen und darstellen soll. Unserem natürlichen So-Sein wird also etwas übergestülpt, was eine bestimmte Botschaft vermitteln soll. Der Schein ist somit wichtiger als das Sein.

Wir alle haben mehr oder weniger zwingend eine Erziehung erhalten, die das Ziel verfolgte, den Schein vom eigenen Sein hoch und stabil zu halten. Teilweise flankiert von moralischen Verhaltensansprüchen oder der Pflicht, den Erwartungen der Mitmenschen zu entsprechen, um nicht seines Scheines beraubt zu werden.

Der Widerspruch in unserem Empfinden zur Nacktheit besteht nicht in der Nacktheit als solches. Er besteht darin, dass wir mit der Nacktheit bestimmte gesellschaftliche Normen und Erwartungshaltungen brechen und unser Schein vom Sein beschmutzt und befleckt werden kann und wir unsere Strahlkraft deswegen einschränken oder gar verlustig gehen könnten. Die Scham ist das Instrument, das Werkzeug, mit dem wir unser Schein "sauber" halten sollen.

Damit liegt nun der Grundwiderspruch nicht in der FKK und/oder Nacktheit. Er liegt im Konflikt zwischen unserem natürlichen So-Sein und dem gesellschaftlichen Schein des So-Seins.

 

Re: Der "Grundwiderspruch" von FKK

Beitrag von CHICO » Fr 24. Sep 2021, 18:26

Genau so sehe ich es auch. Und an dieser Problematik muss intensiv gearbeitet werden. Wir müssen eine Änderung zur Achtung des Seins bewirken.

 
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Re: Der "Grundwiderspruch" von FKK

Beitrag von Tim007 » Fr 24. Sep 2021, 18:34

Eule hat geschrieben:Zurück zu meinem Ich, der sich in meiner Natürlichkeit offenbart.

Unser gesellschaftliches So-Sein wird nicht von dem natürlichen So-Sein gespeist, nein es wird von einem Konstrukt gespeist, das etwas erscheinen und darstellen soll. Unserem natürlichen So-Sein wird also etwas übergestülpt, was eine bestimmte Botschaft vermitteln soll. Der Schein ist somit wichtiger als das Sein.


Ich finde Deine Überlegungen gut, Eule.

Sartre (?) hatte mal gesagt: "Jeder spielt eine Rolle".

Wenn ich mich in meinen edlen Zwirn zwänge, um den Nobelpreis abzuholen, bin ich wichtig.
Wenn ich meine speckige Jeans anziehe, bin ich leger.
Wenn ich nackt durch den Wald gehe, bin ich ...

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Re: Der "Grundwiderspruch" von FKK

Beitrag von hajo » Fr 24. Sep 2021, 19:35

Tim007 hat geschrieben:Wenn ich nackt durch den Wald gehe, bin ich ...
ICH ;)

Wirklich.
"Verwirklicht"

 
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Re: Der "Grundwiderspruch" von FKK

Beitrag von Tim007 » Fr 24. Sep 2021, 21:24

Das ist wahr.
Warum auch immer ...

 
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Re: Der "Grundwiderspruch" von FKK

Beitrag von Campingliesel » Fr 24. Sep 2021, 21:52

@ Eule:

Ich kann noch immer keinen Grundwiderspruch innerhalb der FKK erkennen.


Es gibt ja eigentilch auch gar keinen!

Wenn jemand da einen Grundwiderspruch sieht, dann ist das aus einem falschen Verständnis heraus.

HTJ sagte das ganz deutlich:

1. Die Natürlichkeit von Nacktheit und der Anblick einer nackten Frau ein Widerspruch ist und
2. Man sich schämen muß, wenn man eine nackte Frau attraktiv findet.


Warum soll die Natürlichkeit der Nacktheit und der Anblick einer nackten Frau ein Widerspruch sein?
Warum muß man sich schämen, wenn man eine nackte Frau attraktiv findet?

Da versteht HTJ eben etwas völlig falsch. Als FKKler muß man nicht "asexuell" sein. Im Volksmund würde man das "frigide" oder "impotent" nennen.

Aber FKK ist eben nicht dazu da, seine sexuellen Gelüste sofort und an Ort und Stelle auszuleben. Das kann man in einem Sex-Club machen. Und die werden halt leider auch oft mit FKK-Club bezeichnet. vielleicht kommt daher sein Irrtum?

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Re: Der "Grundwiderspruch" von FKK

Beitrag von hajo » Fr 24. Sep 2021, 22:53

Was mir schon seit längerer Zeit auf den Wecker geht, ist diese permanente Assoziation, FKK habe für viele mit ständigem Sex zu tun.
Ich bin ja nun nicht so lange dabei, erst seit mehr als 50 Jahren. Schon Jahre zuvor war ich zu Hause häufig, später überwiegend nackt. Da hatte ich zunächst weder eine Erektion erlebt noch sexuelle Gefühle. Auch nach Pubertätsbeginn waren sexuelle Kontakte ganz erheblich seltener als mein Nacktsein. Ich habe nie etwas gegen - erst einmal kennengelernt - einvernehmlichen Sex gehabt. Im Gegenteil. Aber Nacktheit ist da zwar außerordentlich praktisch, doch war und ist sie bei mir nie Anlass für triebgesteuertes Handeln.

 
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Re: Der "Grundwiderspruch" von FKK

Beitrag von Campingliesel » Fr 24. Sep 2021, 23:23

tytoalba hat geschrieben:Was mir schon seit längerer Zeit auf den Wecker geht, ist diese permanente Assoziation, FKK habe für viele mit ständigem Sex zu tun.
Ich bin ja nun nicht so lange dabei, erst seit mehr als 50 Jahren. Schon Jahre zuvor war ich zu Hause häufig, später überwiegend nackt. Da hatte ich zunächst weder eine Erektion erlebt noch sexuelle Gefühle. Auch nach Pubertätsbeginn waren sexuelle Kontakte ganz erheblich seltener als mein Nacktsein. Ich habe nie etwas gegen - erst einmal kennengelernt - einvernehmlichen Sex gehabt. Im Gegenteil. Aber Nacktheit ist da zwar außerordentlich praktisch, doch war und ist sie bei mir nie Anlass für triebgesteuertes Handeln.


Du solltest aber nicht von dir auf andere schließen.

Da hatte ich zunächst weder eine Erektion erlebt noch sexuelle Gefühle.
Wann war das denn? Noch vor der Pubertät? Als KInd? Oder wie soll man das zeitlich einordnen?
Sicher waren die sexuellen Kontakte nach Pubertätsbeginn seltener als das Nacktsein.
In diesem Alter hat die FKK ja auch nichts mit ständigem Sex zu tun. Und auch später nicht.

ist diese permanente Assoziation, FKK habe für viele mit ständigem Sex zu tun.


Diese Assoziation betrifft ja auch eher die Vorstellung, daß auf FKK-Plätzen automatisch auch Sex stattfindet. Oder jemand deshalb auf einen FKK-Platz geht, um Sexpartner zu finden. Das rührt einfach daher, weil in der allgemeinen Gesellschaft Nacktheit zuerst immer mit Sex in Verbindung gebracht wurde. Erst die FKK setzte da einen gegenteiligen Grundsatz ein, daß eben genau das nicht der Fall sein muß. Man kann sich auch nackt in einer Gruppe oder Gesellschaft bewegen, ohne sexuelle Interessen zu zeigen oder als Zweck zu betrachten.

Aber diese Einstellung der FKK führt anscheinend bei manchem zu dem Eindruck, daß man als FKKler völlig "sexlos" zu sein hat. Also alles unterdrücken muß oder nicht fühlen darf. Aber das ist natürlich auch Unsinn. Man muß eben nur wissen, daß man einen FKK-Platz nicht mit einem Sex-Club verwechseln darf.

Wissen denn heute viele Leute, vor allem Männer, nicht mehr, wie man sich anständig benimmt, auch wenn man am FKK-Platz eine Frau attraktiv findet? Haben sie so große Angst davor, sofort einen Steifen zu bekommen? Haben sie solche Reaktionen wohl nicht mehr im Griff? Ich weiß als Frau nicht, wie das die Männer früher am FKK-Platz gemacht haben, aber sie konnten sich beherrschen. Wahrscheinlich wohl deshalb, weil sie eben begriffen haben, daß die Nacktheit bei der FKK nicht automatisch mit Sex in Verbindung stehen muß. TRotzdem muß man aber nicht "asexuell" sein.
Heute glauben anscheinend so manche, daß Mann das nicht beherrschen kann und sofort der Reaktion freien Lauf lassen zu müssen.

 
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Re: Der "Grundwiderspruch" von FKK

Beitrag von Campingliesel » Fr 24. Sep 2021, 23:38

Bei Wikipedia wird das noch besser ausgedrückt.

Hinter der Freikörperkulturbewegung steht eine Lebenseinstellung, nach welcher der nackte Körper kein Grund für Schamgefühle ist. Die gemeinschaftlich praktizierte Nacktheit der Freikörperkultur wird in diesem Sinne oftmals als befreiend erlebt und geht mit gegenseitiger Akzeptanz und positivem Körperbild einher.[3][4] Anliegen ist dabei die Freude am Erlebnis der Natur, am Nacktsein selbst oder die Realisierung von Freiheit. Die Nacktheit der Freikörperkultur steht dabei in keinem sexuellen Bezug.[5][6] Nacktheit am Strand und im Wasser geht im Vergleich zu Badebekleidung mit einer anderen Oberflächensensibilität einher, die meist als angenehm erlebt wird.[7] Die im Sinne der FKK propagierte Nacktheit hat nicht die Sexualität anzusprechen und steht in keinem unmittelbaren Zusammenhang zu dieser.

Insgesamt scheint es für Nicht-Nudisten ohne Erfahrungen und Kontakt zur Freikörperkultur oftmals schwer vorstellbar, Nacktheit außerhalb eines engen privaten Bereichs nicht automatisch mit Sexualität in Verbindung zu bringen

Wissenschaftliche Studien und persönliche Erfahrungsberichte stimmen überein, dass Nacktheit innerhalb der Freikörperkultur ihre sexuelle Bedeutung verliert.[8][20] Durch die gewohnheitsmäßige Konfrontation mit Nacktheit in alltäglichen Situationen, die eindeutig nicht sexuell sind, findet eine Entkontextualisierung von Nacktheit statt. Der Blick gewöhnt sich an nackte Körper beiderlei Geschlechts, die in unserem Kulturkreis sozialisierte Verbindung „Nacktheit → Sex“ löst sich auf.

Der Anblick von gegengeschlechtlicher Nacktheit behält zwar seinen ästhetischen Wert und eine gewisse Neugier in Bezug auf die Körper anderer Menschen bleibt bestehen. Der nackte Körper per se ist jedoch nicht mehr sexuell erregend, sobald die gesellschaftlich erlernten Schemata wegfallen.[8]

Im Kontext der Freikörperkultur dient Nacktheit somit nicht als sexueller Reiz, und sie zieht somit auch keine besondere Aufmerksamkeit auf sich. Viele FKK-Anhänger berichten von einer „Normalisierung“ durch Nacktheit: Diese wird selbstverständlich und allgegenwärtig, verliert somit ihre Aufmerksamkeitsfunktion und „tritt in den Hintergrund“.


Mir scheint, daß diese Erklärungen immer noch nicht bei allen richtig angekommen und verstanden worden sind.

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