CHICO hat geschrieben:Wenn BoeinNackter schreibt:
„Es fällt offenbar weiterhin schwer, innerhalb des Naturismus mehr Auseinandersetzung mit einem eher positives Bild von Sexualität und Erotik zuzulassen.“
wird sehr deutlich, dass Nacktheit i. ö. Raum immer noch sehr ideologiebefangen ist. Ideologien im Sinn von FKK und auch Naturismus.
Wenn man sich loslöst von den historischen Überlegungen zur Rechtfertigung der Nacktheit i. ö. Raum (FKK – kein sexueller Bezug), gibt es wohl keine vernünftige Erklärung, warum mit dem Ablegen von Kleidung /Badekleidung i. ö. Raum die Aspekte Erotik und Sexualität aus den Köpfen der Menschen verschwinden oder gar zu verschwinden haben. Menschen, bekleidet oder unbekleidet, bleiben hinsichtlich ihrer Verhaltensweisen und Interessen die gleichen, auch wenn sie zeitweise die Bekleidung ablegen. Wenn ich von einem Badestrand, an dem Bekleidete überwiegen, zu einem Badestrand der rein Nackten wechsele, nutze ich keinen „Schalter“, Erotik und Sexualität auszuschalten; es gibt diesen Schalter nicht. Wenn Ideologen, glauben, einen solchen Schalter zu kennen, sollten sie es einmal begründen.
Das ist entschieden zu unter-komplex – oder (je nach Sichtweise) auch deutlich zu naiv.
Selbstverständlich und allseits unbestritten ändert niemand seine Natur (also auch seine – wenn vorhanden – erotische oder sexuelle Natur) bei einem Wechsel vom Textil- zum FKK-Strand. So wie dumme (oder intelligente) Menschen dadurch auch nicht intelligent (oder dumm) werden. Die Augenfarbe ändert sich übrigens auch nicht.
Generell geht es auch nicht um die sexuelle Natur des Menschen, sondern um sein sexuelles Handeln. Und in diesem Sinne gelten sowohl am öffentlichen Textil- als auch am öffentlichen FKK-Strand die gleichen Sexualgesetze: Was in A erlaubt ist, ist auch in B erlaubt und was in A verboten ist, das ist auch in B verboten (beziehungsweise umgekehrt).
Trotzdem gibt es so etwas wie einen Schalter.
Es ist ein „sozialer“ Schalter.
Ich kann es dir beweisen, indem ich dir einen solchen Schalter (der auch bei dir funktioniert) mit leichter Hand benenne: Das sexuelle Verhalten deinem Bruder/deiner Schwester gegenüber wird ganz anderes sein, als gegenüber deinem Lebenspartner/Lebenspartnerin. Trotz der identischen sexuelle Natur „siehst“ du dein Geschwister anders als du deinen Partner/deine Partnerin „siehst“.
Es gibt also tatsächlich einen solchen Schalter. Nebenbei: Es kommt nicht von ungefähr, dass sich in FKK-Vereinen die Mitglieder häufig mit „Bruder“ und „Schwester“ anredeten. („anredeten“, weil es heute nicht mehr so üblich ist).
Jetzt noch schnell zum Thema des Threads: „Sauna (oder FKK) und körperliche Nähe“
Die in den vorhergehenden posts benannten Regeln (Umarmung, Kuss) erklären sich durch die Bedürfnisse des Sauna-Betreibers, der nicht verhungern will. Wir sollten volles Verständnis dafür haben.
Für diejenigen, die etwas schwer von Begriff sind, habe ich es auch noch etwas ausführlicher :
Jeder Betreiber einer Saunaanlage/Saunalandschaft ist bestrebt, möglichst viele Kunden zu haben, die auch immer wieder kommen (das sind dann die „Stammkunden“). Wenn nun die Sauna – berechtigt oder unberechtigt - in den Ruf einer Sex-einrichtung kommt, dann passiert folgendes: Als erstes bleiben die Frauen weg, dann – bis auf einen kläglichen, nicht einträglichen Rest – alle andern. Zu Deutsch: Er macht Pleite. Leider (und das macht es etwas schwierig) reicht bereits die (definitiv nicht strafbare) Andeutung aus, um diesen bedauernswerten Effekt zu erzielen. Ist eine Umarmung, ein flüchtiges Küsschen bereits eine solche Andeutung? Oder eine „innige“ Umarmug? Ein längerer Kuss? Ja, dass sind „schwammige“ Begriffe. Aber unabhängig von der Frage, wo da die Grenze ist, irgendwann wird es für den Betreiber einer Anlage finanziell nicht mehr tragbar.
Woher ich das weiß ?? Ich habe nach einem Besuch einer Saunalandschaft, zu der auch hier im Forum eingeladen wurde und an dem sich etliche (inzwischen ehemalige) poster beteiligten, dort die Organisation befragt, denn meine Neugierde war geweckt, als ich zwei Personen aus dem Personal von Sauna zu Sauna und von Liegeraum zu Liegeraum eilen sah. Sie suchten nach Nutzern, die aufgefallen waren. Wie man mir später (ich bin mir nicht sicher, ab ich wirklich mit dem Chef der sehr großen Saunalandschaft sprach) erläuterte, lag dem eine – nicht strafrechtlich erfassbare – aber geschäftsschädigende Handlung zugrunde. Typischerweise würde das mit einem Hausverbot quittiert. Das alles möglichst stillschweigend, um keine geschäftsschädigenden Gerüchte aufkommen zu lassen. Da die in jedem Fall anfallenden, erheblichen „Fixkosten“ der großen Saunalandschaft unabhängig von der Besucherzahl sind, führt schon eine kleiner Besucherrückgang in die Pleite.
Die (schwammig formulierten) Regeln sind also nicht wegen – unberechtigter - „moralischer“ Begründungen aufgestellt, sondern wegen ganz banaler kommerzieller Interessen.
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