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Re: Göttinger Lokalgschichten

BeitragVerfasst: Mo 9. Mai 2022, 17:32
von elfe
Eine natürliche Person mit anatomischen Merkmalen, die nach altertümlicher Sichtweise als weiblich kategorisiert wurden, erklärt sich selbst per „Sprechakt“ als nicht-weiblich. Ein Schwimmer in den USA, der sich zur Frau erklärt, gewinnt einen Damenschwimmwettbewerb. Die Bundestagsabgeordnete Tessa Ganserer, vormals Markus Ganserer, wird mit den Worten zitiert: „Ein Penis ist nicht per se ein männliches Genital.“ Das stellt die Gesellschaft insgesamt und natürlich auch die drei Staatsgewalten sowie das Erziehungs- und Bildungssystem vor neue, bisher ungekannte Aufgaben. Wir haben ja sonst keine anderen Sorgen.

Re: Göttinger Lokalgschichten

BeitragVerfasst: Mi 11. Mai 2022, 00:35
von Eule
Wir leben in einer Zeit des Umbruches. Eine Erscheinung innerhalb des Anfanges eines Umbruches ist eine Übertreibung im Sinne eines Ausweitung der entsprechenden Begrifflichkeiten. Bei der Frage nach der Geschlechtlichkeit des Menschen erfolgt die Zuordnung des entsprechenden Geschlechts an den äußeren Merkmalen. Die klassische Einteilung und Zuordnung wird heute nicht mehr unbedingt als so zutreffend angesehen. Frage in diesem Thread ist, ob die voll ausgebildete weibliche Brust als ein Intimorgan angesehen werden muss und soll, die unausgereifte männliche Brust hingegen dieses nicht ist.

Wenn der Anblick einer unbedeckten weiblichen Brust zur Alltäglichkeit gehört, wird man sich kaum vorstellen können, warum dieses uns heute als ein so großes Problem erscheint.

Re: Göttinger Lokalgschichten

BeitragVerfasst: Mi 11. Mai 2022, 07:29
von elfe
"Frage in diesem Thread ist, ob die voll ausgebildete weibliche Brust als ein Intimorgan angesehen werden muss und soll, die unausgereifte männliche Brust hingegen dieses nicht ist."

Diese Frage kann zwar jeder für sich selbst entscheiden aber wenn es allgemeinverbindlich sein soll, muß eine Expertenkommission her. Als Mitglieder schlage ich vor:
Dr. Frank Ulrich Montgomery als Vertreter der Ärzteschaft, Dr. Karl Lauterbach Bundesgesundheitsminister, Kardinal Woelki als höchste Instanz in Sachen Moral und Ethik, Bundesjustizminister Buschmann, Alice Schwarzer, Ingrid Steeger und Arnold Schwarzenegger.

Re: Göttinger Lokalgschichten

BeitragVerfasst: Mi 11. Mai 2022, 09:13
von Bummler
Eule hat geschrieben:Frage in diesem Thread ist, ob die voll ausgebildete weibliche Brust als ein Intimorgan angesehen werden muss und soll, die unausgereifte männliche Brust hingegen dieses nicht ist.


Nun ja, man kann das ja noch weiter differenzieren, weil "Intimorgane" auch der Ausscheidung dienen und nicht nur der Sexualität.
Da die weibliche Brust aber Milch ausscheiden kann, gehört sie eindeutig in diese Kategorie, während die männliche Brust das genau nicht kann.
Habe ich jedenfalls noch nicht von gehört.

Insofern muss wohl die weibliche Brust anders gesehen werden als die männliche. Ob man sie deswegen verstecken müsste, ist freilich eine ganz andere, nämlich soziologisch-philosophische Frage mit psychologischem Einschlag.

:mrgreen:

Re: Re:

BeitragVerfasst: Mi 11. Mai 2022, 10:34
von Klaus Trophobie
Phragmites hat geschrieben:weibliche Brüste haben sexuelles Potential, wie alle möglichen sekundären Geschlechtsmerkmale auch, auch eine männliche Brust, Ärsche, Hände, ggf Füße, usw ; insofern ist eine Vergleichbarkeit, die keine Gleichsetzung ist, durchaus gegeben. ich finde es also verständlich und der geistigen Solidarisierung wert, hier gleichermaßen für alle m/w/d eine Minimierung des Textilgebots auf textile Bedeckung der primären Geschlechtsorgane einzufordern – in der münchner Badeverordnung ist es so geregelt.
:?: die Frage ist freilich, ob das der Fkk weiterhilft, denn der geht es ja um nackt sein


Wenn man danach geht, ist alles, was sexueller Fetisch sein kann, mit sexuellem Potential behaftet. Sollen wir deswegen Gummistiefel in der Öffentlichkeit verbieten, nur weil einige sich daran aufgeilen könnten oder sollen Staubsauger zukünftig nur noch bei Erdbeermund & Co. verkauft werden?
Je unverklemmter und selbstverständlicher man mit Nacktheit einzelner Körperpartien oder des ganzen Körpers umgeht, um so reizloser wird Nacktheit für den einen oder anderen Risiko-Mitbürger.

Die Erotikbranche macht es vor: eis.de wirbt zur besten Abendessenzeit für Erotik-Produkte und holt dieses Thema aus der Schmuddelecke. Damenbindenhersteller bewerben diese durchaus für manchen unappetitlichen Erzeugnisse ebenfalls gleich nach der Barbie-Werbung. In den 50er und 60er Jahren wäre es undenkbar gewesen, das Wort "Damenbinde" oder gar "Vibrator" öffentlich im Fernsehen auszusprechen. Heute bekommt der 6-Jährige diese Produkte im Werbeblock kurz vor dem Sandmännchen präsentiert. Für diese Generation sind das keine Tabus mehr. Also ist der Kasseler Schritt durchaus ein positiv zu Bewertender.

Re: Göttinger Lokalgschichten

BeitragVerfasst: Mi 11. Mai 2022, 11:11
von elfe
Wenn ich der Betreiber eines Schwimmbades wäre, würde ich es den Badegästen freistellen, ob sie im Wasser Textilien tragen wollen oder nicht. Da der Textilienabrieb unvermeidlich die Pumpen-und Filteranlagen belastet, würde ich die unterschiedliche Belastungs-und Kostensituation nach dem Verursacherprinzip über den Eintrittspreis an die Badegäste weitergeben. Wer keine Textilien braucht, zahlt den niedrigsten Preis und wem es beliebt in Wintermantel und Handschuhen zu baden zahlt einen entsprechend höheren Preis. Das wäre ein fairer Kompromiss, der eine Vielzahl von Standpunkten zulässt, ohne eine Person oder Personengruppe zu diskriminieren. Und wem dieses Schwimmbad nicht gefällt, kann ein anderes aufsuchen. Damit könnten die endlosen, kontroversen, soziologisch-philosophischen Debatten mit psychologischem Einschlag mal ein Ende finden.

Re: Göttinger Lokalgschichten

BeitragVerfasst: Mi 11. Mai 2022, 11:22
von ynda
Ich könnte mir vorstellen, dass es den Betreibern der Bäder im Prinzip schnurzegal ist, ob die Besucher Badekleidung
tragen oder nicht, solang sich alle anständig verhalten. Aber, die Betreiber müssen auch auf eine gewisse
'Rendite' achten. Wenn also durch die Anwesenheit der Nackten zu viel sonstige Besucher weg bleiben, wird ganz
schnell abgewogen was wichtiger, sprich besser für's Geschäft ist.

Re: Göttinger Lokalgschichten

BeitragVerfasst: Mi 11. Mai 2022, 13:05
von regenmacher
ynda hat geschrieben: die Betreiber müssen auch auf eine gewisse 'Rendite' achten.
Für Kommerzielle Anbieter ist das der springende Punkt. Für sie können Änderungen in den Besucherzahlen (u.U. geht es um nur wenige Prozentpunkte) der Weg in die Insolvenz bedeuten.
Etwas günstiger sieht es bei Betreibern aus, die dem Allgemeinwohl verpflichtet sind (wie z.B. die Tochter der Stadt Göttingen, die "Göttinger Sport und Freizeit GmbH & Co. KG", welche besagte Eisfeldwiese betreibt). Denn diese Verpflichtung beinhaltet auch die Versorgung von Minderheiten. Im Gegenzug werden diese öffentlichen Einrichtungen durch die öffentliche Hand in erheblichem Maße bezuschusst und sollen/müssen daher nicht nur auf die erwirtschaftete Rendite achten.
Im Grunde lässt sich daraus sogar eine Verpflichtung für derartige Einrichtungen ableiten, auch denjenigen, die auf herkömmliche Badebekleidung ganz oder teilweise verzichten wollen, entsprechende Angebote zu machen.
.

Re: Göttinger Lokalgschichten

BeitragVerfasst: Mi 11. Mai 2022, 13:33
von hajo
Letztlich komm ich immer wieder auf das Grundrecht nach Artikel 3 GG zurück:
(1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.
(2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.
(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.
(Hervorhebungen durch mich.)
Ich bin kein Jurist.
Doch entweder SIND diese Rechte gegen, dann gelten sie. Oder sie sind es eben nicht in den Augen so mancher. (Etwas, das man bei der Interpretation des GG ja zunehmend häufiger anzunehmen sich gezwungen sieht.)
In diesem Artikel steht übrigens nichts von "anderen Gesetzen" oder dem "Sittengesetz", die diese Rechte einschränken könnten.

Da es sich bei dem Bad um ein von der "öffentlichen Hand" zur Verfügung gestelltes und mit öffentlichen Mitteln (Steuern) errichtetes und gefördertes Objekt handelt, sollte zumindest in diesem Fall eine Abwägung des Oberteil-freien Badens nicht beim zuständigen Bademeister liegen.

Re: Göttinger Lokalgschichten

BeitragVerfasst: Mi 11. Mai 2022, 16:16
von elfe
"Aber, die Betreiber müssen auch auf eine gewisse
'Rendite' achten. Wenn also durch die Anwesenheit der Nackten zu viel sonstige Besucher weg bleiben, wird ganz
schnell abgewogen was wichtiger, sprich besser für's Geschäft ist."


"Erst kommt das Fressen (sprich Kommerz) dann die Moral (oder auch die Doppelmoral)." sagt ein geflügeltes Wort.

https://www.welt.de/vermischtes/weltges ... markt.html
Ein finanzieller Anreiz überwindet in nullkommanix Grenzen und Widerstände, die über Jahrzehnte hinweg als unüberwindlich galten und für hitzige und emotional stark aufgeheizte Debatten gesorgt haben.
Was im Einzelhandel möglich ist könnte im Schwimmbad erst recht möglich sein, allein schon wegen der damit verbundenen Sinnhaftigkeit. Wie man auf den Bildern sieht, braucht man auch keine Mannequin-Figur.