„Campingzeit am Rätzsee“ – Das letzte Refugium für FKK-Campingfreunde in Deutschland?
Die allgemein rückwärtsgewandte Entwicklung bei der Akzeptanz von natürlicher Nacktheit in Deutschland braucht an dieser Stelle wohl sicher nicht weiter erörtert zu werden. (…)
Was uns in diesem Jahr aber drastischer denn je auffiel, waren einerseits das weitere Schrumpfen der FKK-Strände an der Ostsee, das Zusammenlegen von FKK- mit Hunde-Stränden (wer Hunde nicht mag, hat halt Pech gehabt) und das Antreffen von überwiegend bis ausschließlich (!) „textilierten“ Sonnenanbetern in FKK-Strandabschnitten. Und das ausgerechnet in diesem heißen Sommer!
Ebenso fiel uns in unserer Heimatregion, der Feldberger Seenlandschaft auf, dass an den unzähligen wilden Badestellen, an denen eigentlich von jeher nackt gebadet wurde oder es zumindest ein einvernehmlich gemischtes Beieinander gab, in diesem Jahr kaum noch jemand unbekleidet war. Das änderte sich zwar binnen Minuten, nachdem wir uns ausgezogen hatten, einige schienen regelrecht darauf gewartet zu haben, bis jemand den Anfang macht, doch fragen wir uns, wie kann etwas, was in gut hundert Jahren gewachsen ist, binnen weniger Jahre den Bach runter gehen? Ist es die zweifelhafte typisch deutsche Tugend des „vorauseilenden Gehorsams“? Laut aktuellen Berechnungen wird in Deutschland erst im Jahre 2045 der Islam die vorherrschende und sicherlich auch die beherrschende Religion sein. Etwas zynisch gesprochen: Unsere europäischen Nachbarn sind da teilweise bereits früher dran.
Nun aber zum eigentlich Thema!
Im vergangenen Herbst schauten wir uns die beiden FKK-Campingplätze am Rätzsee (nahe Wesenberg/ Mirow) an - wollten schließlich für den nächsten Urlaub nicht ins Blaue buchen.
Als wir dann im Februar buchten, entschieden wir uns doch erst einmal für "Campingzeit am Rätzsee". Und das war gut so!
Dass die beiden neuen Betreiber die einstigen Ideale der Freikörperkultur auch persönlich leben, ist auf dem gesamten Areal zu spüren. Und so verwundert es auch nicht, dass man sich überall unbekleidet bewegen darf, so auch in der kleinen Einkaufsstelle, und nicht nur in einem abgezäunten Bereich. Es ist wirklich sehr angenehm im gesamten Urlaub keine Klamotten tragen zu müssen.
Auch hatten wir den Eindruck, wirkt sich diese entspannte Atmosphäre auf den Umgang der Camper untereinander sehr positiv aus. ... fast ein bisschen wie früher.
Aber auch Platzwart Axel trägt viel dazu bei, dass dem so ist. Konsequenter Weise werden durch ihn u.a. jene Badegäste angesprochen, welche die Hinweistafeln, dass es sich um einen FKK-Campingplatz handelt, ignorieren.
An einem Tag starteten wir von diesem Campingplatz aus mit unseren Kajaks zum anderen Ende des Rätzsees, zum "Ferienidyll am Rätzsee", um dort bei Kaffee und Kuchen das schöne Wetter auf dem dortigen Freisitz zu genießen.
Von FKK-Camping zu FKK-Camping bei 35° C im Schatten, so dachten wir, genügt ausreichend Trinkwasser an Bord. Die Kleidung blieb also im Wohnwagen zurück.
Doch der Empfang konnte nicht enttäuschender sein! "Hier ist kein FKK!" wurde uns lautstark und unmissverständlich entgegengerufen. Und weiter: "Dahinten könnt ihr FKK machen!". Verwiesen wurden wir auf ein Areal hinter einer über 2 Meter hohen blickdichten Bretterwand mit einer ebenso blickdichten Toreinfahrt.
Wer Urlaub in einem Gehege machen will, ist hier bestimmt gut aufgehoben. Doch mit dem ursprünglichen Gedanken der Freikörperkultur hat das alles nichts mehr zu tun!
Und die Begründung, man wolle die Nacktbader vor unliebsamen Blicken schützen, ist schlicht verlogen. Nein, umgekehrt wird ein Schuh draus.
Wir steuern offensichtlich und wohl auch unaufhaltsam in das amerikanische Verständnis von natürlicher Nacktheit: Gesetzlich verboten, aber in privaten, von außen nicht einsehbaren Areals geduldet.
… wäre da nicht die Hoffnung, dass die beiden neuen Betreiber von "Campingzeit am Rätzsee" tatsächlich etwas bewirken, ihre Erfolge über die Medien wirksam in die Öffentlichkeit tragen und irgendwann wieder ein Umdenken in der Bevölkerung stattfindet.
Freilich liegt es aber auch an jedem einzelnen FKK-Freund, ob er an Badestellen oder aber auch beim Paddeln klein beigibt, sich dem derzeitigen Trend anpasst, oder aber er weiterhin sein Bedürfnis nach Sonnenstrahlen und einer frischen Sommerbrise am gesamten Körper auslebt.