Hallo Wanderfreunde,
ich habe am 14. und am 16.06.18 zwei lange Wanderungen durch den Wald südlich der Talsperre Wippra unternommen und will nun berichten, was ich vorgefunden habe. Beide Male bin ich allerdings mehr auf nicht „N“-Wegen als auf solchen gelaufen. Ich wandere dort nun schon im fünften Jahr und habe immer wieder Lust, neue Wege zu entdecken, nachdem ich alle alten, also N-Wege, schon zigmal gelaufen bin. Der Wald ist überall gleich menschenleer, und da ist es juristisch gesehen eh egal, wo ich nackt herumlaufe. Wald- oder Kabelarbeiter kann man überall treffen, und wenn man überhaupt mal jemanden sieht, ist das meist in der Nähe von Parkplatz oder Badestelle.
Die Zufahrt erwies sich (14.06.) als großes Problem. Im vorigen Jahr war ich mehrmals von Königerode aus durch den Wald bis zur Armbrusterbrücke (das ist die kleine Brücke über den Talsperreneinlauf, pardon, so steht es auf den Schildern, ich hätte ja „-zulauf“ bevorzugt) gefahren, dort gibt es einen kleinen Parkplatz, der auch von anderen Spaziergängern benutzt wird. Wenige Meter weiter beginnen die ca. 10 Datschen. In diesem Jahr aber fand ich 300 Meter vor dem Ziel (auf dem Wanderweg Wippra-Dankerode) ein Absperrband vor, vermutlich wegen der Holzarbeiten (was ich später bestätigt fand). Ich fuhr zurück bis zum Forsthaus an der Kreuzung Schiefergrabenstraße-Dankeröder Gestell und dann auf dem Dankeröder Gestell ca. 3 km Richtung Osten bis zum nicht gesperrten Weg rechts runter zur Talsperre. Ich kam nicht weit, wegen tiefer Schwerlastspuren ging es mit einem Pkw nicht mehr. Der ansonsten steinhart getrocknete Boden war hier plötzlich auch noch weich, so dass ich viel Glück hatte, noch wenden und zurückfahren zu können (sonst wäre ich wohl heute noch da). Das Gestell wieder zurück und über Dankerode im großen Bogen zum südlichen Forsthaus Bodenschwende, wo ich den Wagen vor dem Verbotsschild abstellte und hier meine Wanderung mit inzwischen einer Stunde Verpätung begann. Am 16.04. hatte ich dann den Mut der Verzweiflung und parkte nach Fahrt über Rotha Richtung Bodenschwende, davor aber den östlichen Waldweg (unerlaubt) runter zum Knüppeldamm, über die Brücke zur Talsperre auf dem „offiziellen“ Parkplatz, wo bereits ein Wagen aus Zürich stand. Zurück nahm ich dann den kürzeren Weg am Forsthaus vorbei.
Hier folgt jetzt eine summarische Schilderung des Zustands der Wege und des Waldes. Wer Einzelheiten wissen und 28 Fotos dazu sehen will, sei auf meine aufgezeichnete Tour (16.06.) bei komoot.de verwiesen. Hier der Link:
https://www.komoot.de/tour/35667115Der Wald in diesem ganzen Großbereich ist offenbar von schweren Stürmen schlimm getroffen worden. Es gibt kaum eine Ecke, die nicht betroffen ist. Vielerorts sind die Stämme schon geborgen und in Stücken an den Wegen gestapelt – so viele und fast endlose Stapel habe ich im Leben noch nicht gesehen. Und doch gibt es immer noch viele Flächen, auf denen die Bäume – in der Regel natürlich Kiefern – kreuz und quer übereinander liegen, und leider auch oft auf den Wegen, die noch längst nicht alle freigeräumt sind. Es gibt etliche N-Wege, die nicht zu benutzen sind. Und da man vorher nicht weiß, welche denn nun frei sind, kann man sich unvermittelt in einer Wüste von Mikadohaufen aus Bäumen wiederfinden. Erst glaubte ich anfangs mehrmals, die 1, 2 oder 3 Bäume wirst du umgehen, übersteigen, durchklettern oder unterkriechen können, dann geht’s wieder leicht weiter. Aber denkste, das Chaos wurde immer größer, bis ich mitten im Mikado stand und nicht mehr wusste, ob ich da je heil wieder rauskomme. Schließlich hatte ich ja keine Kleidung an, die mich vor Verletzungen hätte schützen können. Wegen der vielen Äste und Zweige in den Baumhaufen war oft der Boden nicht auszumachen. So sank ich gelegentlich unerwartet tief ein und zerkratzte mir die Beine. Die Kiefernstämme waren sehr rauh und trocken, deren Aststummel gefährlich spitz. Ich brach sie lieber ab, um besser weiter zu kommen. Kurz: Auf beiden Touren gab es Strecken, auf denen ich für 1,5 km eine Stunde und sehr viele zusätzliche Kräfte (ver-)brauchte. Heute, einen Tag später, weiß ich: Das mache ich nicht noch einmal.
Es kommt hinzu, dass die meisten Wege von den Harvestern und den Sammlern tief zerfurcht und mit Reifenprofilen „geprintet“ sind. Diese z. Z. betonharten, tiefen Profile machen vor allem demjenigen das Gehen schwer, der – wie ich – mit Zehenschuhen unterwegs ist. Darüber liegen nicht selten dann große und kleine Äste und Zweige, wieder ist zuweilen der Boden darunter nicht abzuschätzen. Alles ist knochentrocken und die Asthümpel brechen leicht mal ein. Sollte es irgendwann mal wieder regnen, möchte ich die Schlammgruben nicht durchwandern müssen. Auch diese Umstände sind also gut geeignet, uns das Wandern in diesem Gebiet für lange Zeit zu vermiesen. Denn es ist noch viel Arbeit zu tun, bis alles geräumt und die Wege – hoffentlich – wieder glattgezogen sind. Vermutlich wird das bis ins nächste Jahr dauern.
Noch ein Wort zu den Waldschäden. Objektiv sorgen sie für mehr Sonne auf den Wegen, der man im Sommer ja gerne mal entgehen möchte, sonst kann man ja gleich die Landstraße gehen. Subjektiv ist für mich die Schönheit dieses Gebiets großenteils dahin, und damit ein wesentlicher Grund, diesen Wald an der Talsperre jedes Jahr für mehrere Wochen zu besuchen.
Fazit: Die fehlende Anfahrt (-serlaubnis), der Zustand der Wege und des Waldes schrecken selbst Naturisten nachhaltig ab. Der Wald wird viele Jahre brauchen, um sich zu regenerieren. Ich werde also mit Undeloh (und bald auch Schweinrich) vorlieb nehmen. Im übrigen kann man (fast) überall textilfrei unterwegs sein, siehe meine Bemerkung oben.
Es grüßt Euch
Canislupus67