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Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Campingliesel » So 31. Dez 2017, 14:50

Aria hat geschrieben:
Campingliesel hat geschrieben:… und wenn man die Berufe der Leute anschaut, waren das alles Leute, die nicht unbedingt zu den Reichen gehörten, sondern Maler, Aussteiger, Naturheiler, Schriftsteller, Arzt, Weltreisende u.ä., die eben auch eine starke Naturverbundenheit hatten. Und die gingen ganz sicher nicht in solche Klubs.
Du missverstehst die Sache völlig, denn nicht die sog. einfachen Leute haben FKK zur gesellschaftlichen Akzeptanz verholfen, sondern die sogenannte Intelligenzija, zu der vor allem „Maler, Aussteiger, Naturheiler, Schriftsteller, Arzt, Weltreisende“ gehörten, die natürlich das nötige Kleingeld gehabt haben – oder meinst du, ein Fabrikarbeiter hätte sich eine Weltreise leisten können?

Wer hat denn die FKK-Zeitschriften herausgegeben und für sie fotografiert und geschrieben, wenn nicht genau die oben genannten. Sie waren es auch, die den Begriff Freikörperkultur anstelle von Nacktkultur prägten, weil das darin enthaltene Wort „nackt“ damals wie heute einen negativen Beigeschmack hatte und hat. Sie selbst sprachen auch nicht mehr von Nacktheit, sondern vom Lichtkleid. In den 1920er Jahren benannten sich alle Vereine und Vereinigungen um, tilgten das Wort „nackt“ aus ihren Namen und auch ihrem sonstigen Vokabular. Die Gegner allerdings sprachen noch in den 1930er Jahren trotzdem von Nacktkultur – um sie bereits sprachlich zu desavouieren.



Maler, Aussteiger, Naturheiler, Schriftsteller, Arzt, Weltreisende“ gehörten,
gehörten damals nicht zu gut betuchten Leuten, sondern mußten froh sein, wenn überhaupt mal jemand etwas von ihren Produkten kauften. Ein einfacher Allgemeinarzt lebte früher auch eher von Spenden als von hohen Honoraren, weil die einfachen Leute dafür nämlich kein Geld hatten. Ein Weltreisender brauchte auch nciht viel Geld, weil er oft zu Fuß unterwegs war und von dem lebte, was er unterwegs fand, oder wenn er von netten Leuten eingeladen wurde. Und wenn er mal Geld brauchte, dann verdiente er sich mit einfachen Arbeiten welches. Man kann das alles nicht mit den heutigen Umständen vergleichen. Wenn du schon so geschichtsbewandert bist, dann lies doch mal den Werdegang von vielen Schriftstellern, Dichtern, Komponisten, wie arm die meistens gestorben sind. Und das geht solchen Leuten heute auch noch oft so. Auch viele Schauspieler sind heute nicht die reichsten, außer denen, die entsprechende Manager haben. Oder ständig in der Presse herausgestellt werden. Aussteiger waren sicher auch nciht reich, sondern arme Schlucker, die von der Hand in den Mund lebten. Naturheiler waren auch auf einzelne "Patienten" angewiesen, damit sie überhaupt von was leben konnten. Und Photografen hatten es auch nicht leichter.
Frag mal heute Tierfilmer und Fotografen, die in der ganzen WElt herumreisen, um dann Bildbände zu gestalten oder Filme für das Fernsehen machen, ob die sich wirklich als reich bezeichnen? Die haben meistens nicht mehr, als was man unbedingt zum Leben braucht, aber sicher keinen Luxus. Vor allem sind auch gar nicht an Luxus interessiert, sondern stecken ihr Geld dann lieber in Projekte, um die Natur zu schützen. Und die Tiere und Menschen mit dazu.

Du hast vielleicht eine Ahnung! Anscheinend überhaupt keine!

Diese Leute hatten einfach die Idee, solche Lichtbundgruppen u.ä. zu bilden, aber daran teilgenommen hatten die Leute aus den schlechten Arbeitermilieu.

Und was tat die sog. höhere Gesellschaft? Denen war sogar das Wort "Nacktkultur" noch zu obszön!
lt Wikipedia:1898 entstand in Essen der erste FKK-Verein. Um 1900 kam das Schwedisch-Baden im Raum Berlin und an Nord- und Ostsee immer mehr auf. Wenige Jahre zuvor war vielerorts ein gemeinsames Baden in der Öffentlichkeit – selbst in zeitgemäß umfänglicher Badebekleidung – offiziell verboten worden oder galt als unmoralisch

Ja, so dachte die sog. "bessere Gesellschaft"!

 
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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Eule » Mo 1. Jan 2018, 18:25

@ Aria
Die Verbindung von Nudismus und Nachtclub ist auch nicht zu beanstanden. Der Nudist ist einfach nur ein unbekleideter Mensch. Der Begriff FKK beinhaltet jedoch nicht nur den Nudismus. Er ist erheblich weiter gefasst und passt zum Nachtclub nicht. Weil in einem Nachtclub, auch wenn es dort ggf. nicht zu sexuellen Handlungen animiert werden sollte, keines der Ideen der FKK-Bewegung aufgegriffen wird, vielmehr dort geradezu gegen diese Ideen gehandelt wird, passt die Bezeichnung FKK-Club nicht zu den entsprechenden Clubs.

Weiter ist zu beachten, dass der Nudist in seiner Nacktheit nicht unbedingt sexuell erregt ist oder entsprechend wirken will. Eine Gleichsetzung von Nudismus mit der Sexualität halte ich, sofern dieses gemacht wird, für unzutreffend und falsch.

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Aria » Do 25. Jan 2018, 11:37

Es ist Zeit, wieder ein Dokument des gesellschaftlichen Wandels zu bringen – Zitat aus dem Spiegel vom Dienstag, 23.01.2018:

Seit sechs Jahren prangen an der Fassade der Berliner Alice Salomon Hochschule in dicken schwarzen Lettern die 20 spanischen Worte des Gedichts. Sie lauten übersetzt so: "Alleen / Alleen und Blumen / Blumen / Blumen und Frauen / Alleen / Alleen und Frauen / Alleen und Blumen und Frauen und ein Bewunderer".
An der Hauswand fristeten sie ein friedliches Dasein, bis sich der Asta der Hochschule im April 2016 über die Bedeutung des Gedichts beschwerte: "Ein Mann, der auf die Straßen schaut und Blumen und Frauen bewundert. Dieses Gedicht reproduziert nicht nur eine klassische patriarchale Kunsttradition, in der Frauen ausschließlich die schönen Musen sind, die männliche Künstler zu kreativen Taten inspirieren", kritisierten die Studierendenvertreter. "Es erinnert zudem unangenehm an sexuelle Belästigung, der Frauen alltäglich ausgesetzt sind." Sie forderten, das Gedicht, das aus dem Jahr 1951 stammt, zu übermalen.
[…]
Die Hochschule will das Gedicht doch übermalen. Der Akademische Senat beschloss am Dienstag mehrheitlich, dass ab Herbst 2018 die neue Poetik-Preisträgerin Barbara Köhler mit Verszeilen auf der Hauswand zu Wort kommen soll.
Wie man an der Jahreszahl (Fettschreibung ist von mir) sieht, hat das nichts mit der gegenwärtigen Me-too-Debatte zu tun, sondern ist – wie diese – ein weiteres Zeichen des gesellschaftlichen Wandels, der schon länger zu beobachten ist.

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Bummler » Do 25. Jan 2018, 16:12

Nun ja, ich kann mir vorstellen das mir das "Gedicht" auch aus dem Hals heraushängen würde,
wenn ich da jeden Tag lang müsste.
Pech war wohl, das der Poet so lange lebt, sonst hätten die das sowieso schon mal erneuert. Es ist ja nun an Trivialität kaum zu übertreffen.

Aber die MeToo-Debatte ist wirklich ein gesellschaftlicher Wandel, weil klar wird, wie tief der Sexismus in der Gesellschaft verwurzelt ist.
Vielleicht auch war, denn neuere Vorwürfe sind ja selten geworden.
Da gibt es mal wieder einen Aufbruch, der die Scheinheiligkeit einiger Kreise dieser Gesellschaft bloß stellt.

 

Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von hajo » Do 25. Jan 2018, 17:07

"Alleen und Blumen und Frauen und ein Bewunderer"

Und dann:
"Es erinnert zudem unangenehm an sexuelle Belästigung, der Frauen alltäglich ausgesetzt sind."
Natürlich.
Was sonst sollte man aus einem solchen schmutzigen Vers auch herauslesen.
Dabei ist das zunächst eine Aufzählung.
Ich lese daraus:
Da gibt es Alleen und Blumen, die von Frauen und einem(!) Mann bewundert werden.

Das sieht die Hochschule anders.
Ein wenig verkrampft, wie ich meine. Das erkennt man auch am Titelbild ihrer Homepage.

Dabei beschäftigt sie sich mit wirklich wichtigen Themen, die einige hier bestimmt begeistern würden:
Im Forschungsprojekt „VieL*Bar: Vielfältige geschlechtliche und sexuelle Lebensweisen in der Bildungsarbeit – Didaktische Potentiale und Herausforderungen museumspädagogischer Zugänge“ wird genau diese Frage untersucht: Wie und mit welchen Effekten wird das Thema aufgegriffen und welche Bedingungen erweisen sich als förderlich, um geschlechtliche und sexuelle Lebensweisen interaktiv, partizipativ sowie heteronormativitätskritisch zu bearbeiten? Dies geschieht mit Blick auf das aktuelle Modellprojekt „ALL INCLUDED – Museum und Schule gemeinsam für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt“ des Jugend Museum Schöneberg.

Man erkennt:
Die SIND im Thema!

 

Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von hajo » Do 25. Jan 2018, 17:13

Bummler hat geschrieben:Nun ja, ich kann mir vorstellen das mir das "Gedicht" auch aus dem Hals heraushängen würde,
wenn ich da jeden Tag lang müsste.
Geht dir das mit deiner Frau genau so?
Wo möglich musst du an der auch "jeden Tag lang"...

Schon möglich, dass DU dir vorstellen kannst, dass dir das irgendwann zum Hals raushängen muss.

So ein Aufwand:

Das Gedicht steht in spanisch an einer Hauswand.
Bild

Da muss man also täglich hochsehen, die Wörter innerlich übersetzen und dann diese lüsternen Gedanken haben, gleich mal wieder eine Frau anzugrapschen.

Die dann womöglich das gar nicht möchte.

Tja, da kann einem sowas schon mal "zum Hals heraushängen". :roll:

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Aria » Do 25. Jan 2018, 21:58

hajo hat geschrieben:So ein Aufwand:

Das Gedicht steht in spanisch an einer Hauswand.
Bild

Da muss man also täglich hochsehen, die Wörter innerlich übersetzen und dann diese lüsternen Gedanken haben, gleich mal wieder eine Frau anzugrapschen.
Bezeichnend ist die Geschwindigkeit des Wandel in der Beurteilung des Gedichts. Das wird in dieser Stellungnahme der Hochschule vom 13.09.2017 deutlich – Zitat:
Ein Wettbewerb mit hochschulweiter Abstimmung soll Ideen liefern, wie die Südfassade der im Ostberliner Bezirk Marzahn-Hellersdorf gelegenen Hochschule gestaltet werden soll. Vorausgegangen war dem Beschluss ein offener Brief von Studierenden, die das seit 2011 an der Hauswand angebrachte spanischsprachige Gedicht „avenidas“ des 1925 in Bolivien geborenen Lyrikers Eugen Gomringer unter gendersensiblen Gesichtspunkten sehr kritisch kommentierten.
[…]
Die Hochschule vergibt seit 2006 den „Alice Salomon Poetik Preis“, mit dem sie Künstler_innen ehrt, die in mehreren Künsten zuhause sind und sich in ihrem literarischen Schaffen besonders hervorgetan haben. Insofern steht sie der Kunst und Literatur grundsätzlich wertschätzend und offen gegenüber.
In diesem Zusammenhang ist Eugen Gomringer 2011 von der Jury zum Preisträger ausgewählt worden. Die ASH Berlin ist nach wie vor überzeugt davon, dass diese Wahl treffend war. Kein Gremium und keine Stimme aus der ASH Berlin zweifelt sein poetisches Werk an oder möchte es gar zensieren. Im Gegenteil, Gomringers Arbeiten werden als literarische Glanzstücke und Pionierleistungen geschätzt und seine Praxis, Gedichte an Fassaden schreiben zu lassen, wird als zeitlos genial anerkannt.
Zusammenfassend kann man sagen: Eugen Gomringer wird von der Hochschule im Jahr 2011 zum Preisträger ausgewählt und sein Gedicht an der Fassade angebracht. Im Jahr 2016, also nur 5 Jahre später, wird das Gedicht aber als sexistisch gebrandmarkt: Asta verlangt seine Entfernung.

Die Hochschule bittet daraufhin um Alternativvorschläge, die im Laufe des Jahres 2017 auch eingehen. Jetzt die Entscheidung der Hochschule: Ein Gedicht der Poetikpreisträgerin 2017 Barbara Köhler wird im Herbst 2018 im Zuge einer Fassadenrenovierung angebracht und dort 5 Jahre stehen gelassen. Dann kommt was Neues hin. Alle 5 Jahre soll das geschehen.

Dass diese Fassadenrenovierung nur vorgeschoben wird, um den Hintergrund des Ganzen zu verschleiern, ist jedem klar: Man hat nicht mit der heftigen Reaktion der Öffentlichkeit gerechnet.

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Bummler » Fr 26. Jan 2018, 12:22

hajo hat geschrieben:
Geht dir das mit deiner Frau genau so?
Wo möglich musst du an der auch "jeden Tag lang"...



Hajo, DU müsstest es wissen:
Das geht jedem Mann irgendwann so und wahrscheinlich auch jeder Frau.

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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von FamSuchtFam » Mo 29. Jan 2018, 16:35

So langsam stellt sich mir die Frage: Wollen die Frauen etwa nicht mehr (öffentlich) bewundert/betrachtet/angehimmelt werden? Ist es das was die Mehrheit der Frauen wollen, daß man(n) ihre Reize nicht mehr wahrnimmt? Ist jede Wahrnehmung von weiblicher Schönheit durch Andere unerwünscht?

 
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Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Campingliesel » Mo 29. Jan 2018, 17:51

FamSuchtFam hat geschrieben:So langsam stellt sich mir die Frage: Wollen die Frauen etwa nicht mehr (öffentlich) bewundert/betrachtet/angehimmelt werden? Ist es das was die Mehrheit der Frauen wollen, daß man(n) ihre Reize nicht mehr wahrnimmt? Ist jede Wahrnehmung von weiblicher Schönheit durch Andere unerwünscht?


Anscheinend nicht, jedenfalls nicht auf anbaggernde, gierige, unangenehme Weise.
Ich habe es jedenfalls nicht vermißt, daß auf FKK- Plätzen nicht hinter irgendwelchen Schönheiten hergepfiffen wird und die Männer sich nicht wer weiß was einfallen lassen, nur um an dieses vermeintliche Sahnestück heranzukommen.

Und wenn das heute auf FKK-Plätzen gemacht wird, dann stört das die meisten Frauen eben. Auf Textilplätzen hat Frau sich halt längst daran gewöhnt, aber auf FKK-Plätzen befürchten sie dann, daß das noch stärker der Fall ist. Auch wenn das eben normalerweise nicht stimmt. Leider häufen sich aber wohl solche Vorfälle.

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