udoline hat geschrieben:Aria hat geschrieben:Man kann bei uns gegen die Entscheidungen der staatlichen Organe klagen
Erstens: Haha. Zweitens: Eine staatliche Entscheidung liegt ja nicht vor, auch nicht in besagtem Fall, ist auch beim Aquarium erwähnt.
BPjM ist eine staatliche Behörde und gegen Handlungen der staatlichen Behörden kann man immer vor ordentlichen Gerichten klagen. Dass das in dem Fall nicht geschehen ist, liegt wahrscheinlich daran, dass man nicht preisgeben wollte, wer sich hinter der inkriminierten Webseite verbarg.
Bummler hat geschrieben:Nun habe ich ja mal zuerst nur etwas festgestellt, nämlich dass das eine zensiert wird, das andere aber nicht.
Ja, aber du siehst da einen Zusammenhang: Weil Gewalt nicht zensiert wird, gibt es Gewalt. Dies mag auf den ersten Blick so scheinen, aber dem ist nicht so – die Begründung siehe weiter unten.
Bummler hat geschrieben:Wie glaubhaft ist denn eine Gesellschaft, die vordergründig so auf Moral tut und dann aus "freiheitlichen" Gründen genau das Gegenteil tut bzw. unter dem Deckmantel von Kunstfreiheit etwas Menschenverachtendes zulässt? Es ist geradezu ein Synonym für das, was wir "westliche" Kultur nennen.
Wenn etwas, was es gibt, in den Medien nicht gezeigt werden darf, dann präsentiert man eine geschönte Welt, die es so nicht gibt. Das ist Scheinheiligkeit pur. Diese Scheinheiligkeit haben die USA zur Perfektion gebracht. Allerdings nur in Sachen Sex, die jetzt so weit gediehen ist, dass Livesendung, bei denen die Gefahr besteht, jemand könnte etwas „Unanständiges“ sagen oder tun, nur mit 10 Sekunden Verzögerung gesendet werden, damit Zensoren eingreifen können, um z.B. einen Fluch mit einem Piepton zu übertönen.
Solche Scheinheiligkeit wird überall in der Welt kompensiert mit dem (heimlichen) Konsum von Medien, in denen all das vorkommt, was sonst nicht gezeigt wird – z.B. (angezogene!) Frauen, die rauchen.
Bummler hat geschrieben:Wenn es denn wirklich so wäre, das die in den Verfassungen der westlichen Gesellschaften verankerten Ziele von Würde, Freiheit und Gleichheit auch wirklich realisiert wären, dann dürften wir doch gar keine so großen Probleme mit Gewalt haben. Wo sollte denn dann die Gewalt herkommen?
Gewalt steckt in uns allen. Das ist halt unser Erbe – auch
Schimpansen führen Kriege, die bis zur völligen Ausrottung (auch Kinder werden umgebracht) der Nachbarsgruppe gehen. Trotz der weit fortgeschrittenen Zivilisation sehen unsere Kriege nach wie vor genauso aus.
Wir haben auch Gene von
Bonobos, die ja Konflikte buchstäblich mit Kopulation quer Beet lösen. Aber dieses Verhalten wird bei uns gewaltsam unterdrückt – siehe das Verbot der Kopulation in der Öffentlichkeit. Auf das, also auf die Vermeidung von Gewalt durch Sex, spielt auch der Spruch
Make love, not war an.
Bummler hat geschrieben:Aber m.E. ist die Kausalität von Darstellung und Handlung klar, jedenfalls wenn es um Gewalt geht, je mehr Mord, Totschlag, Massaker Vergewaltigung etc. dargestellt werden, desto mehr wird es sie geben. Wer jetzt behauptet das ein solcher Zusammenhang nicht besteht, der soll mir ein Land zeigen in dem es friedlich zugeht, obwohl diese Darstellungen dominieren.
Schweden ist bekannt für besonders brutale Krimis und hat eine geringere Quote bei
Tötungsdelikten pro 100.000 Einwohner als z.B. Groß Britannien, das sowohl Sex als auch Gewalt zensiert, so dass dort manchmal nicht einmal Erwachsene das sehen können, was in Schweden bereits ab 15 Jahre freigegeben ist. "Ab 15" in Schweden entspricht unserem "ab 18".
Bummler hat geschrieben:Wenn also die Zensur erstmal keinen Schaden erzeugt, wahrscheinlich aber Nutzen, warum soll man dann auf Zensur von bestimmten Dingen verzichten?
Wir ich oben am Beispiel Schweden zeigen konnte, besteht kein Zusammenhang zwischen der dargestellten und realen Gewalt.
Wir müssen die Welt nicht besser zeigen als sie ist. Nur wenn man will, dass Dinge, die im Alltag geschehen, unter den Teppich gekehrt werden, braucht man Zensur, die aber unweigerlich zur Doppelmoral und Scheinheiligkeit führt.