Beim weiteren Rückblick sehe ich, dass ja über die Formulierung des Titels genug geschrieben wurde, und dass auch von einigen gute sachliche Beiträge (aber nur recht weit am Anfang des Threads) darin standen, ein Beitrag mit Link von Hajo und ein ausführlicher Beitrag von Aria am 15.10., von Ocean am 16.10. und dann auf noch von Seelöwe ... (wahrscheinlich habe ich jetzt einen ganz wichtigen übersehen, der möge mir verzeihen).
Aber eine Sache kann man so nicht stehen lassen, und dazu habe ich auch mit der Suchfunktion nicht eine entsprechende erforderliche Antwort gefunden:
Campingliesel hat geschrieben:Aber eines ist sicher: Die weiße europide Rasse entstand nicht erst vor 5000 Jahren.
Seit über 50 Jahren sind sich die Biologen nun weltweit einig, dass es keine verschiedenen menschlichen Rassen gibt! Die biologischen Unterschiede sind viel zu gering, um den biologischen Begriff der Rasse anwenden zu können. Dies war eine politisch-gesellschaftliche Erfindung des vorletzten Jahrhunderts, aber aus biologischer Sicht falsch. Die genetischen Unterschiede zwischen dunklen Afrikanern und hellen Europäern sind sogar viel geringer, als die genetischen Unterschiede zwischen Europäern und Japanern oder zwischen Westafrikanern und Zentralafrikanern. Überhaupt ist die größte genetische Vielfalt der Menschen unter afrikanischen Volksstämmen. Der Unterschied zwischen Hell und Dunkel ist ähnlich gering wie der zwischen einer weiß blühenden und einer rot blühenden Petunie oder auch verschiedenfarbigen Geranien. Dass noch der Begriff Rasse in der EU-Verordnung gegen Diskriminierung steht, hat die Kommission in der Begründung so erläutert: Damit soll nicht ausgesagt werden, dass es tatsächlich verschiedene menschliche Rassen gäbe, sondern dass es Menschen gibt, die dies fälschlicherweise annehmen und aufgrund dieser Annahme Menschen benachteiligen oder diskriminieren.
Wenn wir also über die Evolution der Hautfarbe diskutieren, sollten wir von ethnischer Herkunft oder verschiedenen Volksstämmen / Ethnien sprechen und nicht den dafür falschen Begriff Rasse verwenden.
Was ich dann noch echt witzig fand in demselben Beitrag - was aber umfassend danach bereits diskutiert wurde:
Wie war das im Mittelalter: "Ich habe Aristoteles vom ersten bis zum letzten Buchstaben gelesen, aber kein Wort darin gefunden, dass die Erde eine Kugel sei". Das ist ein überliefertes Zitat! Oder: ich habe einen ADAC-Atlas, in dem noch die Grenze zur DDR drinsteht! Also sind jetzt alle neueren Karten deshalb falsch? Ebenso witzig ist es, wenn man bildliche Darstellungen der Neandertaler als Beleg für deren Hautfarbe heranzieht, obwohl diese Bilder zu einer Zeit entstanden sind, zu der man überhaupt noch nichts über deren Hautfarbe wusste. Irgendwie musste man sie schließlich zeichnen! Aber gezeichnete Bilder sind keine Fotos. Vielleicht weiß das nicht jeder?Campingliesel hat geschrieben:Nach meinem ADAC-Buch über die Urahnen bis zu den Neandertalern stimmt das absolut nicht, was in dem Artikel von hajos link drinsteht.
Das zitierte ADAC-Buch habe ich auch. Das ist für den Zeitpunkt der Zusammenstellung der Inhalte sehr gut recherchiert und geschrieben. Ja, das war der Stand des Wissens in der Wissenschaft zum Zeitpunkt der Drucklegung. Aber dann kamen die genetischen Untersuchungen, die sich mit Hilfe der Mikroelektronik von Jahr zu Jahr so rasant weiterentwickelt haben, wie es zuvor unvorstellbar erschien. Untersuchungen, die in den 1980ger Jahren ein ganzes Jahr gedauert haben, gingen auf einmal in 2-3 Tagen! Und auf einmal konnte man mit so kleinen Ausgangsmengen genetische Untersuchungen machen, dass nicht nur die Kriminalistik davon extrem profitiert hat (ein Haar reicht!), sondern seit erst weniger als 10 Jahren auch kleinste Mengen aus fossilen Knochen reichen, um Gene bestimmter Eigenschaften der Lebewesen zu analysieren.
Damit hat man eine Revolution in der Biologie eingeleitet und vieles an vorherigem Wissen zur Abstammung und Verwandtschaft verschiedener Arten, das sich nur an äußeren Merkmalen orientiert hatte, musste umgeworfen werden. Im Pflanzenreich wurden die Stammbäume stellenweise sehr stark geändert, wie nie zuvor seit der Ordnung der Systematik durch Linné und einige Andere. Im Bereich der Flechten ist man derzeit dran, manches ganz neu zu verstehen. Und in der Paläontologie hat man eben auch jetzt viele neue Erkenntnisse gewonnen, die eben selbst recht neue Bücher veralten lassen, wie auch dieses ADAC-Buch von 2003. Damit muss man leben, auch wenn es schwer fällt, dass ein noch nicht so altes Buch nicht mehr aktuell ist. Zu den Ergebnissen dieser neuen Untersuchungen wurde genug diskutiert (die hatte ich in einem anderen Thread übrigens auch vor einiger Zeit schon zitiert - Aria hatte hier auf den Beitrag hingewiesen).
Übrigens hat sich der Neandertaler nur geringfügig mit unseren Vorfahren vermischt (an einer Stelle der Diskussion habe ich den Eindruck, er würde in einem Beitrag als unser Vorfahre dargestellt ?? ), so dass wir ca. 1,5% seiner Gene geerbt haben. Afrikaner und Asiaten haben dagegen keine Gene vom Neandertaler geerbt, da die geringfügige Vermischung nur in Europa stattgefunden hat. Ein Hautstrukturgen der Europäer stammt vom Neandertaler, das die UV-Strahlung stärker eindringen lässt und damit die Vitamin-D-Bildung bei weniger Sonne erleichtert. Dieses Gen bestimmt aber nicht die Farbe. Insgesamt sind es also mehrere genetische Veränderungen verschiedener Herkunft, die sich deshalb auch bei Mischung so auswirken, dass es Zwischenwerte gibt. Hinzu kommt, dass die asiatische Hellhäutigkeit genetisch anders gelagert ist, als die Europäische. Es ist also recht kompliziert, so dass man mit simplen Schlussfolgerungen aus einfachen Beobachtungen keine wissenschaftlich korrekte Erklärung ableiten kann. Damit liegt man schnell weit daneben. Man sollte das Feld daher besser den Fachleuten überlassen, z.B. denen, deren Arbeit zitiert worden ist.