von BOeinNackter » Do 10. Aug 2017, 21:44
@Balthasar
Du hast Toleranz und Akzeptanz zu Beginn sicher einigermaßen zutreffend definiert.
Dann hast du begonnen, zu erklären, daß gegenseitige Toleranz nötig sei, um den § 2 GG so richtig zur Geltung zu bringen.
Da ist was wahres dran. Mag sein, daß solche Rede manche Leute überzeugt und zu mehr Toleranz anregt. Daß man Dinge, die man nicht akzeptieren mag, trotzdem tolerieren kann, könnte auch durchaus Brücken über Konflikte hinweg schlagen helfen.
Ich denke jetzt mal, daß du nicht daran gedacht hattest, etwa das OWiG § 118 beim Verfassungsgericht wegklagen zu wollen.
Textauslegungen und Definitionen sind sicher hilfreich, um dem Denken neue Impulse zu vermitteln. Auch Omas könnten, vielleicht ein letztes Mal in ihrem Leben, ins Grübeln darüber kommen, wieso sich etwas nicht und anderes doch gehört. Genauso könnte man Bibel, Koran und den Rest der Literatur nach anregenden Texten durchsuchen, die sich für die Verbreitung von mehr Toleranz eignen. Da würde sich so einiges finden lassen.
Es wird nicht schlagartig, durchgreifend etwas daran ändern, daß viele Menschen Nacktheit nicht immer und überall tolerieren. Das ist eher wie das stete Wasser, das irgendwann den Stein aushöhlt.
Praktische Aktionen, ob sie nun Nacktivitäten oder Nacktionen heißen, sind für diesen Fortschritt mindestens genau so hilfreich, weil dabei nackte Menschen leibhaftig von den Menschen erlebt werden. Das kann zur Gewohnheit werden und merkwürdige Vorstellungen abbauen.
Eine umfassende Forderung von Toleranz kann sich ja nicht nur auf Nacktheit beziehen. Jeder, der so etwas möchte, sollte sich mal 3 Sachen aufschreiben, die unakzeptabel erscheinen, obwohl sie nicht verboten werden sollten, um dann das mit der Toleranz im Gedankenexperiment zu üben. Da kann durchaus mal Rudelbumsen auf dem Zettel stehen, was man auch immer darunter verstehen mag. Der Ausdruck wirkt abfällig und zieht Sexualität ansich in ein fragwürdiges Licht.
Die Befreiung von sexuellen Tabus ist noch nicht so lang her und noch mitten in der Entwicklung. Es gibt keine ewig geltenden Regeln mehr und jede Beziehung ist darauf angewiesen, alles zu bereden und miteinander auszuhandeln. Wie sich das in den nächsten Generationen weiterentwickelt, werde ich nicht erleben. Ich glaube, es wird anders sein, als wir uns das heute so denken.