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Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

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Re: Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

Beitrag von Eule » Mi 12. Okt 2016, 23:10

@ zebrabande
Da ich selber als Kind mit wenig Geld und anderen Güter groß geworden bin war und bin ich ein Freund von zB Schuluniformen gewesen. Warum? Weil man nicht sieht wer arm oder reich ist alle sind gleich. Das selbe sehe ich beim fkk.
Das Argument für die Schuluniform habe ich zeit meines Lebens in dieser von dir vorgetragenen Richtung gehört. Da ist etwas dran. Die Uniformierung (Normierung) müsste dann jedoch weiter gehen und die Kinder müssten alle das gleiche Material für die Schule bekommen. Denn sonst fände der Unterscheigungswettkampf über die Schulmaterialien statt.

Deinen Bezug zum FKK in dieser Hinsicht kann ich nicht teilen. Es stimmt, dass ein Unterscheidungsmerkmal, nämlich welches sich durch die Kleidung ausdrückt, weg fällt. Aber die Unterscheidung würde sich über die Nutzung der Körperpflegemittel bemerkbar machen. Ein Mensch, der sich mit Kernseife wäscht riecht anders als einer, der parfümierte Seife nutzt. Derjenige, der richtig sehen kann, vermag aus der Körpersprache den sozialen Status des Anderen heraus lesen.

Ich denke sogar das der sexuelle Reiz mit leicht bedeckten Menschen größer ist als bei den ganz nackten.
Hier bin ich voll bei dir.

@ Tim
Warum ist es so unerträglich, sich in aller Unterschiedlichkeit wahrzunehmen?
Weil diese Unterschiede oftmals zur Ausgrenzung führen.
Dass Menschen gerade nicht gleich sind, muss man akzeptieren und von Kleinauf lernen.
Dass wir Menschen nicht alle gleich sind, ist hier nicht dir Frage. Es ist nur so, dass die soziale Ausgrenzung, die aufgrund der wirtschaftlichen Ungleichheit entsteht, moralisch nicht vertretbar ist und auf dieses wollte Zebrabande hinweisen.

@ shiva205
Shiva205: Vielleicht ist die klassiche FKK-Ethik zu streng.
Aria: Ja, die klassische FKK-Ethik ist zu streng.
Eule: Diese deine Meinung teile ich in keinster Weise. Ich halte diese für unzutreffend und falsch.
Was machen wir mir dieser Konstellation? Ich sehe im wesentlichen zwei Möglichkeiten: (1) das Aushandeln von Regeln und Moral (2) das Wagnis der multikulturellen Gesellschaft, in der es keine starren Regeln mehr gibt.
Eine regellose Gesellschaft wäre eine chaotische Gesellschaft. Das stände Aushandeln von Regeln und Moral findet bereits jetzt statt. Deine Befürchtung, dass ein bürgerlich-christliches Moralbild die Vorherrschaft behalten würde, entspricht nicht der Realität. Ich habe schon wiederholt darauf hingewiesen, dass das moderne Moralbild sich nicht aus einem kirchlichen Moralbild ableitet, sondern ganz profan von Philosophen entwickelt wurde. Zudem hat sich die christliche Prägung eines Moralbildes als nicht tragfähig erwiesen und ist mit starken Fehlern behaftet. Die christlichen Kirchen und Religionsgemeinschaften haben es noch nicht verstanden, sich den Erkenntnissen der modernen Wissenschaft zu bedienen und daraus ein eigenes Moralbild zu entwerfen. Dieses ist der Grund, warum die Kirchen ihre "Bedeutungshoheit" in moralischen Fragen verloren haben.

Es gibt keine Regeln, und trotzdem spürt man irgendwie, wo ein bestimmtes Verhalten angebracht ist und wo nicht.
Dieser Ansatz ist widersprüchlich. Denn ohne ein Regelbewusstsein kannst du ein Verhalten nicht gut oder für nicht angebracht halten. Selbst im tierischen Verhalten kannst du sehen, dass viele Regeln, eben alles, was nicht direkt instinktgebunden ist, erlernt werden.
Dadurch, dass es keine festen Grenzen gibt, kann immer wieder neu ausgetestet werden, was Akzeptanz findet und was Probleme macht, und das Gleichgewicht kann sich jederzeit in die eine oder andere Richtung verschieben.
Das ist eine gute und umfassende Beschreibung von Chaos. Auf Nichts, aber wirklich auf Nichts ist verlass.
Ein übergeordneter Rahmen ist dadurch gegeben, dass es Gesetze gibt, die z.B. grobe Beleidigungen, Körperverletzung oder Nötigung verbieten.
Und damit führst du wieder Regeln ein, die du doch nicht haben willst. Hier musst du schon sauber deine Position vertreten. Sonnst packe ich Alles, was für mich wichtig ist, in die übergeordneten Regeln und deine ganze "Freiheit in einer regellosen Gesellschaft" wäre vernichtet worden.

@ Tim
Seit den 80er Jahren nimmt der Einfluss der christlichen Kirchen immer mehr ab.
Man mag es begrüßen oder nicht: mit dem Abschmelzen des "christlich-prüden" Einflusses müsste eigentlich die Freikörperkultur aufblühen.
Das Gegenteil ist der Fall.
Diese deine Position kann ich so voll und ganz übernehmen.
Stattdessen wird zunehmend berichtet, dass mit dem Multi-Kulti-Erstarken die Anfeindungen an Badeseen zunehmen, weil "südländische" Jugendliche selbst die Regeln schaffen, die sie für erstrebenswert halten. Und diese auch handfest durchsetzen.
Was hat das Multi-Kulti-Erstarken, was ich hier bei uns nicht sehen kann, mit den Anfeindungen "südländischer" Jugendlichen zu tun, die sich nicht benehmen können? Es täte uns allen gut, wenn wir mehr Multi-Kulti denken und uns entsprechend verhalten würden. Wenn du mal ein gelungenes Multi-Kulti-Leben sehen willst, dann fliege mal nach San Fancisco oder eben an die amerikanische Westküste. Da kannst du ein echtes Multi-Kulti-Leben sehen. Die Vielfalt der Kulturen sehen und erleben und den toleranten Umgang miteinander, trotz der großen kulturellen Unterschiede.
Multikulti (hach, was hört sich das weltoffen-nett an) führt nicht nur zu Parallelgesellschaften, sondern auch dazu, dass sich Naturisten warm anziehen müssen.
Diese Sorge kann ich dir wirklich nehmen. Sie ist wirklich unbegründet. Eine Multi-Kulti-Gesellschaft ist eine sehr offene und tolerante Gesellschaft und die FKK'ler müssen sich dort deswegen auch nicht anziehen. Multi-Kulti führt deswegen nicht zu Parallelgesellschaften, weil es sich um eine sehr offene Gesellschaft handelt, diese jedoch mit unterschiedlichen kulturellen Ausprägungen.

@ FKK ist Freude
Warum tun wir uns so schwer damit, die Frage zu beantworten? Warum ist es so schwer das innere Wohlbefinden zu beschreiben welches ich empfinde, wenn ich keine Kleidung trage.

Ich denke, um mich nackt in der Öffentlichkeit bewegen zu können, benötige ich das Vertrauen meiner Umwelt vom inneren Gefühl her, das ich unbeschwert, ohne Angst auf Ablehnung zu stoßen, mich frei und ungezwungen bewegen kann.
Mit dieser deiner Aussage, die ich übrigens sehr häufig höre, begibst du dich in eine Abhängigkeit dritter Personen. Du verlierst den Blick auf deine persönliche Eigenschaften, weil du diese eben nach den Vorstellungen Dritter ausrichtest. Warum fühlst du dich nicht in der Lage, Ablehnung zu ertragen, wenn es doch um dein innerstes Lebensgefühl geht?
Einfach nur zu leben zu existieren und genug zu sein als Mensch, so wie ich bin.
Aber dieses tust du doch nicht, wenn du dich auf andere Menschen ausrichtest, um nicht auf Ablehnung zu stoßen. Hier kommst du doch in einen Konflikt mit dir selbst. Tue ich das, was ich will oder passe ich mich an? Ja, es stimmt, man kann nur relativ Konfliktfrei leben, wenn man sich anpasst. Richtiger wäre es aber, wenn man sich statt anzupassen einpasst. Dieses Einpassen bedeutet, freiwillig Einschränkungen einzugehen, diese so akzeptieren und dann auch als solches vertreten zu können. Anpassung als solches bringt nur Leid, Wut und Enttäuschung. Hass kann sich entwickeln, wegen eines unterdrückten Widerstandes.

Als Abschluss unserer Fortbildung als Betreuer haben wir gelernt, seid authentisch.
Eine Forderung und ein Lehrsatz, den du in vielen Fortbildungen hörst. Aber keiner sagt dort, was dieses bedeutet. Ich will ausdrücklich betonen, dieser Lehrsatz ist richtig und wichtig. Aber er darf nicht nur formal so verstanden und umgesetzt werden.
Ein Bewohner hat mal gesagt :"Du bist gerade heraus, nicht künstlich, aufgesetzt freundlich.
Bedeutet dieses, dass du deswegen authentisch bist? Aber wir wollen dieses sehr schwierige Thema jetzt hier nicht vertiefen. Es würde uns nur vom eigentlichen Thema hier im Thread ablenken. Ich kann dir aber sagen, dass du von mir in einer entsprechenden Fortbildung diese Forderung und diesen Lehrsatz auch gehört hättest.

Alles war du zum Thema "Angst frisst die Seele auf." gesagt ist, ist richtig und zutreffend. Dieses darf uns jedoch nicht daran hindern, uns unserer Angst zu stellen. Angstfrei ist kein Mensch, auch nicht der Tollkühne.

Jedoch kann ich zu deinen sehr schön und gut vorgetragenen Gedankengängen keinen Bezug zu unserem Thema herstellen.

@ shiva205
Und vielleicht auch etwas Coaching, damit auch diese Jugendlichen lernen, wie man sich vergnügt ohne Anderen zu schaden.
Das Problem liegt häufig nicht an den Jugendlichen. Es wird nur über sie sichtbar. Dein Gedanke mit dem "Coaching" ist schon richtig und gut. Aber warum erfolgt dieses nicht?

@ Hans H.
Da inoffiziell und ohne Aufsicht, kann man sich nirgends beschweren. Also werden diese Jugendlichen auch nicht lernen, wie man sich vergnügt ohne Anderen zu schaden.
Warum sind die anderen und "normalen" Badegäste nicht in der Lage, die gewünschte Ordnung und Ruhe herzustellen? Warum muss man sich hier immer gewisser "Amtspersonen" bedienen?

@ Tim
Erst vor wenigen Wochen wollte ein Farbiger eine 69-jährige Frau in Bremen am FKK-Strand vergewaltigen.
Am Achterdieksee wurde jemand an einer Stelle, an der FKK üblich ist, von einer "südländischen" Familie "zur Rede gestellt".
...

Bitte, bitte diese Vorkommnisse nicht zum Anlass nehmen, um über "Ausländer" zu schimpfen. Trotzdem haben sie schon etwas mit dem "Wagnis multikulturelle Gesellschaft" zu tun und nicht mit "christlich-prüder Moral",
Tim, solch eine Aussage empfinde ich als Ausländerfeindlich. Hier wird ein entsprechendes disoziale Verhalten, im allgemeinen Sprachgebrauch falsch als asozial bezeichnet, an Ausländer fest gemacht. Das gleiche disoziale Verhalten kannst du aber auch bei der einheimischen Bevölkerung feststellen. Das hat also weder etwas mit dem "Wagnis multikulturelle Gesellschaft" noch mit "christlich-prüder Moral" etwas zu tun. Diese Stigmatisierung ausländischer Mitbürger ist fremdenfeindlich, auch wenn diese Vorfälle als solches von mir nicht ignoriert oder klein geredet werden. Es geht mir um die so durchgeführte Stigmatisierung, die auch mit der angehängten Entschuldigung, nicht fremdenbfeindlich zu sein, nicht aufgehoben wird.

@ shiva205
Deine Gegenvorstellung zum Beitrag von Tim fand ich sehr gut und richtig. Ich bin ganz bei dir.

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Re: Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

Beitrag von Shiva205 » Do 13. Okt 2016, 11:26

Es gibt keine Regeln, und trotzdem spürt man irgendwie, wo ein bestimmtes Verhalten angebracht ist und wo nicht.

Eule hat geschrieben:Dieser Ansatz ist widersprüchlich. Denn ohne ein Regelbewusstsein kannst du ein Verhalten nicht gut oder für nicht angebracht halten.
Ich verstehe diesen Wunsch nach Sicherheit, für alles eine allgemein akzeptierte Regel zu haben, aber ich halte den flexiblen Ansatz für besser. Er lässt schnellere Entwicklungen zu als ausgehandelte Regelsysteme und schafft Nischen für Dinge, die sonst vielleicht unterdrückt würden. Die Angebrachtheit eines Verhaltens erkenne ich dann nicht mehr aus festgeschriebenen Regeln und Maximen heraus, sondern aus dem Feeling in der aktuellen Situation. Das heisst, dass ich heute vielleicht ganz andere Verhaltensweisen an einem bestimmten Ort für angebracht halte als morgen. Der Vorteil ist, dass dann der Vielfalt in unserer Gesellschaft besser Rechnung getragen werden kann. Die natürliche Sprache funktioniert ebenso. Jeder Verstoß gegen sprachliche "Regeln" ist zulässig, solange das Gesagte aus dem Zusammenhang heraus verständlich ist.

Eule hat geschrieben:... Sonnst packe ich Alles, was für mich wichtig ist, in die übergeordneten Regeln und deine ganze "Freiheit in einer regellosen Gesellschaft" wäre vernichtet worden.
Die übergeordneten Regeln müssen minimalistisch sein und einen breiten Ermessensspielraum lassen. Du selbst kannst nichts hineinpacken - sie werden politisch-demokratisch festgelegt.

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Re: Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

Beitrag von homo sapiens » Do 13. Okt 2016, 13:04

Shiva205 hat geschrieben:Die übergeordneten Regeln müssen minimalistisch sein und einen breiten Ermessensspielraum lassen.
geil, noch mehr gummiparagraphen...

Du selbst kannst nichts hineinpacken - sie werden politisch-demokratisch festgelegt.
*prust* also keine aenderung am jetztzustand. eher eine verschlechterung aus meiner sicht.

aber spass beiseite, wie soll das denn konkret vonstatten gehen? mit anderen worten, wie willst du den menschen so etwas schmackhaft machen?

im uebrigen geht es nicht um sicherheit sondern um notwendige regeln. und je groesser eine population, desto restriktiver muessen die regeln des zusammenlebens sein.



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Re: Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

Beitrag von Aria » Do 13. Okt 2016, 14:01

Tim007 hat geschrieben:Erst vor wenigen Wochen wollte ein Farbiger eine 69-jährige Frau in Bremen am FKK-Strand vergewaltigen.
Ja, Südländer sind auch nicht besser als Nordländer – Zitat aus der Süddeutschen vom 11. Oktober 2016:

Zumindest im Falle des Cannstatter Volksfests geht Polizeisprecher Lauer davon aus, dass sich "durch die Übergriffe in Köln und Stuttgart in jener Nacht das Anzeigeverhalten verändert" habe. "Die Frauen lassen sich weniger gefallen." Bei den 22 Übergriffen handele sich aber nicht um das gleiche Phänomen wie an Silvester; die Täter seien Briten wie Schweizer wie Deutsche gewesen, "meines Wissens war kein einziger Asylbewerber darunter."


Eule hat geschrieben:Ich habe schon wiederholt darauf hingewiesen, dass das moderne Moralbild sich nicht aus einem kirchlichen Moralbild ableitet, sondern ganz profan von Philosophen entwickelt wurde.
Und wenn du es noch hundert Mal wiederholst, wird dies nicht richtiger. Richtig ist vielmehr, dass sich in der westlichen Welt die moderne Moral aus der fast 2000 Jahre dauernden Herrschaft der christlichen Moral ableitet. Erst in der heftig von der Kirche bekämpften Aufklärung begann die Loslösung aus dieser Unfreiheit des Geistes, d.h. erst da wagten es die Philosophen, der Kirche zu widersprechen. Dafür wurden sie konsequenterweise von der Kirche auf den Index Librorum Prohibitorum gesetzt, was bedeutete, dass das Lesen der dort gelisteten Werke für jeden Katholiken verboten war, wer es trotzdem wagte, beging damit eine schwere Sünde.

So durfte man beispielsweise "Der Gesellschaftsvertrag" von Rousseau nicht lesen, später wurden auch Sartres Werke auf den Index gesetzt, nicht aber Hitlers „Mein Kampf“. Da weiß man, woher der Wind wehte und teilweise immer noch weht: von rechts.

Da dieser Index erst vor 50 Jahren abgeschafft wurde, hatte bis ins 20. Jahrhundert Einfluss auf das geistige Leben und auf die Moral der ca. 1 Milliarde große Gemeinschaft der Katholiken. Und du, Eule, willst du uns hier weismachen, dass dies für die heute herrschende Moral keinerlei Bedeutung hatte bzw. hat? Träume weiter.


homo sapiens hat geschrieben:
Shiva205 hat geschrieben:Die übergeordneten Regeln müssen minimalistisch sein und einen breiten Ermessensspielraum lassen.
geil, noch mehr gummiparagraphen...
Gummiparagraphen sind besser als solche, in denen alles haarklein aufgeführt ist. Und dieses Letzte greift immer mehr um sich, was zur Folge hat, dass Gesetze immer wieder nachgebessert werden müssen, weil dort zwar viele Fälle aufgeführt werden, aber eben nicht alle.

Als Beispiel kann ich den § 184 StGB nennen, wo aus ursprünglich einem einzigen Satz im Lauf der Jahre ein Monstrum mit unzähligen Sätzen und Spezifizierungen wurde – inzwischen geht es von § 184 über § 184a bis § 184h. Wenn man einmal mit Details anfängt, muss man immer wieder weitere Details anfügen und das in immer schnellerem Rhythmus.

Was ich sagen will: Früher hatten Gesetze bestand über Jahrzehnte, heute nur noch über wenige Jahre, wenn überhaupt.

homo sapiens hat geschrieben:im uebrigen geht es nicht um sicherheit sondern um notwendige regeln. und je groesser eine population, desto restriktiver muessen die regeln des zusammenlebens sein.
Das erschließt sich mir nicht – kannst du das bitte näher erklären?

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Re: Regeln

Beitrag von Shiva205 » Do 13. Okt 2016, 16:02

Die übergeordneten Regeln müssen minimalistisch sein und einen breiten Ermessensspielraum lassen.
homo sapiens hat geschrieben:wie soll das denn konkret vonstatten gehen? mit anderen worten, wie willst du den menschen so etwas schmackhaft machen?
Ich fühle mich freier, wenn ich intuitiv handeln kann und kein kompliziertes Regelwerk verwalten muss. Ich will nicht unbedingt Andere hindern Regeln aufzustellen, aber ich will sie dabei nicht unterstützen und ich will mich auch nicht unbedingt an diese Regeln halten - bis auf einen übergeordneten Rahmen, der die essentiellen Menschenrechte wahrt.

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Re: Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

Beitrag von homo sapiens » Do 13. Okt 2016, 18:33

aria hat geschrieben: Das erschließt sich mir nicht – kannst du das bitte näher erklären?
nun, das problem ist fast so alt wie die menschheit.

der kategorischer imperativ ("handle nur nach derjenigen maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines gesetz werde.") vom ollen kant funktioniert ja nur bei menschen, die dem gleichen kulturkreis, bzw. wertesystem entstammen. ein anderes wertesystem, dass zu dem eigenen kontraer ist und schon haste ein problem (und/oder der andere). da kann ganz schnell der soziale friede gefaerdet sein. voraussetzung fuer ein friedliches miteinander sind entweder gleiche interessen, wertvorstellungen, kulturkreise oder eben ein starker staat mit den entsprechenden gesetzen, die das zusammenleben "regeln".

bei kleinen gruppen ist das zusammenleben ohne grossartiges regelwerk moeglich (kant funktioniert), aber wenn die gruppen groesser werden muss das regelwerk angepasst werden, so dass auch alle menschen included sind. also dass auch die mit den anderen wertesystemen einbezogen werden.

groessere gruppen (populationen) benoetigen fuer einen stabilen zusammenhalt daher mehr regeln, bzw. gesetzte, die das soziale zusammenleben auch mit menschen mit anderen wertsystemen ertraeglich machen ohne dass es zu mord und totschlag kommt. (denk an die dunbar-zahl ) alles moegliche gilt es abzufangen. sich dabei auf irgendwelche grundrechte zu berufen reicht da leider nicht aus.

natuerlich haben wir viele gesetze und mit jeder reform kommen neue hinzu.
die frage ist ja, wo kann der einzelne buerger ansetzen um eine aenderung herbeizufuehren und weiter, ist ihm dies ueberhaupt noch moeglich. waere es mit einer, nicht nur theoretischen, direkten demokratie besser oder nur anders?



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Re: Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

Beitrag von homo sapiens » Do 13. Okt 2016, 18:37

shiva205 hat geschrieben: Ich will nicht unbedingt Andere hindern Regeln aufzustellen, aber ich will sie dabei nicht unterstützen und ich will mich auch nicht unbedingt an diese Regeln halten - bis auf einen übergeordneten Rahmen, der die essentiellen Menschenrechte wahrt.
ach so - du willst dir dein eigenes, ganz persoenliches regelwerk schaffen. na gut, viel spass dabei.



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Re: Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

Beitrag von Aria » Do 13. Okt 2016, 21:06

homo sapiens hat geschrieben:im uebrigen geht es nicht um sicherheit sondern um notwendige regeln. und je groesser eine population, desto restriktiver muessen die regeln des zusammenlebens sein.
[...]
bei kleinen gruppen ist das zusammenleben ohne grossartiges regelwerk moeglich (kant funktioniert), aber wenn die gruppen groesser werden muss das regelwerk angepasst werden, so dass auch alle menschen included sind. also dass auch die mit den anderen wertesystemen einbezogen werden.
[…]
natuerlich haben wir viele gesetze und mit jeder reform kommen neue hinzu.
Das erscheint auf den ersten Blick schlüssig, aber die Geschichte Deutschlands z.B. widerspricht dem:

Es lebten 1910 im Deutschen Reich mit 65 Millionen ungefähr so viele Menschen wie in der Bundesrepublik vor der Vereinigung – also ist die Annahme, dass mit größer werdender Population auch das Regelwerk restriktiver werden muss, nicht richtig. Und wie bereits gesagt, genügten nach der Gründung des Deutschen Reiches (1871) wenige Sätze, um ein Straftatbestand zu beschreiben, obwohl noch wenige Jahre zuvor (1866) die nun im Reich vereinigten Länder gegeneinander Krieg führten.

Anderes Beispiel: Unser Grundgesetz, obwohl erst 67 Jahre alt, erfuhr in dieser Zeit über 60 Änderungen, und die amerikanische Verfassung, 230 Jahre alt, nur 27. Was sagt uns das? Wir wollen alles ins Kleinste geregelt haben, während die Amerikaner pragmatischer herangehen, sprich die Auslegung der Gesetze, der jeweiligen, dem Zeitgeist unterworfenen Rechtsprechung überlassen.

Und das Schlimmste ist: Hat man einmal mit der Einfügung der vom Tagesgeschehen abhängigen Details angefangen, muss man damit immer weiter machen, weil im nächsten oder übernächsten Jahr wieder neue Details auftauchen können, die zuvor nicht berücksichtigt worden sind.

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Re: Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

Beitrag von Klaus_59 » Do 13. Okt 2016, 23:53

Aria hat geschrieben:Anderes Beispiel: Unser Grundgesetz, obwohl erst 67 Jahre alt, erfuhr in dieser Zeit über 60 Änderungen, und die amerikanische Verfassung, 230 Jahre alt, nur 27. Was sagt uns das? Wir wollen alles ins Kleinste geregelt haben, während die Amerikaner pragmatischer herangehen, sprich die Auslegung der Gesetze, der jeweiligen, dem Zeitgeist unterworfenen Rechtsprechung überlassen.

Das führt aber auch dazu, dass mit Gummiparagraphen wie dem 118er OWiG dann auch Nackheit geahndet werden kann. Dan ist mir ein exaktes Regelwerk lieber.

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Re: Der Unterscheidung zwischen Nacktheit und Sexualität

Beitrag von Aria » Fr 14. Okt 2016, 00:34

Klaus_59 hat geschrieben:Das führt aber auch dazu, dass mit Gummiparagraphen wie dem 118er OWiG dann auch Nackheit geahndet werden kann. Dan ist mir ein exaktes Regelwerk lieber.
§ 118 OWiG sagt: Ordnungswidrig handelt, wer eine grob ungehörige Handlung vornimmt, die geeignet ist, die Allgemeinheit zu belästigen oder zu gefährden und die öffentliche Ordnung zu beeinträchtigen.

Was willst du hier ändern? Explizit anführen, dass die einfache Nacktheit nicht zu den Handlungen gehört, die geeignet sind, die Allgemeinheit zu belästigen oder zu gefährden und die öffentliche Ordnung zu beeinträchtigen?

Dann müsstest du, der Gerechtigkeit halber, noch tausend andere Dinge auflisten. Ein der Ding der Unmöglichkeit.

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