Aktuelle Zeit: Mo 29. Sep 2025, 06:21

FKK-Freunde.info

Das deutsche FKK-Forum

Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Kurioses, Lustiges, Aufmunterndes was unsere Forengemeinschaft interessieren dürfte
Benutzeravatar
 
Beiträge: 5036
Registriert: 17.06.2006
Wohnort: Hessen
Geschlecht: Männlich ♂

Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Hans H. » Mo 28. Mär 2016, 15:29

Was ist eine "natürliche und von Normen befreite Nacktheit "? Dazu müsste es doch eine normierte Nacktheit geben, doch eine solche ist mir noch nicht begegnet. Deshalb verstehe ich nicht, was hier mit "von Normen befreit" gemeint sein soll.

Aber Tendenzen dahin, dass "Nacktheit bald wieder als Befreiung an sich angesehen würde" sind durchaus erkennbar.
1.: Hier im Forum sind heute deutlich mehr Mitglieder unter 40, als vor 10 Jahren.
2.: Ich habe zumindest von der jüngeren Generation gehört, dass man unter jungen Leuten wieder offener mit Nacktheit umgeht, als vor 10 bis 20 Jahren, wobei der Ausgangspunkt dazu möglicherweise in den verbreiteten Sauna-Möglichkeiten in Fitness-Studios liegt. Das mag eine lokal begrenzte Beobachtung sein, aber die gibt es.
3.: In mehreren europäischen Ländern entdecken die jungen Leute zurzeit den Nudismus (ohne abgegrenzte FKK-Bereiche, sondern als CO-Freiheit) neu für sich, dort wo dies noch in den hier "gelobten Zeiten der 70ger Jahre" noch völlig unmöglich war. Ganz besonders denke ich dabei an Spanien und Portugal. Da muss man allerdings die Gesamtheit sehen und nicht Einzelfälle wie Ibiza, denn dort hat die Entwicklung nichts mit Einheimischen zu tun, sondern geänderten Verhältnissen der Haupt-Besucher.

Benutzeravatar
 
Beiträge: 5036
Registriert: 17.06.2006
Wohnort: Hessen
Geschlecht: Männlich ♂

Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Hans H. » Mo 28. Mär 2016, 16:09

Mit dem Text war ich noch nicht fertig, habe aber statt "Vorschau" versehentlich "Absenden" angeklickt. Hier noch die Fortsetzung im direkten Anschluss an den letzten Absatz:

Im Gegensatz zum Rückgang der ausschließlich von Touristen gelebten FKK auf Ibiza gab es auf mehreren kanarischen Inseln in den vergangenen Jahren eine deutliche Zunahme, auch vorangetrieben durch die einheimische Bevölkerung. Beispiele: eine einheimische Organisation auf TF hat ein vor einigen Jahren geplantes FKK-Verbot auf dem Hauptteil des P. d. la Tejita verhindert und eine Organisation von Einheimischen organisiert nicht nur regelmäßige Nacktwanderungen, sondern berichtet darüber auch in den Medien und letztes Jahr im Rahmen einer Naturpark-Ausstellung.

Ich bin überzeugt, dass es auch beim Nudismus wie bei vielen gesellschaftlichen Gewohnheiten und z.B. bei Modewellen ein Auf und Ab gibt. Die prüden Fremdenverkehrs-Direktoren aus dem Westen, die im Osten nach der Wende für einen Rückgang der FKK gesorgt hatten, gehen jetzt auch nach und nach in Rente. Mit den Nachfolgern gibt es die Chance für neue Sichtweisen. Viele von denen haben FKK als Kinder kennengelernt, dann nicht mehr mitgemacht, weil es in dieser Generation nicht "in" war. Das entspricht bei vielen dennoch nicht deren innerer Einstellung.

Ich weiß, viele werden jetzt widersprechen, aber ich bin der Meinung, wir sind wieder an einem Wendepunkt angekommen in Bezug auf den internationalen Nudismus, nicht jedoch in Bezug auf FKK im klassischen Sinne mit abgegrenzten Bereichen mit Textilverbot, die es ja in Spanien, Portugal und Griechenland so gut wie (also fast) gar nicht gibt (auf den Stränden in Frankreich auch schon lange nicht mehr), weil es dem dortigen Verständnis einer Nudismus-Freiheit überhaupt nicht entspricht. Ob ich Recht habe, wird sich erst in einigen Jahren (vielleicht 10 Jahren) zahlenmäßig erkennen lassen. Vorher sage ich gleich zu allen, die mir widersprechen: das ist reine Spekulation. Beobachtungen, Gefühl, Schlussfolgerungen - das reicht mir für eine derzeitige Meinungsbildung auf "Vermutungsbasis", aber nicht für weitergehende Belege. Deshalb: schreibt Eure Meinung dazu, aber erwartet nicht, dass ich antworte, um meine Meinung zu rechtfertigen, denn mehr gibt es dazu (zu meiner Sicht) bisher noch nicht zu sagen oder auf Entgegnungen zu erwidern.

Benutzeravatar
 
Beiträge: 566
Registriert: 21.05.2011
Geschlecht: Männlich ♂

Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von kristofnrw » Mo 28. Mär 2016, 17:21

Hans H. hat geschrieben:Was ist eine "natürliche und von Normen befreite Nacktheit "? Dazu müsste es doch eine normierte Nacktheit geben, doch eine solche ist mir noch nicht begegnet. Deshalb verstehe ich nicht, was hier mit "von Normen befreit" gemeint sein soll.
Es bestehen Normen auch für nackte Körper (Formen oder etwa "gepflegte" gegen wildgewachsene Behaarung, die derzeit ziemlich out ist ...). Es war im Thread von neuen "Moden unter der Gürtellinie" die Rede. Diese Normen nehmen meiner Beobachtung nach zu und können zu Hemmungen bei Menschen führen, die sich an die Mode nicht anpassen wollen oder können. Die Frage ist, inwieweit man sich insbesondere auch als junger Mensch von solchen Normen "befreit".

Generell leuchtet es ein, dass die Hemmschwelle zum Nacktbaden mit neuen Normen steigt und mit deren Wegfall sinkt.

Benutzeravatar
 
Beiträge: 5036
Registriert: 17.06.2006
Wohnort: Hessen
Geschlecht: Männlich ♂

Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Hans H. » Mo 28. Mär 2016, 17:49

Solche "Normen" kann ich nach meinen Beobachtungen weder bestätigen, noch überhaupt feststellen, denn weder in der Sauna, noch an den besuchten FKK- oder CO-Stränden bzw. Seen konnte ich in den letzten 10 Jahren eine Entwicklung mehr in die eine oder andere Richtung bezüglich dieser vermeindlichen "Mode unter der Gürtellinie" erkennen, sondern ein Gleichgewicht in der Verteilung im Bereich von 1:1 bis 1:2, wobei in der jüngeren Generation an spanischen Stränden diese "Mode" nur von einer geringen Minderheit mitgemacht wird. Warum also sollte es dann eine Hemmschwelle geben, sich zu zeigen, nur weil man da nicht oder doch mitmacht?
Warum überhaupt sollte es eine Mode sein, wenn doch seit spätestens 2000 es jeder damit hält wie er will und meiner Ansicht nach seitdem keine Tendenz mehr zu erkennen ist, dass es mehr oder weniger werden, denen es gefällt?

Benutzeravatar
 
Beiträge: 566
Registriert: 21.05.2011
Geschlecht: Männlich ♂

Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von kristofnrw » Mo 28. Mär 2016, 18:28

Deine Beobachten treffen sicherlich auf jene zu, die sich zeigen. Wie die derzeitigen Trends bei Jüngeren aussehen, die sich nicht nackt zeigen, ist schwer zu beurteilen. Es wird ja hier im Forum immer wieder beklagt, dass nicht so viele Jüngere an Nacktstränden, Saunen und FKK-Veranstaltungen zu sehen sind...

Der Hinweis auf zusätzliche körperliche Normen und Schönheitsideale, die vor 20 oder 30 Jahren noch nicht in dem Maße galten, sollte auch nur der Versuch sein, nach weiteren Erklärungen für das zu suchen, was den Rückgang der FKK verursachen mag. Es gibt auch andere Erklärungen dafür.

Benutzeravatar
 
Beiträge: 5036
Registriert: 17.06.2006
Wohnort: Hessen
Geschlecht: Männlich ♂

Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Hans H. » Mo 28. Mär 2016, 18:46

OK, deinem ersten Absatz kann sicher niemand widersprechen. Mit dem zweiten machst du klar, dass es die Annahme einer theoretischen Möglichkeit ist und es auch andere Erklärungen geben kann. So ausgedrückt hast du auch dafür meine Zustimmung.

 
Beiträge: 5813
Registriert: 08.07.2009
Geschlecht: Männlich ♂

Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Eule » Mo 28. Mär 2016, 22:58

@ kristofnrw
Der Hinweis auf zusätzliche körperliche Normen und Schönheitsideale, die vor 20 oder 30 Jahren noch nicht in dem Maße galten, sollte auch nur der Versuch sein, nach weiteren Erklärungen für das zu suchen, was den Rückgang der FKK verursachen mag. Es gibt auch andere Erklärungen dafür.
Für mich gib es zwei Erklärungsmodelle, die nebeneinander bzw. miteinander laufen. Die erste ist ein allgemeiner Modetrend. Nackt den Urlaub zu verbringen oder am See zu liegen bietet nichts Besondere mehr. Also ebt diese Welle jetzt ab. Weiter wird die einfache und unkontrollierbare Herstellung, Manipulierung und Veröffentlichung von Bildern im Internet als große Angst empfunden. Heutige Kinder wachsen mit diesen neuen Medien auf und müssen erst auf die entsprechenden Gefahren hin sensibilisieret werden. Aber hier wird sich noch ein gewisser Verhaltenscodex entwickeln.

Die Frage, ob sich hier ein gesellschaftlicher Wandel abzeichnet oder nicht, ist für mich noch nicht erkennbar. Ich sehe noch nicht die Entwicklung zu einem unverkrampften Verhältnis zum Körperlichen und zur Nacktheit als solches.

Benutzeravatar
 
Beiträge: 5114
Registriert: 24.01.2012
Wohnort: München
Geschlecht: Weiblich ♀

Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Aria » Di 26. Apr 2016, 21:34

Süddeutsche schrieb gestern in dem Artikel Nacktheit ist nicht gleich Diskriminierung – Zitat:

Es spukt derzeit ein einstweilen noch nicht sehr konkretes Vorhaben des Justizministers Heiko Maas herum, mit dem er geschlechterdiskriminierende Werbung unterbinden will. Das klingt zunächst einmal mehrheitsfähig; und es klingt vor allem so, als sei die Werbung derzeit der Wilde Westen der Diskriminierung. Ganz so einfach ist es nicht: Der deutsche Werberat darf öffentlich jeden rügen, der gegen seine Regeln verstößt und sich weigert, die Werbung zurückzuziehen.
[…]
Der Werberat wendet ein Regelwerk an, und liest man es, ahnt man bald, wie viel bei der Ahndung von Diskriminierung Ansichtssache ist. Darauf, dass Werbung nicht herabwürdigend sein sollte, nicht Gewalt verharmlosen, Personen auf ihre Sexualität reduzieren sollte, können sich die meisten Leute einigen, auch "Dominanzgebaren" werden viele ablehnen. Aber was genau bedeutet das? Auch "übertrieben herausgestellte Nacktheit" ist nicht erwünscht. Wo genau fängt übertrieben an? Oder herausgestellt? Übertrieben setzt voraus, dass es eine Norm gibt. Und die lässt sich nicht mit Quadratzentimetern von Textilien festlegen.
[…]
Freizügigkeit als Makel ist nach wie vor Frauen vorbehalten. Und dieses Phänomen, so viel ist nach vielen Tausenden Jahren Kulturgeschichte sicher, lässt sich mit Prüderie nicht bekämpfen.


Dass eine neue Prüderie im Anmarsch ist, sehe also nicht nur ich so.

Benutzeravatar
 
Beiträge: 3261
Registriert: 05.12.2005
Wohnort: Lübben im Spreewald
Geschlecht: Männlich ♂
Alter: 69

Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Bummler » Mi 27. Apr 2016, 08:56

Aria, da hast Du wohl recht, mit der Prüderie. Aber in dem Artikel stehen auch noch einige Kernsätze drinnen, die Hoffnung verheißen:
..., dass Nacktheit auch ein Ausdruck von Unschuld ist - und Schamlosigkeit kein Unglück, sondern der schönste vorstellbare Zustand.
...
Dass Nacktheit mit Freiheit zu tun hat, kommt jedenfalls daher, dass Scham und Freiheit einander eher im Weg stehen.


Insofern glaube ich das, was Hans oben geschrieben hat, nämlich:

Hans H. hat geschrieben:...aber ich bin der Meinung, wir sind wieder an einem Wendepunkt angekommen in Bezug auf den internationalen Nudismus, nicht jedoch in Bezug auf FKK im klassischen Sinne ...


Es gibt eine ausgeprägte intellektuelle und individuell freiheitlich geprägte Szene, die sich der Nacktheit bedient um ihre Lebensweise vom Mainstream abzugrenzen. Grund ist sicherlich der ungebremste Konsumrausch, der rein rational betrachtet, nicht gut sein kann.
Ebenso, wie die Pioniere der FKK ein Gegengewicht zu inhumanen Erscheinungen der Industrialisierung bilden wollten, hat diese Gruppe wohl Nacktheit mit einem idealen Anspruch verbunden.

Der Satz oben ist mir dafür ein Beleg. Freilich ist er nur ein Strohhalm, denn Du hast schon recht, wenn Du das Gesetzesvorhaben kritisch siehst. Dieses Gesetz wird von Kreisen voran getrieben, die sich der Prüderie verschrieben haben und sie werden es nutzen, falls es Gesetz wird. Aber der kritische Kommentar in der Zeitung zeigt mir auch, dass es eine Opposition gibt.

 
Beiträge: 3637
Registriert: 29.11.2005
Wohnort: Bremen

Re: Dokumente des gesellschaftlichen Wandels

Beitrag von Tim007 » Mi 27. Apr 2016, 09:56

Was mich an dem Vorhaben stört, ist die Verboteritis.

Es gibt vieles, was dem einen oder anderen nicht gefällt. Man kann aber nicht alles verbieten. Das eine führt das andere nach sich. Das Ergebnis: Unübersichtlichkeit, weitere Verbote, Gängelung.

Ich vermisse eine wirklich liberale Partei.

VorherigeNächste

Zurück zu Sonstiges

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 13 Gäste