@ Butterfly
Wenn die These stimmt, dass bei Textilern oder FKK-Neulingen noch ein starker gefühlsmäßiger Zusammenhang zwischen Nacktheit und Sex besteht (und diese These stimmt mMn), ist doch klar, dass eine völlig nackte Frau einen stärkeren Seximpuls auslöst als eine Frau in Bikini, die man schon tausendmal gesehen hat und von der man weiß, dass man auch nicht mehr von ihr sehen wird.
Hier muss jetzt erstmal ein grundsätzliches Missverständnis ausgeräumt werden. Der "erotische Blick" ist nicht grundsätzlich auf die Sexualität ausgerichtet. Ja, er kann einen sexuellen Reitz auslösen und dieses ist jedoch vom Grad der Bekleidung unabhängig. Deine These, dass bei Textilern und FKK-Neulingen noch ein starker gefühlsmäßiger Zusammenhang zwischen Nacktheit und Sex besteht, kann ich aus meiner Sicht nicht bestätigen. Es ist vielmehr das Tabu, sich nicht nackt vor anderen Menschen zu zeigen, weil es sich nicht gehört (Anstandsregel), weil der Andere Macht über einem gewinnt. Dass dieses auch eine Einladung zum Sexualkontakt darstellen soll, wird immer als letztes und sog. Totschlag-Argument genutzt. Dass man dieses selbst als ein Sexualimpuls interpretiert halte ich für ein selbstverständliches bzw. selbsterklärendes Signal aus dem Bereich der Angst wegen des Tabu-Bruches.
Wenn ich dagegen die erste Frau nackt sehe, brauche ich keine Fantasie mehr. Ich kann den sexuellen Gedanken gar nicht ausweichen, wenn ich es nicht gewohnt bin.
Um einen sexuellen Impuls entwickeln zu können, muss diese Bereitschaft in dir erst entwickelt sein. Diese deine Empfindung kann für dich und viele andere Menschen durchaus zutreffen, aber allgemeingültig ist sie deshalb nicht. Ich spreche mich also nicht gegen das Erleben dieses Impulses als solchen aus, nur gegen seine Generalisierung.
Neugebore
ne kennen keine Scham. Diese entwickelt sich erst im Kindergartenalter.
Ein weit verbreiteter Irrtum. Scham entwickelt sich nicht, sie wird anerzogen. In den Genen ist das Schamverhalten, also die Reaktion, angelegt. Aber der Grund, weswegen wir uns schämen sollen/müssen ist immer anerzogen. Bitte, dieses sind zwei sehr unterschiedliche Sachverhalte, die nicht miteinander vermengt werden dürfen. In der Erziehung findet auch keine Entsexualisierung statt. Diesen Begriff, dieses Wort gibt es nicht. Was hiermit gemeint ist, ist die Lösung einer Zwangsverbindung, besser, seine Löschung.
@ Wäller
Wir reden hier über die aktuelle Zeit in Deutschland. Du konntest eine Frau in der viktorianischen Zeit nicht im Bikini sehen, weil es diesen zu dieser Zeit nicht gab.
Es kommt natürlich auf das selbe raus, aber ich würde andersrum formulieren: es gibt in unserer Gesellschaft im Rahmen der Standard-Erziehung erstmal von Kindesbeinen an eine gewohnheitsmäßige Sexualisierung der Nacktheit
Diese deiner Formulierung trete ich nicht bei. Das Schamgefühl, und hierauf zielt deine Aussage, ist nicht nur auf das Gefühl der Sexualität ausgerichtet. Anders ausgedrückt, zwar auch, aber nicht nur!
@ ynda
Deine Ausführungen sind zutreffend. Über FKK habe ich in meiner Pubertät per Zufall erfahren. Da spielte die Sexualität keine Rolle. Somit hat sich in mir niemals die Verbindung FKK mit der Sexualität hergestellt, auch wenn mir die Nacktheit in der FKK von Anfang an bekannt war. Ich möchte hier nochmals davor warnen, den Jugendlichen die gefühlsmäßige Gleichung Nacktheit = Sexualität zuzuschreiben. Diese Zuschreibung geht in der Regel fehl.
@ Wäller
Das ist natürlich richtig. Aber diese Assoziation kann halt erst entstehen, wenn man den Kindern vorher beigebracht hat, dass sich Nacktsein nicht gehört.
Aber das sind jetzt wirklich Wortklaubereien. Das läuft immer auf das selbe Ergebnis hinaus.
Es ist weder eine Wortklauberei noch kommt es auf das selbe Ergebnis heraus. Man sollte hier wirklich nicht so undifferenziert denken und argumentieren. Sonst ist Bohnensalat das Gleiche wie Kartoffelsalat.
@ Konrad R.
Ja, Eltern und später die Umwelt vermitteln und leben die Schaminhalte vor. Und dieses schon im frühesten Kindesalter.