Eule hat geschrieben:@ Friedjof
Ist unsere deutsche Sprache dermaßen unterentwickelt, dass wir uns geradezu krampfhaft mit neuen sprachlichen Begriffen schmücken müssen?
Hast du dir schon mal überlegt, wieviele Worte du als typisch Deutsch betrachtest, weil du nicht mehr weist, aus welcher Sprache sie kommen?
Aber sicher doch! Die Entwicklung unserer Muttersprache war ein langer Prozess, der auch sicher noch nicht beendet ist. Eine Unterhaltung ohne Anwendung von Begriffen, die wir von anderen Völkern übernommen haben wäre mir nicht möglich, da ich die frühe indogermanische Sprache, aus der sich unsere germanische Ursprache herausbildete und aus der sich dann, wiederum unter verschiedenen Einflüssen über Althochdeutsch und weiteren Epochen das Neuhochdeutsch herausbildete, nicht beherrsche. Zudem würde mich niemand verstehen.
Wenn man es ganz genau betrachtet ist unsere deutsche Sprache (und andere auch) ein Sprachenmischmasch. Die von anderen Völkern, Stämmen und Kulturen übernommenen und für uns klar deutschen Begriffe sind aber nicht mal eben so übernommen worden, weil sie so schick waren. Zur Zeit der Völkerwanderungen war es einfach notwendig eine einheitliche Sprache zu finden, damit die Menschen verschiedener Volksstämme miteinander kommunizieren konnten. Zur Zeit der Christianisierung wurde unsere Sprache zudem noch vom Lateinischen und Griechischem beeinflusst.
Im Mittelalter wurde an europäischen Höfen nicht selten Französisch gesprochen. Dies machte sich aber im Sprachgebrauch beim einfachen Volk weniger bemerkbar. Erst seit dem Dreißigjährigen Krieg und ab der Zeit der französischen Besatzung wurden zunehmend Wörter und Redewendungen aus dem Französischen in die deutsche Sprache übernommen. Hier sprechen wir dann von Gallizismen.
Diese Zeiten sind nun allerdings vorbei. Die deutsche Sprache ist genau genommen „fertig“. Ich benannte bereits den Sprachwissenschaftler Peter Eisenberg, der die deutsche Sprache als eine der bestausgebauten Sprachen der Erde hält.
Wenn heute Begriffe von anderen Sprachen, meist Englisch, übernommen werden, dann erfolgt dies häufig nicht aus einer Notwendigkeit heraus, sondern weil es schlichtweg Mode ist. Es gilt einfach als schick, sich verbal mit möglichst vielen Fremdwörtern bzw. Anglizismen zu schmücken.
Im Rahmen der Globalisierung macht es natürlich Sinn, sich Kontinent übergreifend in bestimmten Bereichen auf eine einheitliche Sprache zu einigen, so z.B. im technischen Bereich. Der IT-Bereich wimmelt ja nur so von Fremdwörtern. Natürlich könnten wir für „Internet“ auch den Begriff „Weltnetz“ verwenden. Nur versteht uns dann z.B. der Ami nicht.
Ich sperre mich ja auch nicht gänzlich gegen hier eingeführte fremdländische Begriffe. Wenn ich bedenke, was wir alles aus dem Französischen übernommen haben…
Nein, es sind eher Wortschöpfungen oder Satzgebilde, zusammengesetzt aus der deutschen und zumeist englischen Sprache, die mich erschaudern lassen.
Muss es denn unbedingt ein „Kaffee to go“ sein (nur ein Beispiel) sein?
Und wenn ich sehe, wie viele Unternehmen sich mit „4 you“ schmücken.
Ich würde mir jedenfalls etwas mehr Umsicht von manchem Sprachbastler und Werbestrategen wünschen. Kreativität finde ich immer gut. Nur sollte man die eigene Muttersprache nicht unbedingt als Experimentierfeld nutzen und dabei total verhunzen.
Oder lasst uns die deutsche Sprache abschaffen. Wir haben ja noch genügend andere Sprachen zur Auswahl.