Um ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen – Zitate aus einem Interview mit Kai-Uwe Eckardt, Koordinator der Covid-19-Intensivversorgung an der Berliner Charité (leider hinter Bezahlschranke):
Die Lage ist angespannt. Die zweite Welle war noch gar nicht abgeklungen, als die Patientenzahlen Anfang März wieder anstiegen. Zu dem Zeitpunkt waren etwa 2800 Patienten mit Covid-19 auf den Intensivstationen in Deutschland, so viele wie auf dem Höhepunkt der ersten Welle. Seitdem steigen die Zahlen kontinuierlich in nahezu allen Bundesländern und nähern sich dem Höchstwert während der zweiten Welle. In Thüringen liegen sie schon darüber.
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Es ist richtig, dass nur ein kleiner Prozentsatz an Infizierten intensivmedizinische Betreuung braucht. In einer Pandemie, bei einem derartigen Infektionsgeschehen, kommen aber Tausende in diese Situation, und es kann Menschen in allen Altersgruppen treffen. Auf den Intensivstationen der Charité lag das mittlere Alter während der zweiten Welle bei 63 Jahren. Jetzt scheint sich die Altersverteilung um zehn Jahre nach unten zu verschieben, was sicher in erster Linie an den Impfungen der höheren Altersgruppen liegt.
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Die Diskussion ist meiner Meinung nach zu einseitig auf die Zahl der Betten gerichtet. Natürlich zählen auch wir Betten, und es ist wichtig, die Behandlungskapazitäten im Blick zu haben. Aber auch bei ausreichenden Kapazitäten und trotz aller Möglichkeiten moderner Intensivmedizin kann jeder dritte Patient, der mit Covid-19 auf eine Intensivstation kommt, nicht gerettet werden. Die Einschätzung, dass alles in Ordnung sei, solang wir noch genügend Intensivbetten haben, ist deshalb falsch.
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Im Januar hatten wir 5700 Covid-Intensivpatienten in Deutschland. Jetzt sind es bundesweit etwa 4700, also rund 1000 weniger. Das klingt zunächst einmal nicht so dramatisch. Doch wenn man die Zahlen in den letzten drei Wochen anschaut, sieht man, dass es durchschnittlich jeden Tag 73 Patienten mehr geworden sind. Das heißt, wenn die Dynamik so weitergeht, sind wir in zwei Wochen dort, wo wir im Januar waren. Es ist jetzt schon zu spät, das noch abzuwenden.
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Für die Rund-um-die-Uhr-Versorgung von 80 zusätzlichen Intensivpatienten benötigt man etwa 200 Pflegekräfte.
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Es ist diese Ballung an schwerkranken Menschen, die wir in der Intensität sonst nicht erleben und die eben auch mit einer ungewohnt hohen Sterblichkeit einhergeht. Wir versorgen an der Charité allerdings auch die am schwersten erkrankten Patienten aus Berlin und angrenzenden Regionen. Deshalb kommt auch der Druck hinzu, immer wieder noch zusätzliche Patienten zu übernehmen.