von nordnackt » Di 12. Mai 2015, 21:19
Nacktheit in der Öffentlichkeit polarisiert natürlich immer und schafft Aufmerksamkeit, also auch Leser und Geld. Eine sorgfältige Differenzierung wäre aufwändig, langweilig und kontraproduktiv. Ein knapper Bericht über ein angebliches Spektakel schafft schnelle Aufmerksamkeit, ein sorgfältig ausgearbeiteter Artikel über die Rechtslage bzgl. des Nacktseins im öffentlichen Raum spricht nur wenige Interessierte an.
Für die Polizei ist es natürlich schwierig. Eigentlich kann sie es nur falsch machen. Mal zu eifrig, mal zu untätig. Hier hat jeder eine andere Meinung und Laiensicht auf die Dinge, Sachlagen sind zunächst oft zu unübersichtlich, die rechtlichen Fragen sind nicht gerade einfach und alltäglich. Polizisten sind keine Juristen und müssen schnell vor Ort reagieren und entscheiden. Ich habe, hier schon mal geschildert, einen Freund in einer Einsatzleitstelle. Auf die Frage, wie er auf eine Nacktwandermeldung reagieren würde, sinngemäß: Da habe ich keine Ahnung. Das ist zunächst nachvollziehbar und nach dem ersten Mal ist man immer schlauer. Es gibt zudem Ermessensspielräume und jeder reagiert unterschiedlich, auch persönlich von Fall zu Fall.
Hier kommt hinzu, dass es offenbar kein harmloses Nacktjoggen war und selten komplexe Sachverhalte in Kurzmeldungen wiedergegeben werden können und müssen. Hier hat vielleicht jemand unserer guten Sache einen Bärendienst erwiesen.
Immerhin haben die Polizeikräfte das eigene Vorgehen in Frage gestellt. Vielleicht war man dort auch einfach über die Wellen überrascht, die diese Banalität (sic!) geschlagen hat. Das ist doch schon etwas.
Übrigens habe ich auf mein Dankesschreiben (in dem ich noch einmal um Verständnis geworben und auf die Folgen durch schlechte Presse hingewiesen habe) noch eine weitere Antwort erhalten. Darin wurde mir noch einmal versichert, dass man das Verhalten künftig überdenken wird und Nacktwandern als solches nicht ansatzweise in Frage gestellt, im Gegenteil.