So sehe ich das auch.MaJu_BLN hat geschrieben:Ich wollte nicht zum Ausdruck bringen, dass wir Leute mit Tattoos und Intim-Piercings (einfach nur) tolerieren. Wir nehmen sie einfach gar nicht als etwas Besonderes oder Problematisches wahr
(…)
Es ist aber einfach Teil der heutigen Alltagskultur - einfach stinknormal.
Das ist ein generelles Problem bei Vereinen, wenn sie nicht beizeiten für frisches Blut sorgen, sprich auch jüngere in den Vorstand wählen. Die alten Mitglieder – und damit auch die von ihnen gewählten Vorstände – haben die Tendenz, alles so zu lassen, wie es immer war. Das bringt das Alter so mit sich, ist also normal.MaJu_BLN hat geschrieben:FKK wird - meiner Wahrnehmung nach - von jüngeren Leuten mit Spießigkeit, übertriebenen Regeln, Überalterung usw (ich habs ja schon ausführlicher beschrieben) assoziiert. Das hält sie davon ab.
Aber bei den FKK-Vereinen kommt es erschwert hinzu, dass sie kaum junge Mitglieder haben, weil sich die moralischen Maßstäbe in Bezug auf die Nacktheit in den letzten 40 Jahren verändert haben. So wie die Jugend in den 60er und 70er Jahren dafür gesorgt hatte, dass die FKK in wurde, so sorgte Jugend, die danach kam, auch für das out.
Ich will hoffen, dass sich das bald wieder dreht – euer Verein scheint da auf dem richtigen Weg zu sein.
Klar, allerdings sollte man das nicht überbewerten – Beweis: Die Jugend der 60er und der 70er Jahre war in der Lage, den Mief der 50er Jahre, in dem sie aufgewachsen war, abzuschütteln. Gleiches geschah auch in den 1920er Jahren, als es auch zu einem FKK-Boom kam, obwohl zuvor noch rigiderer Erziehungsregeln galten.MaJu_BLN hat geschrieben:Zweitens war es doch schon immer das Ziel der FKK, Nacktheit zu entsexualisieren / zu normalisieren. Eine automatische Assoziation von Nacktheit und Sex/Erotik lässt sich doch ganz einfach darin begründen, dass wir in einer Kultur aufwachsen, in der wir uns für fast alle möglichen Tätigkeiten außer Sex anzuziehen haben. Das ist ein simpler Konditionierungsprozess.
Und es gibt noch einen weiteren Beweis: Jugend, die in einem FKK-ler Haushalt aufgewachsen ist und sicher keine rigide Erziehung genossen hatte, haben sich später von der FKK abgewandt. Will sagen: Die Abneigung der Jugend, so zu werden wie ihre Eltern, war schon immer da.
Das zeigt, wie breit gestreut die Auffassungen bzgl. FKK sind – zum Glück sind in diesem Forum nur ein paar Leute, die das enger sehen und nur bestimmte Formen als FKK-like zulassen. Aber damit muss man leben, was aber nicht heißt, ihre Ansichten auch mal zurückzuweisen, wenn sie zu sehr missionieren.MaJu_BLN hat geschrieben:Für manche ist es unanständig, wenn man drinnen nackt ist und nur der nackte Aufenthalt draußen ist akzeptabel. Für manche sind nur nackte Tätigkeiten akzeptabel, die mit Sport zu tun haben. Für manche kommt es darauf an, was bei den Tätigkeiten potentiell für das Gegenüber sichtbar wird (z.B. nacktes Yoga nur kreisförmig angeordnet; nicht so bücken, dass andere Personen dem eigenen Hintern zugewandt sind).
Hier möchte ich widersprechen: Die Normen waren in früheren Zeiten nicht weniger unerbittlich: Ohne Korsett war eine Frau ohne Moral, ebenso eine, die den damals gerade erfundenen BH trug, bis sich das in den 1950er Jahren umkehrte: Ein BH war ein Muss, ohne war frau ein Flittchen. In den 1970er verbrannten Frauen ihre BHs, und jetzt trägt die Jugend sie wie ehedem in den 50er Jahren, also verstärkt und blickdicht.MaJu_BLN hat geschrieben:… wenn ich lerne, dass ich mich zu allen möglichen Anlässen zu bekleiden habe und v.a. ganz bestimmte Körperpartien immer vor anderen zu bedecken habe, es also ein Tabu ist, bestimmte Körperteile vor anderen zu zeigen, löst es Scham aus, wenn ich in eine Situation komme, in der ich das nicht erfüllen kann. Dass dabei Normen, wie Körper auszusehen haben, eine verstärkende Rolle spielen, ist doch klar und unwidersprochen. Aber Normen und Schönheitsideale gab es doch schon immer, sie haben sich nur einfach verändert und die heutigen sind kaum noch zu erfüllen (v.a., wenn man halbwegs gesund bleiben will).
Aber eines ist immer geblieben: Schlank (also nicht schwanger!) muss die Frau sein und der Mann muskulös (hier vor allem Gluteus maximus!). Die sogenannten Rubensfrauen waren lediglich in den Zeiten modern, in denen die meisten Menschen hungern mussten. Auch in den 1950er Jahren war das Dicksein – als Reaktion auf die Hungerjahre gleich nach dem Krieg – kein so großer Makel, zeugte es doch davon, dass man es (augenscheinlich) geschafft habe.