von Ralf51 » Fr 3. Jan 2020, 08:37
Hallo jo,
vielen Dank für deinen ausführlichen Beitrag.
Warum ich ein Intimpiercing trage kann ich Dir gerne sagen. Eigentlich bin ich über die Intimrasur dazu gekommen. Ich habe mit der Rasur angefangen, als ich etwa 16 Jahre alt war. Damals hatte ich in nen Porno bei einem Freund das erste Mal eine komplett rasierte Frau gesehen. Das fand ich unheimlich aufregend und ich bekam Lust darauf, das bei mir selbst auch Mal zu probieren. Ich wollte eigentlich nur die Haare am Sack rasieren, aber das verselbständigte sich dann, es wurde erst ein Dreieck, dann ein Irokese und dann schließlich der totale Kahlschlag. Da ich kaum Körperbehaarung habe habe ich es sehr schön empfunden. Leider bekam meine Mutter das mit und hat mich unglaublich angesaut. Da ich von meiner Mutter eh immer ziemlich runter gemacht wurde hatte sie dann einen idealen Grund mich als Perversen und Abartigen zu beschimpfen. Ich habe die Haare dann wieder wachsen lassen, war damit aber nie glücklich geworden. Ich glaube, es erübrigt sich zu erwähnen, dass ich keine Freundin hatte, da ich fürchterliche Komplexe mit mir herum getragen habe.
Als ich viel zu spät mit 27 Jahren auszog, da hätte ich eigentlich tun und lassen können, was ich wollte, aber das Paket aus meiner Jugend trug ich immer mit. Ich hab mich zwar öfters Mal rasiert, mich dann aber dafür extrem geschämt und mich so zu zeigen ging gar nicht. Ich konnte nicht einmal im Sportstudio unter die Gemeinschaftsdusche. Also habe ich gewartet bis die Haare wieder lang genug waren und erst dann ging es wieder.
Das ich auch in der Zeit alleine war Brauch ich wohl nicht zu erklären. Ich hätte gerne blank unter der Dusche gestanden und auf Fragen geantwortet: "Meine Freundin steht drauf".
Zurückblickend betrachtet eigentlich total arm, aber ein Ausdruck meiner fehlenden Akzeptanz mir selbst gegenüber.
Selbst mit meiner ersten Freundin, die ich mit 33 Jahren hatte lief es so, dass ich nicht zu mir selbst stehen konnte. Also habe ich mich da wieder verbogen, mir die Haare wachsen lassen und auch in anderer Beziehung war ich nicht ich selbst.
Nachdem das dann nach 3 Jahren in die Brüche ging beschloss ich, dass es so nicht weiter gehen kann. Seither bin ich immer glatt rasiert und habe mir sogar die Haare dauerhaft mit IPL entfernen lassen. Der beste Entschluss, den ich je gefasst habe.
Nach der ersten Behandlung habe ich dann beschlossen, dass ich mir ein paar Dinge gönne, die ich schon lange wollte. Ich habe mich auf eigenen Wunsch beschneiden lassen, da meine Vorhaut sehr lang war und trotz täglicher Dusche hat es immer sehr gemuffelt, speziell an warmen Tagen. Und nachdem das alles abgeheilt war, habe ich mir das Frenum-Piercing gestochen.
Seither fühlte ich mich schon ein wenig freier, aber ich hatte noch immer viel mit mir selbst zu schaffen. Mit zunehmendem Alter kam dann ein deutlicher Bauch-Ansatz und was immer in meinem Kopf mitschwang war die große Frage: "Bin ich so in Ordnung, mögen mich andere Menschen so? Müsste ich nicht mehr tun, damit ich besser aussehen?"
Das endete letztlich in einer schweren Depression und wie ich dann geschrieben habe, kam ich zu der Idee mit dem FKK.
Als ich dann zum ersten Mal am Strand alles ausgezogen habe, da war das wirklich wie ein totaler Befreiungsschlag! Ich habe mich zum ersten Mal in meinem Leben tatsächlich völlig frei gefühlt, da ich den Mut hatte mich so zu zeigen, wie ich bin und sein möchte. Jeder kann sehen, wie ich aussehe und welche Vorlieben ich habe. Aber ohne das den anderen aufzudrängen! Ich habe letztlich keine Kuhglocke am Dödel, die lauthals bimmelt. Ich stell mich auch nicht mit den Armen in den Hüften vor jemanden hin, getreu dem Motto: "Schaut euch dies an!"
Was ich nicht verbergen kann ist die Vorliebe zur Intimrasur und das Piercing kann man natürlich sehen, aber es geht doch nicht ums Zeigen, sondern darum, was im eigenen Kopf passiert. Ich begegne Menschen so, wie ich bin. Ungeschminkt und nichts wird kaschiert.
Das ist für mich ein so umwerfenden Gefühl, welches mich so befreit, dass ich jeden Menschen umarmen könnte. Und dafür bin ich einfach sehr dankbar. Und das ist meine Motivation.
Und in dies Jahr möchte ich gerne Mal Nacktwanderungen machen, weil ich das einfach spüren möchte und erleben möchte, was dies mit mir macht.
Aber natürlich mit genauso viel Respekt vor Textilos, wie ich jedem Menschen begegne.
Hui, das war jetzt echt lang!
Nackte Grüße
Ralf