Die Moral der christlichen Kirche ist seit dem Mittelalter stark sexualfeindlich geprägt; Sexualität sollte ausschließlich der Zeugung von Kindern dienen. Wollust wurde den Hauptlastern zugerechnet, Homosexualität als abartig krankhaft und widernatürlich; vielmehr wurde die rigide Einhaltung der Keuschheit propagiert und die Sexualität in den Nimbus des Diabolischen gestellt.
Ich verstehe ja, dass differenziertes Denken oft schwierig ist. Zumindest seit der Reformation ist das falsch, also seit 500 Jahren. Gerade Luther war der sexuellen Lust nicht abgeneigt, weshalb er, der einst zölibatär lebende Mönch, mit 42 Jahren sogar eine Nonne heiratete. Okay, er hatte dadurch Nachholbedarf. Als er mal länger weg war, schrieb er seiner Frau:
"Gebe es Gott, dass ich vor dem Wintereise nach Wittenberg komme, so wollte ich euch stoßen, dass es kracht."
Auch nett:
"In der Woche zwei bis vier, schadet weder ihm noch ihr."
Oder:
"Wer nicht liebt Wein, Weib und Gesang, bleibt ein Narr sein Leben lang."
Nach Lustfeindlichkeit hört sich das alles nicht unbedingt an.
Ich verstehe ja das Argument mit der Sexualität, und ganz falsch ist es nicht. Wer krankhaft prüde ist, wird sich für Nacktheit auch nicht erwärmen können.
Umgekehrt muss Nacktheit aber nichts Sexuelles sein. Ich liebe die Sexualität als Gottesgeschenk, doch wenn ich nackt in meinen See springe, denke ich allenfalls an die Kälte und das Schrumpeln meines ganzen Stolzes, aber nicht ans "Krachen".