Aktuelle Zeit: Fr 29. Mär 2024, 10:40

FKK-Freunde.info

Das deutsche FKK-Forum

Alltag ohne Kleidung: Im Zweifel lieber nackt

Hinweis auf Sendungen in Radio und Fernsehen, sowie Artikel in Printmedien. Medienanfragen von Presse, Radio und TV.
 
Beiträge: 171
Registriert: 12.04.2005
Wohnort: auf dem Vulkan

Alltag ohne Kleidung: Im Zweifel lieber nackt

Beitrag von Oscar » Do 8. Jun 2017, 10:44


 
Beiträge: 5352
Registriert: 08.07.2009
Geschlecht: Männlich ♂

Re: Alltag ohne Kleidung: Im Zweifel lieber nackt

Beitrag von Eule » Do 8. Jun 2017, 20:24

Da gehen aber Anspruch und Wirklichkeit weit auseinander.

Solange das "Nackt-Sein" Ausdruck vom "Anders-Sein" ist, solange wird sich der erklärte Wunsch, im Alltag unbekleidet leben und wirken zu können, kaum erfüllen lassen. Denn das "Anders-Sein" verlangt zu seiner Abgrenzung und Bestätigung eben das andere "So-Sein". Sie wird ihr Ziel erst dann erreichen können, wenn aus dem "Anders-Sein" ein "So-Sein" geworden ist und für sie die Normalität als solches darstellt.

Benutzeravatar
 
Beiträge: 538
Registriert: 21.07.2016
Wohnort: Rottenburg am Neckar
Geschlecht: Männlich ♂
Alter: 68

Re: Alltag ohne Kleidung: Im Zweifel lieber nackt

Beitrag von Shiva205 » Fr 9. Jun 2017, 07:42

Eule hat geschrieben:Sie wird ihr Ziel erst dann erreichen können, wenn aus dem "Anders-Sein" ein "So-Sein" geworden ist ...
Man könnte auch sagen: Hier ist der Weg das Ziel: Man kann dieses Ausziehen vor Anderen als eine Art Therapie- und Lernprozess sehen, der uns von dem Stress befreit, dass wir immer eine Fassade zeigen müssen um in der Gesellschaft (vermeintlich) bestehen zu können.

 
Beiträge: 5352
Registriert: 08.07.2009
Geschlecht: Männlich ♂

Re: Alltag ohne Kleidung: Im Zweifel lieber nackt

Beitrag von Eule » Fr 9. Jun 2017, 13:29

@ Shiva205
Ich gehe mal davon aus, dass dein Gedankengang sich mit der Realität dieser Dame deckt, die den Anspruch formulierte. Dieses ändert jedoch nichts daran, dass dieser Anspruch sich mit der gelebten Realität so nicht in Deckung bringen lässt.

Man kann dieses Ausziehen vor Anderen als eine Art Therapie- und Lernprozess sehen, der uns von dem Stress befreit, dass wir immer eine Fassade zeigen müssen um in der Gesellschaft (vermeintlich) bestehen zu können.
Diese deine Auffassung teile ich nicht. Denn gerade das sich ausziehen vor fremden Menschen bringt viele in eine Stressreaktion. Dieser Stress wird durch das vermeindlich moralische Gebot, sich nicht vor fremden Menschen und teilweise sogar vor den eigenen Familienangehörigen unbekleidet zeigen zu dürfen. Das Niedereissen der gesellschaftlichen Bekleidungsfassade wird in der Regel nicht durch das Weglassen der Kleidung demonstriert, solndern durch das Nichteinhalten der "korrekten" Kleidung.

Solange ich mich durch Kleidung oder auch durch Nacktheit von einer anderen Norm abgrenzen muss, solange habe ich mich aus dieser Norm, von der ich mich befreien möchte, nicht gelöst. Die Art meiner Kleidung oder Nichtkleidung gehört dann noch nicht zu meinem So-Sein, also zu meiner Normalität. Denn die Normalität benötigt kein Gegenüber, von der sie sich abgrenzen muss. Die Normalität ist so, wie sie ist, also aus sich selbst heraus so.

Benutzeravatar
 
Beiträge: 860
Registriert: 23.07.2014
Wohnort: Gelsenkirchen
Geschlecht: Männlich ♂
Alter: 70

Re: Alltag ohne Kleidung: Im Zweifel lieber nackt

Beitrag von BOeinNackter » Di 13. Jun 2017, 22:02

Es tut mir leid, Normalität nur aus mir heraus und für mich, ohne ein Gegenüber, zu definieren, finde ich eine sehr besondere Sichtweise. Menschen sind soziale Wesen, nicht wahr?

Es gibt sicher einiges, was für Nacktheit als Normalität spräche. Bisher ist das fast nirgendwo der Fall. Fast überall bedeutet Nacktheit für sich selbst und die Anderen, Grenzüberschreitung, Provokation und Konflikt. Geht es gut, so wird sie durchaus als Befreiung erlebt. Es kommt aber auch zu neuen, vielleicht überraschenden Körpergefühlen und Selbstwahrnehungen.
Tatsächlich werden rasch neue Regeln gefunden, für Zeiten, Orte, Blicke, Berührungen, Haltungen und Bewegungen. So wird die Nacktheit eigentlich wieder in Schamgrenzen eingehegt.
Die Alice will die neuen Wahrnehmungen mit ihren Klienten kreativ und hilfreich nutzen. Will man sein, wie man ist, gehört erst einmal die Selbstwahrnehmung an den Anfang. Es hört nicht mit dem Nacktsein in einzelnen Situationen auf. Da könnte noch eine Menge individueller Entdeckungen und Auseinandersetzungen folgen.

 
Beiträge: 5352
Registriert: 08.07.2009
Geschlecht: Männlich ♂

Re: Alltag ohne Kleidung: Im Zweifel lieber nackt

Beitrag von Eule » Mi 14. Jun 2017, 01:38

@ BOeinNackter
Es tut mir leid, Normalität nur aus mir heraus und für mich, ohne ein Gegenüber, zu definieren, finde ich eine sehr besondere Sichtweise.
Im Gegensatz zu dir sehe ich die Normalität nicht als ein Produkt einer sozialen Kommunikation. Die Normalität ist das Ergebnis einer sich ständig wiederholenden Handlung und/oder Sichtweise.
Menschen sind soziale Wesen, nicht wahr?
Hier stimme ich dir voll und ganz zu.

Es gibt sicher einiges, was für Nacktheit als Normalität spräche.
Mit dieser Feststellung wird Nacktheit zu einer Anormalität.
Bisher ist das fast nirgendwo der Fall.
Diese Aussage möchte ich so nicht bestätigen. Denn mit dieser Aussage bist du in einer bestimmten kulturhistorischen Ansicht gefangen, die nur für eine bestimmte Zeit und einen umgrenzen Raum Gültigkeit hatte.
Fast überall bedeutet Nacktheit für sich selbst und die Anderen, Grenzüberschreitung, Provokation und Konflikt.
Solange die Nacktheit für dich selbst keine Normalität bedeutet, solange wirst du in den Beschränkungen der "Kleiderordnungen" verfangen bleiben. Denn Normalität ist weder eine Grenzüberschreitung noch eine Provokation. Und wenn für dich die Nacktheit nicht zur Normalitätgehört, dann wirst du dich aus diesen Kleiderordnungen nicht befreien können.
Geht es gut, so wird sie durchaus als Befreiung erlebt.
Nacktheit als Befreiung kannst du nur dann erleben, wenn dieses für dich keine Provokation oder Grenzüberschreitung darstellt. Andernfalls tauscht du eine Zwangssituation gegen eine andere aus.

Tatsächlich werden rasch neue Regeln gefunden, für Zeiten, Orte, Blicke, Berührungen, Haltungen und Bewegungen.
Mit dieser Aussage kann ich wenig anfangen. Für mich ist dieses Ausdruck einer großen Angst.
So wird die Nacktheit eigentlich wieder in Schamgrenzen eingehegt.
Nacktheit verbleibt immer innerhalb von Schamgrenzen, ebenso wie die Kleidung. Es ist nur die Frage, was als Schamgrenze angesehen wird, wie diese also definiert wird.

Die Alice will die neuen Wahrnehmungen mit ihren Klienten kreativ und hilfreich nutzen.
Dieses ihr Wollen wird von mir nicht bestritten. Ich sage ja nur, dass sie diesem ihren eigenen Anspruch als solchen nicht gerecht wird.

Benutzeravatar
 
Beiträge: 860
Registriert: 23.07.2014
Wohnort: Gelsenkirchen
Geschlecht: Männlich ♂
Alter: 70

Re: Alltag ohne Kleidung: Im Zweifel lieber nackt

Beitrag von BOeinNackter » Mi 14. Jun 2017, 13:34

Normal ist sicher immer subjektiv. Dennoch wird eine persönliche Idee oder ein persönliches Gefühl von Normalität immer in der jeweiligen Umwelt Anstoß erregen, wenn sie nicht dem Mainstream oder gar Richtlinien oder Gesetzen entspricht.
Eine nur auf sich selbst bezogene Normalität wirkt in dieser Welt nur in einem sehr kleinen Bereich.

Grenzüberschreitungen sind schon vom Wortsinn her Befreiungen.

Wir kennen doch überall Grenzen und spezielle Regeln für Nacktbereiche, die auch individuell verschieden sein können. Nackt ist man weiterhin nur an bestimmten Orten. Auf FKK-Geländen ist Nacktheit sogar geboten. Dort gehört es zum guten Ton. Manche tun es sogar nur, weil es sich hier gehört. Zuhause, im Bett, im Garten erlauben sich das viele nicht. Auch auf FKK-Geländen wird in Arbeitskleidung die Terasse gekehrt oder Sport gemacht.
Wohin unsere Blicke gehen, wie wir jemanden berühren, ist unter Nackten besonders. Auch die Körperhaltung und Bewegungen sind nackt anderen Regeln unterworfen. Es geht meist darum, Geschlechtsteile nicht zu offen zu zeigen und unser Fleisch nicht zu sehr wackeln und zappeln zu lassen.
Leider stößt schon das reden über ungeliebte Themen (Errektion ;) ) auf Widerstand. Wie ehrlich gehen wir alle eigentlich mit unseren Gedanken und Gefühlen um? Auch reden kann befreien.
Das kann man alles akzeptieren, man kann aber auch über manches nachdenken un miteinander reden, vielleicht sogar zu grenzüberschreitenden Naktivitäten finden.

Menschen werden nie ganz frei sein, weil sie nicht vollkommen sind. Freiheit ist immer nur relativ und hat gemeinsame Grenzen mit der Freiheit und der Macht Anderer.
Grenzen bieten Schutz, sichern uns Freiräume, können aber auch einsperren und hindern. Wenn es gelingt, Grenzen zu überwinden, werden Menschen immer einen neuen Rahmen suchen, der ihnen die gewünschte Freiheit in Sicherheit gibt. Zu Offenheit und gegenseitiger Wertschätzung, auch unserer Nacktheit, gehört eine gewaltarme Gesellschaft. Deshalb mag man auch keine Revolutionen, die zuviel auf einmal einreissen.
Auch wenn ein Tabubruch sehr erwünscht war, kann die neue Situation überraschende Folgen haben. Wir selbst erleben und erfahren uns auf neue Art, wenn wir etwas ungewohntes tun. Man sollte es nicht zur Seite schieben und so tun, als gäbe es dies und das nicht.
Sein wollen wie wir sind, das ist ja auch eigentlich utopisch. Solange wir leben sind wir immer wieder anders. Kein Moment ist wiederholbar. Diesem Werden mehr Freiraum zu bieten, das sollte Ziel sein. So meint es auch sicher diese engagierte Frau in dem Artikel.

 
Beiträge: 10
Registriert: 11.05.2015
Geschlecht: Weiblich ♀
Skype: Emilie Pastis

Re: Alltag ohne Kleidung: Im Zweifel lieber nackt

Beitrag von wounderland » Do 15. Jun 2017, 17:43

>Sein wollen wie wir sind, das ist ja auch eigentlich utopisch. Solange wir leben sind wir immer wieder anders. Kein Moment ist >wiederholbar. Diesem Werden mehr Freiraum zu bieten, das sollte Ziel sein. So meint es auch sicher diese engagierte Frau in dem Artikel.

Als die "engagierte Frau aus dem Artikel" melde ich mich zu Wort ;-)

Schön, dass ihr so rege über meinen Artikel diskutiert. Klar, er war in gewisser Weise provokativ formuliert, was ich aber auch gut fand!
Der Schrei nach Veränderung ist ja auch irgendwie provokativ! :-D

Und mittlerweile ist es ja nicht mehr nur ein Schrei nach Veränderung, sondern eine Umsetzung und Durchführung.

Ich komme gerade von einer Mediationsfortbildung, wo wir auch über das Thema "sich verletzlich zeigen - sich nackt zeigen und gewaltfrei kommunizieren" diskutierten. In der Mediation (Konfliktmanagement) geht es um nichts anderes, als sich nackt zu zeigen, nämlich nackt mit seinen Bedürfnissen und Wünschen - statt mit Beschuldigungen und Vorwürfen.

Und ich bin absolut fasziniert, was die Teilnehmer beispielsweise meiner Nackt-Tanzkurse während der Veranstaltung durchleben und was sie mir für Rückmeldungen geben. Es sind krasseste Zustände von Angst und Einsamkeit, denen sich manche von ihnen aussetzen, die aber dann häufig zu unglaublichen Glücksgefühlen werden, wenn sie spüren, dass sie diese durchlebt und überwunden haben durch das klare Ansprechen dieser Gefühle und den Halt der Gruppe während dieser Situation. Und dann später zu hören, welche Kraft es ihnen gegeben hat auch andere Dinge in ihrem Leben und in ihren Beziehungen klar anzusprechen und "nackt" auf den Tisch zu legen, motiviert mich sehr diese Kurse auch weiterhin zu geben.

Und ich freu mich schon sehr, gleich die Frauen zum Tanzen zu animieren und bald auch während der Sommermonate meine Kurse in Frankreich an der Atlantikküste anzubieten.

Vielleicht schafft Ihr es ja auch mal zu einem Seminar oder einem Tanzkurs vorbei zu kommen und Euch selbst eine Meinung zu bilden ;-)

Ich freu mich auf Euch! Liebe warme Sommergrüße aus Potsdam

Benutzeravatar
 
Beiträge: 4340
Registriert: 29.03.2010
Wohnort: Limbach-Oberfrohna
Geschlecht: Männlich ♂
Alter: 63

Re: Alltag ohne Kleidung: Im Zweifel lieber nackt

Beitrag von Zett » Do 15. Jun 2017, 21:35

Sehr schön, dass Du Dich hier zu Wort meldest! Ich finde Deine Sache sehr interessant!

 
Beiträge: 5352
Registriert: 08.07.2009
Geschlecht: Männlich ♂

Re: Alltag ohne Kleidung: Im Zweifel lieber nackt

Beitrag von Eule » Fr 16. Jun 2017, 01:00

@ BOeinNackter
Normal ist sicher immer subjektiv.
Im Wort "normal" ist der Begriff "Norm" enthalten. Das Wort "Norm" beschreibt eine Handlungsfolge, die zu befolgen ist. Für mich liegt in dem Wort "normal" also eine Handlungsfolge, die ich befolge. Aus dieser Sicht heraus ist die Normalität also stets ein subjektiver Begriff, da diese Normalität ja von jeder Person anders erlebt und gelebt wird.

Der Begriff "Norm" beschreibt jedoch auch Handlungsfolgen, die von mir zu befolgen sind, ohne dass ich diese Handlungsfolge als solches selbst gebildet haben muss. Diese von außen mir aufgetragene Handlungsfolge wird für mich jedoch erst dann "normal", wenn ich diese verinnerlicht habe habe. Befreien kann ich mich nur von den Handlungsfolgen, die mir aufgezwungen wurden und die ich nicht verinnerlicht habe und somit aus einer Fremdbestimmung heraus handeln muss.

Freiheit bedeutet nun nicht nur, wie einige User es meinen werden, das Ablegen von fremdbestimmten Handlungen. Freiheit bedeutet, ein Handeln aus einer Übereinstimmung mit mir selbst. Ich bin wie ich bin nur dann frei, wenn ich so bin wie ich bin. Ebenso gehört zur Freiheit eine Auswahl. Ohne eine Auswahl kann ich nicht frei sein, weil mir diese Wahlmöglichkeit fehlt. Zur Freiheit gehört immer der Konflikt. Denn die Entscheidung für die eine Möglichkeit ist immer eine Entscheidung gegen andere Möglichkeiten.

Da die Freiheit mit dem Begriff des Konfliktes fest verbunden ist, entwickelt sich der Begriff der Verantwortung. Weil ich mich frei für eine Möglichkeit entschieden habe, verantworte ich diese meine Entscheidung.

Bevor ich mit dieser meiner Entscheidung und Verantwortung zu meinem Gegenüber gehe, muss ich diesen Prozess in mir durchlaufen und abgeschlossen haben. Wenn ich diesen Prozess für mich und in mir nicht durchlaufe, dann spiele ich vor mir und meiner Umwelt ein Schauspiel. Ich lebe eine Rolle, aber nicht mein Leben und um uns herum leben mehr Schauspieler, als freie Menschen.

Meine Kritik an der Haltung der Autorin des Artikels besteht nicht darin, in dem ich ihr Handeln als solches kritisiere. Ich kenne die methodischen Zwänge, die sie befolgt. Ich kritisiere lediglich, dass sie ihren theoretischen Anspruch: "Im Zweifel lieber nackt" nicht gerecht wird. Denn sie ist und argumentiert "im Zweifel bekleidet". Und wenn wounderland die Autorin ist, so bestärkt ihre Äußerung vom 15.06.2017 diese meine Kritik. Denn dort habe ich den Eindruck, dass eine Zielvorstellung, es sollte so sein, mit der Lebensmaxime, es ist so, verwechselt wird. Ich empfinde einen Unterschied, zwischen dem, was sie sagt und dem, was sie umsetzt.

Diese meine Kritik ist kein Vorwurf. Aber es gehört zu einer methodischen Kritik, den Wunsch vom Ergebnis zu unterscheiden und auf diesen Unterschied aufmerksam zu machen.

Nächste

Zurück zu FKK in den Medien

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 27 Gäste